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Lungentransplantierte PatientInnen feierten Gipfelsieg am Kilimandscharo

Lungentransplantierte PatientInnen feierten Gipfelsieg am
Kilimandscharo

"Es war für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis- eine Bereicherung auf allen Ebenen"- so beschreibt Univ. Prof. Dr. Walter Klepetko, seine Expedition mit zehn Lungentransplantierten zum höchsten Berg Afrikas. Arzt - Patienten Beziehung einmal ganz anders- sehen sie dazu den Videobericht.


Die Expedition, die sich im Juni 2017 zum Gipfel des Kilimandscharo (5.895m) im ostafrikanischen Tansania aufmachte, bestand aus zehn Lungentransplantierten im Alter von 23 bis 63 Jahren plus 24 Begleitpersonen (ÄrztInnen, PhysiotherapeutInnen und KrankenpflegerInnen).

Die PatientInnen hatten im Laufe der vergangenen 15 Jahre an der Universitätsklinik für
Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien eine Lunge transplantiert bekommen, ein
Patient hatte sogar eine kombinierte Leber-/Lungen-Transplantation hinter sich.

 

Sicherheitsvorkehrungen

 

Um die PatientInnen sicher zu betreuen und ihre Gesundheit sicherzustellen, wurden sie
täglich untersucht. Neben der Messung der Vitalwerte wurden auch die Blutgase, die
Nierenwerte und die Elektrolytwerte gemessen sowie der Höhenkrankheits-Score bestimmt.

Als Vorsichtsmaßnahme wurde vor der Abreise Hepatitis-A-Immunglobulin verabreicht, die
TeilnehmerInnen erhielten während der Expedition nur abgefülltes Trinkwasser (rund 500
Liter wurden von zehn Trägern mitgenommen), um Infektionen zu vermeiden.

Die BegleiterInnen der MedUni Wien nahmen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen
vor, um die Auswirkungen der körperlichen Belastungen zu messen. So wurden der
Immunsuppressionsspiegel gecheckt, ein Schlafscreening vorgenommen und Sättigung,
Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoff, Kohlendioxid und die Laktatwerte gemessen. Außerdem
wurde die Muskelkraft getestet und das Brustfell und der Sehnerv mittels Ultraschall
untersucht. siehe Video 

Auf 4000 Meter Höhe erkannten zwei Patienten ihre Grenzen und stiegen wieder ab. Alle
weiteren acht PatientInnen und ihre 24 Begleitpersonen erreichten am Sonntag, dem 18. Juni
2017, den Gipfel.
Niemand hatte mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu
kämpfen, wenn auch mehr als die Hälfte leichte bis mittelgradige Symptome einer
Höhenkrankheit (Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen) zeigten.

 

Grenzenlose Liebe

 

Am Gipfel angekommen gab es noch ein weiteres Happy End. Andreas Gappmayr (Patient) hielt um die Hand seiner Lebensgefährtin an. Der Sonnenaufgang am Gipfel wird den beiden wohl unvergesslich bleiben.

Der Pulmologe Peter Jaksch von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien/AKH
Wien betreut seit 16 Jahren die lungentransplantierten PatientInnen des AKH Wien, von ihm
stammte die Idee einer gemeinsamen Expedition auf den höchsten Berg Afrikas, die er
schließlich erfolgreich organisierte: „Für unsere PatientInnen war es eine besondere
Genugtuung und Selbstbestätigung, nach ihrer schweren Operation und dem
vorangehenden Leiden durch ihre Erkrankung gesund und fit am höchsten Gipfel Afrikas zu
stehen.

Die Expedition dient als Beweis, dass man nach schwerer Krankheit und dem
chirurgischen Eingriff einer Lungentransplantation wieder ein aktives Leben führen kann.“

 

„Die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit, die man nach einer Lungentransplantation
erreichen kann, ist unglaublich gut“, erklärte Walter Klepetko, Leiter der Klinischen
Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien/AKH Wien, „wenn man das mit den
Resultaten, die man in vielen anderen Bereichen der Medizin erzielen kann vergleicht, so
lohnt sich der Aufwand eines solchen Eingriffes in jedem Fall.“


Zu den Ergebnissen der Untersuchungen sowie zum Gesamtkonzept der Expedition sind
mehrere wissenschaftliche Publikationen geplant.

 

Video: http://www.w24.at/24-Stunden-Wien/257235/12480

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