Artikel

Don’t Smoke-Volksbegehren in der Steiermark: Mit 90.100 Unterstützungserklärungen in die Eintragungswoche ab 1. Oktober

Don’t Smoke-Volksbegehren in der Steiermark: Mit 90.100 Unterstützungserklärungen in die Eintragungswoche ab 1. Oktober

90.100 Steirerinnen und Steirer haben das Don’t Smoke-Volksbegehren bereits in der Unterstützungsphase im Frühjahr unterschrieben, in ganz Österreich waren es exakt 591.146 Wahlberechtigte. Am kommenden Montag (01.10.2018) startet die Eintragungswoche. Alle, die bisher noch nicht unterschrieben haben, können mit ihrem Votum bis 8. Oktober dazu beitragen, dass die Innenräume der österreichischen Gastronomie, so wie die vieler anderer Länder, rauchfrei werden.

 

Gemeinsam appellierten die Internistin Daniela Jahn-Kuch, der Präsident der steirischen Ärztekammer, Herwig Lindner, der Rektor der Medizinischen Universität Graz, Hellmut Samonigg, sowie Onkologe und Vertreter der steirischen Krebshilfe, Herbert Stöger an alle wahlberechtigten Steirerinnen und Steirer mit ihrer Stimme dem Nichtraucherschutz in der Gastronomie zum Durchbruch zu verhelfen – entweder in einem Eintragungslokal in allen Gemeinden oder per Handy-Signatur oder Bürgerkarte online.

 

Unterstützt wurden die Ärzte durch eine Betroffene: Die 77-jährige Gisella Ibitz ist als lebenslange Nichtraucherin am Grazer Universitätsklinikum wegen Lungenkrebs in Behandlung:

Passivrauchen macht krank. Ich möchte, dass anderen mein Schicksal erspart bleibt, deshalb setze ich mich für den Nichtraucherschutz ein. Ich unterstütze das Anliegen des Volksbegehrens für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie,

sagte sie in einem berührenden Statement.

 

Ärztin Daniela Jahn-Kuch hat es sich zum Ziel gesetzt, das Vermächtnis ihres Bruders, des 2015 an Lungenkrebs verstorbenen Journalisten Kurt Kuch, weiterzuführen. Ihre klare Botschaft:

Rauchen tötet. Die Hälfte aller Menschen, die Tabak konsumieren, stirbt in der Folge daran. Es handelt sich um die größte vermeidbare Todesursache weltweit. Von den 6 Millionen Menschen, die jährlich an den Folgen des Rauchens versterben, sind 600.000 Nichtraucher. Ein Drittel davon sind Kinder!

Der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner, auch er Facharzt für Innere Medizin, stellte klar, worum es in dem Volksbegehren geht, nämlich vor allem um die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie, die in Raucherlokalen tagtäglich gezwungen werden, passiv zu rauchen, außer sie setzen ihren Job auf’s Spiel: „Nicht dazu gezwungen zu sein, die eigene Gesundheit zu gefährden, ist ein Menschenrecht, das auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gastronomie zusteht“, sagte Lindner: „Mit einem erfolgreichen Volksbegehren jenseits aller Parteipolitik sollte es gelingen, diesem Menschenrecht zum Durchbruch zu verhelfen.“

Es ist absolut unbestritten, dass Rauchen neben anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen auch der Hauptauslöser für eine Unzahl von Krebserkrankungen ist. Es ist eine politische Pflicht, nicht nur Kinder, Jugendliche und Nichtraucher vor den Folgen des Rauchens zu schützen, sondern auch eine unumgängliche Notwendigkeit, Raucher in der Bewältigung ihrer Sucht zu unterstützen,

so der Onkologe und Vertreter der Österreichischen Krebshilfe Steiermark, Herbert Stöger. Er empfinde die derzeitige politische Diskussion als „menschenverachtend“.

 

Hellmut Samonigg, Rektor der Medizinischen Universität Graz und als Onkologe Mit-initiator des Don’t Smoke-Volksbegehrens, sagte: „Eine rauchfreie Gastronomie führt nicht nur zu einer deutlichen Abnahme an aktiven Raucherinnen und Rauchern, sondern auch dazu, dass deutlich weniger Menschen an den Folgen des Rauchens erkranken und versterben. Allein die Anzahl an jährlich vermeidbaren Krankenhausaufnahmen, die durch eine rauchfreie Gastronomie in Österreich erzielt werden könnten, ist beeindruckend: 2.700 weniger Krankenhausaufnahmen wegen Herzinfarkten, 4.300 weniger Krankenhausaufnahmen wegen Schlaganfällen, 8.000 weniger Krankenhausaufnahmen wegen Lungenentzündungen und bei den Kindern 1.500 weniger Krankenhausaufnahmen pro Jahr wegen Erkrankungen der unteren Atemwege. Ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie zahlt sich für alle Österreicherinnen und Österreicher aus.“

 

Ort für den gemeinsamen Appell war ein bekanntes Grazer Kaffeehaus, das ab 1. Oktober, dem Starttermin für die Eintragungswoche des Volksbegehrens, aus eigenem Antrieb rauchfrei sein wird.

 

IHS-Studie: Massive volkswirtschaftliche Auswirkungen – direkte medizinische Kosten betragen 6,2 Prozent der laufenden Gesundheitsausgaben

 

Welche Auswirkungen das Rauchen hat, zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse: Demnach sind allein im Jahr 2016 12.840 Menschen in Österreich an den direkten oder indirekten Folgen des Rauchtabakkonsums verstorben. Dazu kommt, dass Nicht-Passiv-RaucherInnen eine klar höhere Lebenserwartung haben als Passiv-RaucherInnen, Ex-RaucherInnen oder gar aktive RaucherInnen. Der Unterschied kann im Schnitt mehrere Jahre betragen.

 

Gewaltig ist auch die Belastung für die Volkswirtschaft durch das Rauchen: Für das Jahr 2016 errechnete das IHS die Kosten mit 2,55 Milliarden Euro oder 0,72 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die direkten medizinischen Kosten allein machen über EUR 1,7 Milliarden Euro oder 6,2 Prozent der laufenden österreichischen Gesundheitsausgaben aus.

 

Um eine verbindliche Volksabstimmung zum Rauchverbot in der Gastronomie zu erreichen, so die politische Festlegung, müssten in Summe 900.000 Unterschriften für das Volksbegehren zusammenkommen. Auf diese Zahl von 900.000 fehlen vor dem Start der Eintragungswoche noch knapp 309.000. „Bisher haben nur drei Volksbegehren in der Zweiten Republik diese Hürde übersprungen. Möge das Don’t Smoke-Volksbegehren das vierte werden“, sagte der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner.

 

Alle Informationen zum Volksbegehren finden Sie hier

Quelle: Pressemeldung der Ärztekammer für Steiermark / Fotocredit: Ärztekammer Steiermark / ©Schiffer Foto v.l.n.r. Hellmut Samonigg, Herbert Stöger, Daniela Jahn-Kuch, Gisella Ibitz, Herwig Lindner;

Kommentare