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Fibromyalgie - Neueste Erkenntnisse, Video

Fibromyalgie - Neueste Erkenntnisse, Video

CredoWeb hat Assoz. Prof. Priv. Doz. Dr. Mathias Glehr zu einem exklusiven Video-Interview über die neuesten Erkenntnisse zum Fibromyalgiesyndrom (FMS) getroffen:

 

 

Welche Symptome hat man bei Fibromyalgie?

Prof. Priv.-Doz. Dr Mathias Glehr: Das Fibromyalgiesyndrom ist ein Symptomenkomplex, der sich mit Schmerzen am ganzen Körper charakterisiert. Die Schmerzsymptomatik tritt an verschiedenen Druckpunkten (sog. „Tender Points“) auf.

 

In den alten Klassifikationen hat man achtzehn Tender Points herausgesucht, die bei PatientInnen betroffen sind. Die Diagnosekriterien fokussierten sich bisher auf die Schmerzsymptomatik:

 

  • elf der achtzehn Druckpunkte müssen betroffen werden;
  • und der Schmerz soll über drei Monate andauern, um die Diagnose „Fibromyalgie“ zu stellen.

Im Verlauf der Zeit wurden die Diagnosekriterien um die psychische Komponente erweitert und berücksichtigen nun auch Schlaf-, Angst- und Belastungsstörungen sowie Depressionen und erhöhte Müdigkeit (Fatigue).

 

Was sind die Ursachen für das Fibromyalgiesyndrom?

Prof. Priv.-Doz. Dr Mathias Glehr: Die Ursachen, die dafür verantwortlich sind, sind weiterhin unbekannt. Jedoch gelten als Auslöser in erster Linie:

 

  • Das Immunsystem bzw. die autoimmunologische Komponente;
  • Genetische Veranlagung;
  • Ungesunder Lebensstil: Rauchen, Übergewicht etc. gelten als Risikofaktoren für FMS;
  • Psyche, Stress: besonders depressive Störungen müssen immer im Kontext mit den körperlichen Beschwerden gesehen werden.

 

Welche Therapieverfahren sind bei FMS empfehlenswert?

Prof. Priv.-Doz. Dr Mathias Glehr: In puncto Therapie hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, v.a. weil das Fibromyalgiesyndrom nun als ein Symptomenkomplex gesehen wird und immer mehr Fokus auf die Psyche gelegt wird. Sowohl die körperlichen als auch die psychischen Ursachen müssen behandelt werden. Im Vordergrund der Therapie stehen besonders:

 

  • Aktivitätstherapie (muss in Richtung Physiotherapie gehen);
  • Leichtes bis mittelschweres Ausdauertrainning und Krafttraining;
  • Verhaltenstherapie oder Psychotherapie: psychische Komponente nicht vernachlässigen;
  • Medikamentöse Therapie: in der medikamentösen Behandlung fand ein großes Umdenken statt. Nicht-steroidale Antiphlogistika (entzündungshemmende Medikamente) werden sparsamer verschrieben. Nun finden sich häufiger Antidepressiva und Antikonvulsiva in Behandlungsplänen, dafür hat sich die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie ausgesprochen.

Warum sind Frauen vom FMS häufiger wie Männer betroffen?

Prof. Priv.-Doz. Dr Mathias Glehr: Zu dieser Frage gibt es leider keine klare Antwort. Gerade bei Erkrankungen des Immunsystems sind Frauen häufiger betroffen - eine genaue Ursache oder wissenschaftliche Erklärung dafür gibt es allerdings nicht.

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