Wie man sein Gehör gesund erhält

CredoWeb im Interview mit Experten & Vorstand der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am Klinikum Wels – Grieskirchen Prim. Dr. med. Thomas Keintzel

CredoWeb: „Wer gut hört, bleibt länger geistig fit“ heißt es. Können somit Hörgeräte helfen, Demenz vorzubeugen?

Prim Dr. med. Thomas Keintzel:

Die lautsprachliche Kommunikation ist eine der wesentlichen Brücken der zwischenmenschlichen Verständigung.

Sowohl bei der Demenz als auch bei der Schwerhörigkeit ist die Brückenfunktion stark beeinträchtigt.

• Schwerhörigkeit führt zu einem Informationsaufnahmedefizit
• Demenz führt zu einem Informationsverarbeitungsdefizit

Demenz ist ein komplexes nicht-spezifisches Syndrom, bei dem viele Bereiche der kognitiven Funktionen gleichzeitig betroffen sind wie:      

• das Gedächtnis
• die Konzentration,
• die Sprache, aber auch
• emotionale und soziale Fähigkeiten.
  
  

Die Abnahme der kognitiven Funktionen schreitet schneller voran als man beim normalen Altern erwarten würde.

Risikofaktoren an Demenz zu erkranken:

• Alter
• kardiovaskuläre Faktoren:

                      -  Hypertonie (Bluthochdruck)

                      -  Adipositas (Übergewicht)

                      -  Diabetes mellitus

• genetische Faktoren
• entzündliche Prozesse UND!
• unbehandelte hochgradiger Hörverlust

Eine Hörminderung erhöht das relative Risiko eine Demenz zu entwickeln, um den Faktor 2,48. Der Grad des Hörverlustes spielt hierbei auch eine wesentliche Rolle.

CredoWeb: Kann man mit einer ausgewogenen Ernährung und einem gesunden Lifestyle sein Gehör positiv beeinflussen?

Prim Dr. med. Thomas Keintzel: Ja, denn einer der vorbeugenden Maßnahmen für ein gesundes Gehör ist die ausreichende Zufuhr von Antioxidantien.

Antioxidantien sind:

• ß-Carotin:    Karotten, Tomaten, Paprika, Mango, Brokkoli, Spinat etc.
• Vitamin C:   Zitrusfrüchte, Gemüse
• Vitamin E:    Pflanzenöle
• Selen, Zink:  Innereien, Fleisch, Fisch
• Phytinsäure:  Getreideprodukte
• Polyphenole:  Farbstoff in Kirschen, Weintrauben; macht den bitteren Geschmack in dunkler Schokolade
  
  

CredoWeb: Was sind die am häufigsten vorkommenden Hörschäden & durch was werden sie verursacht?

Prim Dr. med. Thomas Keintzel:

Hörstörungen sind die häufigsten sensorischen Defizite des Menschen.

Ursachen für Hörstörungen sind verschiedenste Erkrankungen des äußeren Ohres, des Mittelohres bzw. des Innenohres.

Hörstörungen lassen sich wie folgt einteilen:

• Peripher:
  
        - Schallleitungsschwerhörigkeit
        - Schallempfindungsschwerhörigkeit
        - Kombinierte Schwerhörigkeit
• Retrocochleär:
  
        - Hörstörung liegt zwischen Schnecke und Gehirn
• Zentral:
  
        - Hörstörung liegt in den Gehirnstrukturen

CredoWeb: Bitte geben Sie uns einige Tipps, um unser Gehör langfristig gesund zu erhalten!

Prim Dr. med. Thomas Keintzel:

• Vermeidung von übermäßiger Lärmexposition
• Vermeidung von negativem Stress
• Antioxidantien wie Vit. C und E (siehe weiter oben)
• Entzündungshemmende Anti-Aging-Therapie (Statine, Huperzine A)
• Dinner-Cancelling (= Weglassen des Abendessens)
  
  

Zurzeit leiden übrigens 590 Millionen Menschen weltweit an einer Hörbeeinträchtigung. Mit dem steigenden Wachstum der Weltbevölkerung wird sich diese Zahl voraussichtlich bis 2050 auf fast 1,2 Milliarden hörbeeinträchtigte Menschen verdoppelt haben.

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb