Artikel

HIV-Selbsttests ab sofort in Apotheken

HIV-Selbsttests ab sofort in Apotheken

Ab sofort sind HIV-Selbsttests rezeptfrei in den österreichischen Apotheken erhältlich. Der Test bietet die Möglichkeit, seinen eigenen HIV-Status unkompliziert und schnell zu bestimmen.

 

Experten erhoffen sich damit, die Hemmschwelle bei HIV-Tests senken und so einen wesentlichen Beitrag zur Früherkennung von HIV-Infektionen leisten zu können. Denn eine frühzeitige Diagnose wirkt sich positiv auf Therapieerfolg und Lebensqualität der Betroffenen aus.

In Österreich leben geschätzt 8.000 bis 9.000 Menschen mit HIV / Aids. Täglich werden ein bis zwei Neudiagnosen gestellt. Allerdings klaffen der Zeitpunkt der Infektion und jener der Diagnose meist weit auseinander: Viele Betroffene erhalten die Diagnose erst, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Dieser Umstand wirkt sich nachteilig sowohl auf die Behandlung als auch auf die Lebenssituation der Betroffenen aus. Eine frühzeitige Diagnose verbunden mit einer rasch eingeleiteten Behandlung ist für den Therapieerfolg und die Lebensqualität der Betroffenen von großer Bedeutung.

Vorstoß des Gesundheitsministeriums


Nach wie vor stellt es ein großes Problem dar, dass auch in Österreich tausende Menschen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Aufgrund einer Verordnung der Gesundheitsministerin dürfen HIV-Tests nun zur Eigenanwendung rezeptfrei in den österreichischen Apotheken angeboten werden. Die Hemmschwelle, selbst einen HIV-Test durchzuführen, soll so gesenkt werden. „Für viele Menschen bedeutet ein HIV-Test beim Arzt eine gewisse Überwindung. Deshalb lassen sich viele erst gar nicht testen. Mit Hilfe des HIV-Selbsttests, der nun rezeptfrei in Apotheken zu bekommen ist, wird es möglich sein, dass Betroffene möglichst früh von einer HIV-Infektion erfahren und eine Therapie in Anspruch nehmen können. Für mich sind die HIV-Selbsttests ein wichtiger Schritt beim Kampf gegen Aids und HIV“, so die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Mag. Beate Hartinger-Klein.

Wie der HIV-Selbsttest funktioniert


Der HIV-Selbsttest ist ein Antikörpertest und kann 12 Wochen nach dem letzten Risikokontakt eine HIV-Infektion ausschließen. So lange kann es dauern, bis sich Antikörper gebildet haben, die der Test dann nachweist. Der Test kann rasch und unkompliziert durchgeführt werden. Durch einen Stich in die Fingerkuppe wird ein Bluttropfen für den Test entnommen. Je nach Test wird binnen weniger Minuten der HIV-Status angezeigt. Damit der Test ordnungsgemäß auch zu Hause durchgeführt werden kann und den Kunden die nötigen Informationen zur Verfügung stehen, ist ein Gespräch mit der Apothekerin / dem Apotheker im Vorfeld notwendig.

Positives Testergebnis! Was nun?


Ein positiver HIV-Selbsttest bedeutet noch keine HIV-Diagnose! Sollte der HIV-Selbsttest ein positives Ergebnis anzeigen, muss dieser durch einen weiteren Labortest verifiziert werden. Experten raten in solchen Fällen, rasch einen Arzt und/oder ein Behandlungszentrum der Österreichischen AIDS Gesellschaft (ÖAG) bzw. der Aids Hilfe aufzusuchen. „Es ist wichtig, dass jeder Mensch seinen HIV-Status kennt. Bei HIV-Neuinfektionen geht es darum, diese so früh wie möglich zu erkennen, somit begrüßen wir diese Möglichkeit der HIV-Selbsttests. Um das Testergebnis von einem HIV-Selbsttest zu bestätigen, stehen Ärzte sowie Behandlungszentren der AIDS Gesellschaft zur Verfügung. Darüber hinaus erhalten Betroffene rasch eine weitere persönliche Beratung, Hilfestellung und psychologische Unterstützung“, so Ass.-Prof. Dr. med. univ. Armin Rieger, Präsident Österreichische AIDS Gesellschaft.

Die Arbeit der Aidshilfen zeigt, wie wichtig ein niederschwelliges Testangebot ist. Der Selbsttest bietet hier weitere Möglichkeiten und ist oft der Anstoß, um das eigene Verhalten zu reflektieren und Beratung in Anspruch zu nehmen,

sagt Mag. Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien. „Die Teams der Aidshilfen Österreich bieten hierfür kostenlos und anonym Unterstützung an. Darüber hinaus haben wir in der Aids Hilfe Wien eine nationale HIV-Selbsttest Helpline eingerichtet, um alle Fragen zu Anwendung, Haltbarkeit und Lagerung, Testsicherheit, zum diagnostischen Testfenster und zum Vorgehen bei einem reaktiven Ergebnis zu beantworten.“

Schulungen für Apothekerinnen und Apotheker


„Die Apothekerkammer hat gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium, Ärzten, der Österreichischen AIDS Gesellschaft und der Aids Hilfe zertifizierte Schulungen für Apothekerinnen und Apotheker sowie standardisierte Betreuungsleitfäden erarbeitet. Auch Kundeninformationsbroschüren wurden eigens erstellt. Es werden laufend regionale Fortbildungsveranstaltungen und Online-Schulungen angeboten. Jede Maßnahme, die dazu beiträgt, die Hemmschwelle vor einem HIV-Test abzubauen und damit die Menschen frühzeitig der richtigen Diagnose und Therapiemaßnahme durch Ärztinnen und Ärzte zuführen kann, steht für uns Apothekerinnen und Apotheker im Fokus“, erklärt Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer. Auch in diesem Bereich komme den Apothekerinnen und Apothekern eine „bedeutende Beratungsrolle“ zu, so Mursch-Edlmayr weiter.

Apotheken auf einen Blick


In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Stadt oder Land: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau. Insgesamt beraten rund 6.000 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in 1.400 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen der Apotheker. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.

Servicestellen und Hotline:

 

HIV-Selbsttest Hotline: 0800 25 22 89 (Besetzt von Mo - Fr 10:00 - 17:00)
Aidshilfen Österreich: https://www.aidshilfen.at/aidshilfen
HIV-Behandlungszentren und spezialisierte, niedergelassene Ärzte:
https://www.aidsgesellschaft.info/partner/behandlungszentren.htm

 

Quelle: Presseinformation der Österreichischen Apothekerkammer

Kommentare