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Hanfinhaltsstoff Cannabidiol ohne Effekt auf das Gehirn

Hanfinhaltsstoff Cannabidiol ohne Effekt auf das Gehirn

Der Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol gewinnt in der Medizin in verschiedenen Anwendungen an Bedeutung. Eine neue britische Studie legt zum Beispiel eine Wirkung bei durch Chemotherapie verursachte Neuropathie nahe.


Cannabidiol (CBD) ist einer der Hanfinhaltsstoffe, der für verschiedene medizinische Anwendungsbereiche an Bedeutung gewinnt. Der aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnene Wirkstoff aus der Gruppe der Cannabinoide hat krampflösende, angsthemmende und Übelkeit sowie Entzündungen dämpfende Eigenschaften. Positive Effekte zeigt der Wirkstoff unter anderem bei Epilepsien und Spastik, jedoch in gewissem Ausmaß auch bei der Behandlung von bestimmten schmerzhaften Zuständen.

Man kann Cannabidiol begleitend zur Schmerzreduktion bei sonst therapieresistenten Symptomen einsetzen,

sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) und Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt anlässlich der Österreichischen Schmerzwochen 2018.

 

Mit den verschiedenen Cannabisinhaltsstoffen beschäftigt sich die Wissenschaft schon seit Langem. Bei den medizinischen Anwendungen im Vordergrund stand zunächst die bekannteste Substanz, das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), das auch die psychotropen Eigenschaften von Cannabis vermittelt. In Österreich sind Fertigarzneimittel mit THC oder magistraliter in der Apotheke zubereitete Cannabinoid-Medikamente erhältlich. Der Wirkstoff CBD ist als hoch gereinigte Substanz aus Industriehanf verfügbar.

 

Prof. Likar verwendet CBD als Zusatztherapie bei Patienten, bei denen schwere Schmerzsymptome infolge von Krebserkrankungen, Fibromyalgie oder auch aus anderen Ursachen auch unter Verwendung von Opioiden und anderen Medikamenten nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden konnten. THC ist auch bei Appetitlosigkeit wirksam.

 

Eine neue britische Studie legt nahe, dass CBD Neuropathien lindern kann, die durch bestimmte Chemotherapien verursacht werden. Die Therapie wird somit leichter verträglich. Im Tierversuch zeigte sich, dass CBD und THC jeweils alleine und in Kombination die mechanische Allodynie, also durch einen normalerweise harmlosen Reiz erzeugten Schmerz, abschwächte, die durch Paclitaxel verursacht wird. Paclitaxel wird zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt, zum Beispiel Brustkrebs. Einen ähnlichen Effekt zeigte CBD auch bei Oxaliplatin, das in der Chemotherapie bei kolorektalem Karzinom verwendet wird. Hier schwächte der Wirkstoff die durch das Krebsmittel verursachte mechanische Sensitivität und somit die Schmerzen ab. Beim Krebsmittel Vicristine zeigte sich dieser schmerzlindernde Effekt von CBD im Tierversuch nicht.

CBD könnte helfen, die Entwicklung von peripheren Neuropathien bei einer Chemotherapie zu verhindern und somit die neuropathischen Beschwerden von Krebspatienten lindern.

Seine Wirksamkeit könnte durch den gleichzeitigen Einsatz von geringen Dosen von THC verstärkt werden“, erklärt Prof. Likar. „Allerdings sind hier noch weitere Studien erforderlich, um den Effekt beim Menschen zu sehen.“

 

CBD wird im Magen nicht psychotrop

 

Die immer wieder geäußerten Bedenken, CBD könne im Magen in psychotropes THC umgewandelt und somit zu einer Substanz werden, die grundsätzlich dem Suchtmittelgesetz unterliegt, werden in neueren Medikationen zerstreut. CBD selbst bindet sich nicht an CB1-Rezeptoren und ist daher frei von psychotropen Effekten. Unter Laborbedingungen kann CBS zwar in THC und andere Cannabinoide umgewandelt werden. Dies geschieht unter Einsatz von künstlich hergestellter Säure, die der Magensäure ähnelt. Dieses In-vitro-Experiment lasse aber keine Rückschlüsse auf den menschlichen Körper zu, so Prof. Likar: „Die physiologischen Zustände im Magen weichen stark von den im Labor erzeugten ab. Daher überrascht es auch nicht, dass die Umwandlung von oral eingenommenem CBD zu THC und seinen Metaboliten selbst nach Einnahme von hohen Dosen nicht beobachtet wurde. Typische psychotrope Wirkungen von THC wie Benommenheit, Euphorie, Konzentrationsschwäche, Übelkeit oder Herzrasen wurden in keiner der kontrollierten randomisierten Studien zur Einnahme von CBD beobachtet.“

 

Literatur:

 

King KM, Myers AM, Soroka-Monzo AJ et al: Single and combined effects of Δ9 -tetrahydrocannabinol and cannabidiol in a mouse model of chemotherapy-induced neuropathic pain.Br J Pharmacol. 2017 Sep;174(17):2832-2841. doi: 10.1111/bph.13887. Epub 2017 Jul 27; 

 

Nahler G, Grotenhermen F, Zuardi AW, Crippa JAS: A Conversion of Oral Cannabidiol to Delta9-Tetrahydrocannabinol Seems Not to Occur in Humans. Cannabis Cannabinoid Res. 2017 May 1;2(1):81-86. doi: 10.1089/can.2017.0009. eCollection 2017.

Quelle: Pressemitteilung zu den 17. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft (B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung)

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