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6.000 Hämatologen und Onkologen bei Tagung in Wien

6.000 Hämatologen und Onkologen bei Tagung in Wien

Für die deutschsprachigen Länder findet eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres in der Krebsmedizin in den kommenden Tagen in Wien statt: die Jahrestagung der österreichischen, deutschen und Schweizer Fachgesellschaften für Hämatologie und Onkologie (28. September bis 2. Oktober im Austria Center Vienna).


"Wir erwarten rund 6.000 Teilnehmer", sagte die Grazer Spezialistin Hildegard Greinix, Leiterin der Abteilung Hämatologie an der Medizinischen Universität Graz und Präsidentin der Tagung, gegenüber der APA. Bei dem Kongress werden insgesamt rund 840 wissenschaftliche Beiträge präsentiert. Hinzu kommen diverse Expertenforen zur Diskussion wichtiger aktueller Fragen auf dem Gebiet von Blutkrebs und Tumorerkrankungen.


Besonders "heiß" ist derzeit die Diskussion um Wirkung, Nebenwirkungen und Preis der sogenannten CAR-T-Zelltherapie in der Hämatologie. "Da gibt es jetzt zwei Zulassungen durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. Bei der Behandlung von B-Zell-Lymphomen erzielt man eine Freiheit von Krankheit nach 18 Monaten bei an die 40 Prozent der Patienten, bei Kindern mit Akuter Lymphoblastischer Leukämie gelingt das bei 60 bis 70 Prozent", sagte die Expertin.


Doch es gibt erhebliche Probleme und extrem wichtige Randbedingungen: Die Therapie erfolgt, indem von Patienten nach Fehlschlag aller bisher bekannten anderen Behandlungsformen T-Lymphozyten aus dem Blut abgenommen und genetisch so verändert werden, dass sie bei Rückgabe weiße Blutkörperchen mit dem Oberflächenmarker CD19 attackieren. Die Behandlung ist wegen ihrer individuellen Herstellung extrem aufwendig und kostet pro Patient mehr als 300.000 Euro. Sie darf nur an speziellen Zentren durchgeführt werden.


Ein hoher Anteil der Behandelten wird laut den ersten Ergebnissen durch die Therapie so schwer durch Nebenwirkungen beeinträchtigt, dass eine Aufnahme in eine Intensivstation erforderlich wird. Es gab auch Todesfälle. Eine durch die Behandlung selbst hervorgerufene massive Freisetzung von Immunbotenstoffen ("Zytokinsturm") können die Ärzte mittlerweile laut Greinix bereits besser behandeln. Es stellten sich aber auch Nebenwirkungen auf das Gehirn ein.

 

Die Situation ähnelt derzeit jener vor einigen Jahren mit den neuen Immuntherapien vor allem gegen Tumorerkrankungen: Nach einem "Hype" kämpft die Medizin vor allem damit, dass sich auch mit diesen bereits extrem teuren und aufwendigen Therapien nur bei rund 20 Prozent der Behandelten ein langfristiger Erfolg erzielen lässt.


"Wir brauchen Biomarker, welche vorhersagen können, wer wahrscheinlich auf die CAR-T-Zelltherapie ansprechen und wer am ehesten Nebenwirkungen haben wird", erklärte die Grazer Expertin. Die Entwicklung gehe aber nach den ersten Erfolgen weiter. Verschiedenste Immunzell-Biotech-Konstrukte würden derzeit bereits als potenzielle Nachfolgeprodukte erprobt. Laut der US-Zeitschrift "Science" könnten das zum Beispiel CAR-NK-Zellen oder genetisch veränderte Fresszellen (Makrophagen) sein. Am wichtigsten wären aber solche Therapien, die nicht individuell produziert werden müssten.

 

Quelle: APAMED,  / redaktionelle Bearbeitung: Iliyana Angelova

Bildquelle: https://www.haematologie-onkologie-2018.com

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