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„Kleine Blutgefäße: große Gesundheitsprobleme?“ Wissenschaftliche Empfehlungen des Workshops der NIH

„Kleine Blutgefäße: große Gesundheitsprobleme?“ Wissenschaftliche Empfehlungen des Workshops der NIH

Sonderbericht des National Institutes of Health (NIH). "Kleine Gefäße: große Gesundheitsprobleme?", Bosetti et al. JAHA


Bedeutung der kleinen Blutgefäße

 

Kleine Blutgefäße (Innendurchmesser im Allgemeinen unter 100 μm) sind an grundlegenden
physiologischen Prozessen und pathologischen Ereignissen beteiligt, erhalten aber nur bedingt die Aufmerksamkeit, die mit der Physiologie und Pathologie der Makrogefäße verbunden ist. Zu den wichtigsten Gründen für diese Lücke in der Bench-to-Bedside-Forschung zählen die Komplexität und die geringe Größe der kleinen Blutgefäße des Körpers. Kleine Gefäße enthalten verschiedene zelluläre Komponenten und interagieren mit einer Fülle nichtvaskulärer Parenchymzellpopulationen, die je nach Organ unterschiedlich sind. Je nach Schauplatz tragen auch Umwelt-, Entwicklungs- und epigenetische Faktoren zu dieser Komplexität bei und erschweren so die Nutzbarmachung fundamentaler Entdeckungen in der klinischen Praxis. Ein tieferes Verständnis der konkreten strukturellen und funktionalen Signaturen der kleinen Gefäße des Körpers und der Art und Weise, wie ihre lokalen Störungen jeweils zu pathophysiologischen Zuständen auf systemischer Ebene führen können, könnte Diagnose und Therapie auf ein ganz neues Niveau heben.

 

Zusammenfassung und künftige Stoßrichtungen

Der Workshop bot Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen zum ersten Mal die Möglichkeit, sich zu treffen und gemeinsame Herausforderungen und wissenschaftliche Chancen der Grundlagenund klinischen Forschung an kleinen Blut- und Lymphgefäßen zu diskutieren. Als übergreifende Prioritäten genannt wurden unter anderem: die Notwendigkeit der Erweiterung unseres Wissens über die grundlegende Biologie kleiner Gefäße, die strukturelle und funktionale Heterogenität und differenzielle Empfänglichkeit für Schädigungen und Krankheiten, die Wechselbeziehungen zwischen den Gefäßzellen und benachbarten Zellen bzw. zirkulierenden Faktoren, die molekularen Mechanismen der physiologischen und pathologischen Selbstregulierung der kleinen Gefäße in verschiedenen Organen und die gewebespezifischen Phänotypen der Endothelzellen, Perizyten und glatten Gefäßmuskelzellen, die den verschiedenen dynamischen Reaktionen der Gefäße zugrunde liegen. Auch Faktoren wie Geschlecht, Hormonstatus, Entwicklungsphase, Alter, Begleiterkrankungen und Genetik sind für das Verständnis der komplexen physiologischen und pathologischen Reaktionen der kleinen Blutgefäße ausschlaggebend. Neue integrative und disziplinübergreifende Ansätze der
rechnergestützten Modellierung, nichtinvasiven Bildgebung, Auffindung genetischer Determinanten und Entwicklung neuer Tiermodelle sind für die Erforschung der Pathophysiologie der kleinen Blutgefäße von grundlegender Bedeutung.
Eine der Herausforderungen des zweitägigen Workshops bestand darin, konkrete und
übertragbare Empfehlungen zu formulieren, die auf verschiedene Organe, Krankheiten und
Disziplinen anwendbar sind. Künftige Bestrebungen und gezielte Initiativen zur detaillierten Lösung konkreter Probleme sind gerechtfertigt. In dieser Hinsicht erwägen die National Institutes of Health neben der Unterstützung interdisziplinärer Forschungsprojekte durch Fördermittel für Teamprojekte (P01, RC2, R24 usw.), die Bereitstellung von Datenbankressourcen für die -omik-Forschung, menschlichem Gewebe und Konferenzmitteln (U13, R13), Initiativen zur gezielten Erforschung kleiner Gefäße ins Leben zu rufen oder haben dies bereits getan, z. B. M2OVE Alzheimer's disease (AD) (https://www.nih.gov/news-events/news-releases/decoding-molecular-ties-between-vasculardisease-alzheimers), Small Vessel Contributions to Cognitive Impairment and Dementia (VCID) Biomarkers Consortium: Coordinating Center (RFA-NS-16-019), Small Vessel Contributions to Cognitive Impairment and Dementia (VCID) Biomarkers Development Projects (RFA-NS-16-020) und Mechanistic basis of diffuse white matter disease in vascular contributions to cognitive impairment and dementia (RFA-NS-16-021), die auf diesem Workshop und anderen maßgeglichen Planungen aufbauen.

 

Sonderbericht: Francesca Bosetti, PharmD, PhD;*, Zorina S. Galis, PhD;* Margaret S. Bynoe, PhD; Marc Charette, PhD; Marilyn J. Cipolla, PhD; Gregory J. del Zoppo, MD; Douglas Gould, PhD; Thomas S. Hatsukami, MD; Teresa L. Z. Jones, MD; James I. Koenig, PhD; Gerard A. Lutty, PhD; Christine Maric-Bilkan, PhD; Troy Stevens, PhD; H. Eser Tolunay, PhD; Walter Koroshetz, MD; im
Namen der Teilnehmer des Workshops „Kleine Blutgefäße: große Gesundheitsprobleme“

ANHÄNGE

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Kleine Gefäße: große Gesundheitsprobleme? Bosetti et al. JAHA

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