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Warum Tierversuche nicht nur grausam, sondern auch gefährlich sind

Warum Tierversuche nicht nur grausam, sondern auch gefährlich sind

Tierversuche werden trotz Gegenargumenten dennoch durchgeführt und führen oft zu falschen Ergebnissen

 

CredoWeb: Sind Tierversuche im Bereich Medikamentenherstellung sinnvoll?

Dr. Christopher Faßbender: Die physiologischen Unterschiede zwischen Tieren und Menschen sind so groß, dass es sehr risikoreich ist, sich auf Tierversuche in der Medikamentenherstellung und Zulassung zu verlassen. Wichtige Medikamente wie Ibuprofen, Aspirin oder Penicillin wären heute gar nicht auf dem Markt, wenn sie von vorn herein an Tieren getestet worden wären. So führt z.B. Ibuprofen zu Vergiftungen bei Hunden, Aspirin ist auch für Hunde unverträglich, Penicillin ist für Meerschweinchen giftig.

 

Diese Fälle zeigen, dass es nicht möglich ist durch Tierversuche sichere Schlussfolgerungen für die Wirkung auf den Menschen zu schließen. Tierversuche sind also nicht nur grausam, sondern auch sehr gefährlich. Deswegen appellieren wir von PETA von Tierversuchen auf tierversuchsfreie Methoden umzusteigen.

 

Makkake

 

CredoWeb: Führen Tierversuche oft zu falschen Forschungsergebnissen? Wie oft kommt das vor?

Dr. Christopher Faßbender: 92% der potentiellen Arzneimittel, die sich bei den Tierversuchen als wirksam und sicher erwiesen haben, kommen nicht durch die klinische Prüfung, also durch die 2. klinische Stufe, wobei Versuche am Menschen gemacht werden. Dies geht aus einem Bericht der FDA (Food and Drug Administration) hervor!
Von diesen 8% der Wirkstoffe, die dann zugelassen werden, werden auch nochmal die Hälfte vom Markt genommen, aufgrund von Nebenwirkungen.

 

CredoWeb: Warum werden Tierversuche trotz aussagekräftiger Gegenargumente noch immer durchgeführt?

 

Dr. Christopher Faßbender: Erstmals ist es so, dass für die Zulassung von Medikamenten regulatorisch Tierversuche vorgeschrieben werden d.h. man müsste die Regularien auf EU-Ebene und nationaler Ebene ändern. Da tut sich auch was – zB betreffend des Chemikalienrechts in der „REACH-Verordnung“ für Industriechemikalien. Da setzen sich mehr und mehr auch die Alternativmethoden durch. Und da arbeiten wir vom „PETA International Science Consortium“, das ist ein Wissenschaftskonsortium, an dem ich auch beteiligt bin – hier Veränderungen zu bewirken.

 

Dann liegt es natürlich auch an der Förderung – also Tierversuche werden viel stärker gefördert durch Bund, Länder und andere Einrichtungen – und genau hier möchten wir auch sehen, dass es mehr Förderung gibt durch Bund, Länder und auch der Industrie für tierversuchsfreie Methoden.

 

Zum Beispiel in der Kosmetik macht die Industrie schon sehr viel – das liegt auch daran, dass das Verbot 2013 in Kraft getreten ist für Tierversuche an kosmetischen Produkten. Hier hat die Kosmetikindustrie sehr viel geforscht um Alternativmethoden zu entwickeln.

Dann kommt auch noch hinzu, dass es eine große Industrie gibt, die von Tierversuchen profitiert. Das sind die Händler, die Tierzüchter, die Hersteller von allem möglichen Zubehör und letztlich natürlich auch die Forschungseinrichtungen die das alles betreiben.

Deswegen wäre es schön, wenn die Regierung mehr in tierversuchsfreie Methoden investieren würde. Damit würde auch die Sicherheit der Forschungsergebnisse zunehmen.

Frau im Labor

 

CredoWeb: Wäre es noch zusätzlich mit großen Kosten verbunden, wenn beispielsweise ein Pharmaunternehmen auf tierversuchsfreie Methoden umsteigen würde?

 

Dr. Christopher Faßbender: Zunächst einmal würde es teuer werden, weil man ja zu den bestehenden Kosten noch zusätzlich die Entwicklungskosten hätte, aber sobald das funktioniert und auch von den Behörden anerkannt wird dann stellen sich die Prozesse mehr und mehr um.


Das erleben wir in der Automobil-Industrie ähnlich bei der Umstellung auf Elektromobilität. Solche Umstellungsprozesse sind für große Unternehmen schwieriger zu stemmen, da diese schon große bestehende Prozesse haben. Andererseits ist hier natürlich auch das Geld vorhanden. Zum Beispiel die BASF (deutscher Chemiekonzern) hat schon sehr viel in Alternativmethoden investiert – hier werden große Profite gemacht und dann ist diese Umstellung auch möglich.

 

Interview geführt von: Christina Neumayer

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