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Natürlich gegen Hämorrhoiden: Experten raten zu phytotherapeutischer Behandlung

Natürlich gegen Hämorrhoiden: Experten raten zu phytotherapeutischer Behandlung

Zwar ist schätzungsweise jeder Dritte irgendwann davon betroffen, trotzdem wird nicht gern darüber geredet: Hämorrhoiden bzw. korrekt ausgedrückt hämorrhoidale Erkrankungen. Sie bedürfen nur dann einer Therapie, wenn sie Beschwerden verursachen, erklärten Experten bei einer Pressekonferenz in Wien. Sie empfehlen dafür natürliche Substanzen.

 

Bei Hämorrhoiden handelt es sich um kleine Gefäßpolster im Enddarm und Analkanal, insofern sind sie eine anatomische Gegebenheit und keine Krankheit. Sind sie vergrößert, können zunächst Beschwerden wie Blutabgang, Juckreiz, Brennen und Druckgefühl auftreten. In den späteren der vier von den Medizinern unterschiedenen Stadien auch Inkontinenz und der Prolaps, also ein Vorfall der vergrößerten Gefäßpolster.

Nur symptomatische Hämorrhoiden bedürfen einer Therapie,

sagte der Proktologe Max Wunderlich, Leiter der Abteilung Chirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien.

Salben und Cremen sind gut, wenn sie Substanzen aus der Natur enthalten.

Wirksam sind nach Angaben des Facharztes auch Mittel mit Cortison, die allerdings den Nachteil haben, dass sie nur sieben Tage lang angewendet werden sollen.

Der phytotherapeutische Ansatz hat einen hohen Stellenwert,

sagte der Apotheker Roman Kostiuk, der an der IMC Fachhochschule in Krems lehrt. Dabei geht es um Entzündungshemmung. Bei Hämorrhoidalleiden eingesetzt werden Inhaltstoffe der Matricaria recutita - einer von 200 Kamillenarten -, Ringelblumen, Kornblumen, Asiatischem Wassernabel und der Rosskastanie, dem "großen Flaggschiff", wie Kostiuk sagte. Die pflanzlichen Substanzen werden zur Linderung von Beschwerden wie Juckreiz und Schmerzen eingesetzt. Gefragt sind insbesondere desinfizierende, kühlende, pflegende, entzündungshemmende (antiphlogistische) und zusammenziehende (adstringierende) Effekte.

 

Die moderne Phytotherapie folgt dem aktuellen Wissensstand. Dosis Wirkungs-/Nebenwirkungs-Modelle, pharmakokinetische und pharmakodynamische Grundsätze haben absolute Gültigkeit. Die nachweisbare Wirkung beruht auf bestimmten Pflanzeninhaltsstoffen. So ist beispielsweise belegt, dass Wirkstoffe an spezifischen Rezeptoren angreifen, woraus sich ihr Wirkmechanismus erklärt. Häufig besitzen die in Pflanzen enthaltenen Vielstoffgemische synergistische Effekte, diese können durch eine gezielte Kombination verschiedener Pflanzen zusätzlich verstärkt werden.

 

Darüber hinaus stehen in der Behandlung von Hämorrhoiden ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitsversorgung, vermehrte Bewegung, Pflege und Hygiene des Perianalbereiches sowie die Linderung der Symptome (Juckreiz, Brennen oder Schmerzen) im Vordergrund.

 

"Bei mehr als 90 Prozent der Patienten hilft eine konservative Therapie", erklärte Michaela Lechner, Chirurgin im Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien. Wenn operiert werden muss, stehen mehrere Optionen zur Verfügung.

Es gibt verschiedene Operationsverfahren - das ist immer ein Zeichen dafür, dass es die ideale Methode nicht gibt,

erläuterte Lechner. In Österreich kommt am häufigsten die sogenannte HAL/RAR-Methode zur Anwendung. Dabei werden Blutgefäße, welche die Hämorrhoiden versorgen, ultraschallgezielt abgebunden. Zusätzlich werden größere Knoten mit einer Naht gerafft. Die Methode sei in den meisten Fällen mit geringen postoperativen Schmerzen verbunden.

 

Warum es zur einer Vergrößerung der Hämorrhoiden kommt, ist nicht geklärt. "Es gibt keine nachgewiesenen Risikofaktoren", sagte die Chirurgin, "nur ein Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt ist erwiesen."

Quelle: APA / Auszug aus dem Statement vom Prof. (FH) Roman Kostiuk bei der Pressekonferenz "Hämorrhoiden: Das geheime Leiden" (25. September 2018).

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