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ÖÄK zur Hausarzt-Problematik: Es geht was weiter

ÖÄK zur Hausarzt-Problematik: Es geht was weiter

„Masterplan Allgemeinmedizin" als Basis für Gespräche mit Gesundheitspolitik

 

Der „Masterplan Allgemeinmedizin" sei ein kräftiges Lebenszeichen der Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner, betonte der Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin der Österrreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Edgar Wutscher, heute in einer Aussendung. Das von der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) in Koordination mit der Bundessektion entwickelte Papier sei eine überzeugende Grundlage für weitere Gespräche mit gesundheitspolitischen Verantwortungsträgern. Die Österreichische Ärztekammer lade alle relevanten Vertreter des Gesundheitswesens ein, auf dieser Grundlage gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

 

Basis der im „Masterplan" entwickelten Maßnahmen seien Ergebnisse der bis dato umfassendsten wissenschaftlichen Studie zur Situation der Allgemeinmedizin in Österreich, die im Vorjahr von der Meduni Graz durchgeführt und gemeinsam mit der ÖÄK präsentiert worden war. Wutscher:

Die Studie belegt klar: Studierende und Jungärzte wissen ganz genau, worauf es im Hausarztberuf ankommt. Was sie reizt, war auch schon für mich vor Jahrzehnten ausschlaggebend dafür, mich als Hausarzt niederzulassen: Entscheidungsfreiheit, Selbstständigkeit, Vielfalt und die persönliche Beziehung zu meinen Patienten und ihren Familien über Generationen hinweg.

 

Dezentralisierung

 

Dieses Potenzial müsse man heben, anstatt es durch mangelnde Wertschätzung der Allgemeinmedizin im Keim zu ersticken.

Seit über zehn Jahren warnt die Ärztekammer vor dem damals erst drohenden Hausärztemangel. Die Verantwortlichen haben nicht reagiert. Jetzt sind wir mittendrin und alles, was der Politik bis dato dazu eingefallen ist, sind Primärversorgungszentren,

kritisiert Wutscher. Diese könnten je nach Standort durchaus sinnvoll sein, seien aber „definitiv kein Allheilmittel".

 

Vielmehr müsse man vorrangig den Gedanken der Dezentralisierung verfolgen: „Neue Ärztenetzwerke flächendeckend aufbauen und bestehende fördern – das ist es, was wir brauchen." Denn das sei es, was sich die Jungen wünschten: eigenständig arbeiten, aber nicht isoliert, sondern vernetzt.

 

Mehr Wertschätzung


Über allem aber stehe der dringende Wunsch nach mehr Wertschätzung der Allgemeinmedizin. Das könne nur gelingen, wenn man die Maßnahmen des „Masterplans" als ineinandergreifend versteht – isolierte Aktionen brächten wenig, so der Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin. Die vordringlichsten Maßnahmen seien:

 

  • Einführung des Facharzttitels für Allgemeinmediziner;
  • Ausreichend mit Ressourcen ausgestattete Lehrstühle für Allgemeinmedizin an allen Medizinischen Universitäten Österreichs. Wutscher: „Es kann nicht sein, dass ein so riesiges Fachgebiet wie die Allgemeinmedizin auf wissenschaftlicher Ebene derartig unterrepräsentiert ist.";
  • Massiver Abbau von Bürokratie im Kassenbereich. Wutscher: „Wir brauchen endlich wieder Zeit für unsere Patienten. Zuwendung und Gesprächsmedizin sind elementare Bestandteile der hausärztlichen Tätigkeit – das ist ein evidenzbasiertes Faktum.";
  • Modernisierung der Leistungskataloge auf Basis internationaler Standards;
  • Anhebung der Honorare auf Facharztniveau;
  • Vernünftige Lösungen für eine Reihe von relevanten Detailfragen, wie etwa die nach wie vor unbefriedigende rechtliche Situation der Hausapotheken.
     

Quelle: Presseaussendung der Österreichischen Ärztekammer

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