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Im Hamsterrad des Lebens – Wie chronischer Stress uns krank macht

Im Hamsterrad des Lebens – Wie chronischer Stress uns krank macht

CredoWeb hat zu diesem Thema mit der Expertin Margit Czesany- Primus ein spannendes Interview geführt.


Welche Stressfaktoren gibt es in der heutigen Zeit

Grundsätzlich können Stressoren sehr individuell sein. Den einen stresst das Weihnachtsessen mit der Schwiegermutter mehr, als die Deadline für ein Projekt. Aber was sind die heutigen Hauptstressoren:

 

  • Arbeitsverdichtung und der damit verbundene Leistungs- und Zeitdruck 
  • Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und dem damit verbundenen sozialen Abstieg
  • Permanente Veränderungen 
  • Multitasking 
  • Leben gegen die Chronobiologie 
  • Schlafstörungen
  • Beziehungsstress
  • Konsumverhalten (ich gebe Geld aus, das ich nicht habe, für Dinge die ich nicht brauche, um Leuten zu imponieren, die ich nicht mag)
  • Schulden
  • Perfektionismus bzw. Optimierungswahn vor allem bei Frauen
  • Reizüberflutung 
  • Medienabusus
  • Gefühl der Zeitverknappung
  • Lärm
  • Verkehr
  • Süchte (Kaufsucht, Spielsucht usw.)
  • Mussvorstellungen

Welche Stresssymptome gibt es?

Stresssymptome zeigen sich sowohl auf der emotionalen, sozialen, intellektuellen und körperlichen Ebene. Leider warten viele bis zur Somatisierung, also bis der Körper aufschreit.

 

 

Symptome auf der emotionalen Ebene:

 

  • Nörgelei, Intoleranz, Ungeduld
  • verringerte Belastbarkeit 
  • Reizbarkeit
  • aggressives Verhalten 
  • Zynismus
  • unbestimmte Ängste
  • Selbstvorwürfe 
  • Selbstmitleid 

Symptome auf der sozialen Ebene:

 

  • soziale Kontakte belasten
  • Unfähigkeit zu zuhören
  • Verschieben von Terminen
  • verringerte Konfliktfähigkeit
  • Familien und Eheprobleme 

Symptome auf der intellektuellen Ebene:

 

  • Konzentrationsstörungen
  • verminderte Merkfähigkeit 
  • Unproduktivität 
  • Unflexibilität
  • Verlust der Kreativität 
  • Entscheidungsschwierigkeiten

Symptome auf der körperlichen Ebene:

 

  • Müdigkeit 
  • Erschöpftheit
  • Schlafstörungen 
  • vermehrter Griff zu Nikotin, Koffein, Alkohol usw.
  • Verspannungen 
  • Magen- Darmprobleme
  • erhöhter Puls und Blutdruck 
  • sexuelle Unlust
  • verändertes Essverhalten (Fett, Zucker)

Wie geht man mit Stress um…

Es lohnt sich immer ein stressfreieres Leben anzustreben. Dauerstress mündet immer in einer Erkrankung. Allerdings ist ein stressfreies Leben nahezu unmöglich, bzw. Stress kann auch Kräfte freisetzen. Trotzdem solle ich nicht nur Stress „kompensieren“, sondern sollte Stress in meinem Leben minimieren. Für beide Sollzustände gibt es einige Strategien bzw. Ressourcen, die Stress minimieren und ihn besser bewältigen lassen.

 

  • Welche Ressourcen habe ich? 
  • Welche Freiräume auch Denkfreiräume kann ich schaffen?
  • Wo habe ich Gestaltungs- und Zeitsouveränität?
  • Wie kann ich ein sinnerfülltes Leben führen? 
  • WILL ich das?
  • Will ICH das?
  • Will ich DAS?
  • Wie kann ich mir täglich eine Insel schaffen, nur für mich sein?
  • Ressourcen:
  • ich muss es nicht allen recht machen
  • Muskelrelaxation nach Jacobsen
  • Atemtechniken 
  • Achtsamkeit
  • Bewegung 
  • gesunde Ernährung 
  • Natur
  • Musik
  • Humor
  • Kunst
  • Kultur
  • Rückzug
  • Medien fasten 
  • Genuss
  • Sex
  • Freunde
  • Familie
  • Wellness
  • Schlafen
  • Urlaub
  • Netzwerke
  • faul sein
  • Rituale
  • Hilfe annehmen 
  • Zeitmanagement 
  • Strukturen
  • Konfliktmanagement 
  • Selbstdistanz
  • Delegieren
  • authentisch sein

Ab wann ist man ‚krank‘ ?

Dauerstress macht definitiv psychisch und körperlich krank. Zwar dauert es bei resilienteren Menschen länger, aber niemand ist unverwüstlich. Das vegetative NS, das endokrine NS und das Immunsystem werden enorm belastet. Die permanent erhöhten Stresshormone (HPA, Cortisol, Adrenalin usw.), bzw. aus der Balance geratenen, können zu verschiedenen Erkrankungen führen.

Burn-Out das bekannteste Krankheitsbild bei Dauerstress, ist ein Prozess. Zu Beginn zeigen sich, wie in der Frage zwei beschriebenen, nur leicht ausgeprägt, bei Dauerstress nimmt der Schweregrad zu, und kann dann in vielen psychischen und (oder) Erkrankungen enden. Depressionen, Magen-Darm Erkrankungen, chron. Infekte, Hörsturz, Tinnitus, Bluthochdruck, Angsterkrankung,, Panikattacken usw.


Ich rate jedenfalls sich rechtzeitig unterstützen zu lassen, und eine Supervision über den Lebensstil zu machen. Wehret den Anfängen! 

Interview C. Sorgmann, CredoWeb

 

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