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Vitamin D - wichtig für Babys genauso wie für alte Menschen

Vitamin D - wichtig für Babys genauso wie für alte Menschen

Ein großer Teil der Menschen abseits des Äquators dürfte zu wenig eines Vitamins im Körper haben, das vielfältige Wirkungen besitzt: Vitamin D.

Wichtig ist es für Babys genauso wie für alte Menschen. Rezeptoren dafür gibt es in jeder Zelle, vom Gehirn bis in die Haut,

sagte jetzt der US-Endokrinologe Michael Holick (Boston University Medical Center) im Gespräch mit der APA.


Holick, Endokrinologe und Direktor der Klinik für Knochenerkrankungen sowie des Forschungszentrums für Heliotherapie, Licht- und Hautforschung in Boston, beschäftigt sich seit Jahren mit diesem fettlöslichen Vitamin. Der Körper synthetisiert es zum Teil selbst unter der Einwirkung von UV-B-Licht in der Haut, zum Teil stammt es aus der Nahrung.

 

Der Wissenschafter hat unter anderem Calcidiol als im Körper zirkulierende Form von Vitamin D und Calcitriol als die in biologischen Abläufen aktive Form des Vitamins identifiziert und in Zeitschriften wie "Lancet", "New England Journal of Medicine" oder in den "Archives of Interal Medicine" publiziert.


Üblicherweise wird das Vitamin bzw. ein Mangel daran vor allem mit Knochenerkrankungen wie der Rachitis oder der Osteoporose in Verbindung gebracht.

An einem Mangel an Vitamin D leiden beispielsweise zwischen 57 und 64 Prozent der Kinder in Europa. Bei den Erwachsenen ist es nicht viel anders. Selbst in Indien sind 50 Prozent der Kinder in Neu-Delhi davon betroffen,

sagte der Experte, der sich zu einem Vortrag in Wien aufhielt.


An sich sollte die Evolution beim Menschen keinen so weit verbreiteten Mangel an einem wichtigen Vitamin vorgesehen haben. Doch beim Vitamin D machte wahrscheinlich die für genetische Veränderungen ziemlich schnelle Auswanderung des Homo sapiens aus Afrika in Richtung Norden einer möglichen Anpassung einen Strich durch die Rechnung.

 

Der Endokrinologe: "Wenn man sich die Massai in Afrika ansieht, die den ganzen Tag mit ihrer dunklen Haut in der Sonne sind, dann findet man bei ihnen robuste und ausreichende Vitamin-D-Spiegel." Doch die Menschheit hat sich über den ganzen Erdball mit Regionen raren Sonnenscheins verbreitet. Die Kleidung hält das Sonnenlicht von der Haut ab. Der westliche Lebensstil mit zunehmend mehr Zeit, die in Innenräumen verbracht wird, schirmt die Menschen noch zusätzlich vom UV-Licht ab. Wer beispielsweise am Strand eine Sonnenschutzcreme mit dem Lichtschutzfaktor 30 verwendet, reduziert die Vitamin-D-Synthese in der Haut um 98 Prozent.

 

Holick sagte:

Mit der Ernährung nimmt man Vitamin D am ehesten mit frisch gefangenem Wildlachs oder anderen Fischen auf.

Dann geht's schon steil bergab. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten kein bis sehr wenig des Vitamins. Die Folge kann ein deutlicher Mangel sein. Im österreichischen Ernährungsbericht 2012 finden sich Daten, wonach nur um die 40 Prozent der sieben- bis 14-jährigen Kinder normale Vitamin-D-Konzentrationen im Blut aufweisen. Bei den Erwachsenen sind es zwischen 55 und 60 Prozent, bei den über 65-Jährigen wiederum nur noch um die 35 Prozent.


Das führt dazu, dass laut Holick eigentlich die meisten Menschen an eine Substitution durch die regelmäßige Einnahme von Vitamin-D-Präparaten denken sollten.

In der Schwangerschaft ist das enorm wichtig für das Ungeborene. Schwangere haben bei einer ausreichenden Vitamin-D-Substitution viel weniger Präeklampsie-Zwischenfälle. Ein optimaler Vitamin-D-Status verringert das Diabetes mellitus-Risiko bei Kindern um 50 Prozent,

sagte der Experte.

 

Die in Fachkreisen weltbekannte Framingham-Langzeitstudie zeigte, dass Menschen mit Vitamin-D-Mangel ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und ein verdoppeltes Sterberisiko aufweisen. Zusammenhänge gebe es auch offenbar mit Multipler Sklerose und anderen neurodegenerativen Erkrankungen, meinte Holick.

Erwachsene sollten 2.000 Internationale Einheiten pro Tag (I.E.) zu sich nehmen, Kinder die Hälfte,

sagte der US-Wissenschafter. Wobei man durchaus auch die Gesamtdosis für eine oder zwei Wochen auf einmal schlucken könnte. "Vitamin D ist eine Substanz, die das 'verzeiht'", fügte Holick hinzu.

 

Den künstlichen Zusatz zu Nahrungsmitteln hätte man in Europa nach angeblich wegen Überdosierung bei Babys aufgetretenen Zwischenfällen verboten. Ein ursächlicher Zusammenhang sei aber nicht gegeben gewesen.

Quelle: APA

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