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Wenn den Jüngsten die Luft wegbleibt - Asthma bei Kindern

Wenn den Jüngsten die Luft wegbleibt - Asthma bei Kindern

Bei wenigstens 70 % der Betroffenen tritt die Erstsymptomatik vor dem 5. Lebensjahr auf. Die Lungenfunktionsuntersuchung fällt in den frühen Lebensjahren für die Diagnostik weg


Dr. Christian Zagler

Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Mag. Angelika Vötsch-Rosenauer sprach mit dem bekannten Lungenfacharzt Dr. Christian Zagler.

CredoMedia: Warum erkranken immer mehr Kinder an Asthma? Umwelt, Gene, Ernährung – welche Faktoren sind besonders relevant?

Dr. Zagler: Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Es betrifft Kinder und Jugendliche sowohl in Ländern mit hohem Einkommen, als auch in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen, in letzteren schwerwiegender. Mit seiner flächendeckenden medizinischen Versorgung in Österreich muss sich kein Mensch mehr, der an Asthma leidet und seine Therapie regelmäßig einnimmt, davor fürchten, an der Erkrankung zu sterben.

Eltern fragen sich oft, weshalb gerade ihr Kind an Asthma leidet.

Die Entstehung und Entwicklung von Asthma kennen wir noch nicht ganz genau. Es gibt Hinweise auf eine genetische Vererbung, Abläufe im Immunsystem, frühkindliche Prägung, Umwelteinflüsse (insbesondere Tabakrauchen der Eltern) und durchgemachte Infektionen. Liegt Asthma vor, so gibt es Faktoren, die zu einer Verschlechterung führen können, wie z.B. Infekte, Allergene, Giftstoffe, die inhaliert werden, wieder zu betonen ist hier der schädliche Tabakrauch im Umfeld des Kindes. Auch körperliche Belastung, sogenanntes exercise-induced Asthma, oder psychische Belastungssituationen sind ein Thema. Durch eine gut wirksame antiasthmatische Therapie kann in den meisten Fällen eine volle körperliche Leistungsfähigkeit erreicht werden.

CredoMedia: In welchem Alter treten die Symptome eher auf? Was sind erste Anzeichen?

Dr. Zagler: Bei wenigstens 70 % der Betroffenen tritt die Erstsymptomatik vor dem 5. Lebensjahr auf. Die Lungenfunktionsuntersuchung fällt in den frühen Lebensjahren für die Diagnostik weg. „Ich bekomme keine Luft - Es ist so eng hier (Anm. Brustkorb) - Ich kann mich weniger bewegen“ sind typische Aussagen von Kindern, sobald sie Probleme als solche wahrnehmen und artikulieren können. Auch Husten kann ein Hinweis auf Asthma sein. Wenn die Bronchien eng sind, hat man ein Problem mit der Atmung und wie reagieren Kinder darauf? Sie reduzieren einfach ihre Belastung. Sie werden immer ruhiger bis hin zu schweren Symptomen, bei denen Kinder in die Ambulanzen getragen werden, da sie aufgrund der massiven Atemnot jegliche Bewegung vermeiden müssen. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung sieht man dann u.a. typische Muskeleinziehungen im Zwischenrippen-Bereich.

Bei 50 % aller Kleinkinder verschwinden die Symptome bis spätestens zur Pubertät wieder. Bei den anderen 50 % bleiben diese Symptome chronisch. Unser Ziel ist es daher, sehr früh mit einer Therapie zu beginnen, sodass eine Chronifizierung der Beschwerden verhindert werden kann. Das gelingt leider nicht immer.

CredoMedia: Welche Untersuchungsmethoden stehen zur Verfügung und was bedeuten die Resultate?

Dr. Zagler: Bis zum 5. Lebensjahr ist es vor allem die körperliche Untersuchung, das Abfragen der Symptome und der Einsatz des guten alten Stethoskops. Auch Husten ohne Infekt, tagsüber und nachts ist ein sehr typisches Symptom von Asthma, nicht nur die Atemnot und die reduzierte körperliche Belastbarkeit.

Allergietestung ist ebenfalls ein Thema. Der Allergennachweis dient zur Identifikation von allergischem Asthma bronchiale. Eine Allergietestung kann mittels Hauttest oder Bluttest erfolgen.

Sobald es die Koordination von Kindern zulässt, soll eine  Lungenfunktionsuntersuchung durchgeführt werden. Wann Kinder dazu in der Lage sind, ist sehr individuell. Mit der Lungenfunktionsuntersuchung werden Atemvolumina und Atemströme gemessen. Diese kann eine Einengung der Bronchien zeigen.

Neben der körperlichen Untersuchung ist auch die Anamnese sehr wichtig. Die Eltern sollen die Symptome der Kinder beschreiben können und dadurch dem Arzt oder der Ärztin bei der Diagnosestellung helfen. Wichtige Hinweise sind beispielsweise, ob es in der Vorgeschichte bereits eine inhalative Therapie gab, ob ein Kind wegen einer obstruktiven Bronchitis (= Infektion der Bronchien, die mit einer Verengung der Bronchien einhergeht) behandelt wurde oder die Beschreibung von Symptomen wie Husten und Pfeifgeräusche der Lunge.

Anhand der Resultate kann einerseits eine Diagnose gestellt und andererseits eine Therapie eingeleitet werden.

CredoMedia: Warum ist die frühe Diagnose so wichtig?

Dr. Zagler: Die Hauptaufgaben eines Arztes oder einer Ärztin sind Untersuchung, Diagnosestellung und Therapieeinleitung. Kein Kind soll heutzutage mehr wegen asthmatischer oder obstruktiver Beschwerden im Alltag eingeschränkt sein. Das Therapieziel ist eine kontrollierte Erkrankung und infolge eine problemfreie Entwicklung des Kindes - das zu erreichen, gelingt uns in den meisten Fällen. Es gilt ebenso jene Kinder zu identifizieren, welche an leichten und oft unbemerkten asthmatischen Beschwerden leiden und Eltern mit der Erkrankung Asthma vertraut zu machen: Diese chronische Krankheit kommt und geht, kann jedoch durch Medikamente kontrolliert werden.

 

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