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Medizinisches Cannabis: VSV will Schmerzpatienten unterstützen

Medizinisches Cannabis: VSV will Schmerzpatienten unterstützen

Unter dem Titel "Allianz gegen Ignoranz" startet der Verbraucherschutzverein (VSV) mit seinem Obmann Peter Kolba eine Initiative für eine Liberalisierung von Cannabis in der Schmerzmedizin. Individuell will der VSV Patienten bei der Durchsetzung der Kostenübernahme durch die Krankenkassen beistehen.


Schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Menschen in Österreich sind von Neuropathien betroffen, bei denen Cannabis nachweislich wirkt, legte bei einer Pressekonferenz in Wien dar. Die Zahl der Patienten, die ein solches Medikament bezahlt bekamen, nimmt sich vergleichsweise bescheiden aus: 7.325 waren es laut Kolba, der selbst betroffen ist, im ersten Halbjahr 2018.


Der Grund seien die Kosten, erklärte der Konsumentenschützer und Bürgerrechtssprecher der Liste Jetzt (vormals Pilz). In Österreich steht das vom deutschen Unternehmen Bionorica produzierte Mittel Dronabinol mit dem Wirkstoff THC zur Verfügung. 500 Milligramm in Tropfenform kosten laut Kolba 445 Euro, ein Tropfen kommt damit auf elf Euro. "Dieser Preis ist nur durch ein Monopol erzielbar", konstatierte der Verbraucherschützer. Der von Bionica verwendete Medizinal-Hanf stammt von der heimischen AGES, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. 2017 produzierte sie nach Angaben Kolbas 250 Kilo und setzte damit rund 430.000 Euro um.


Der VSV will mit seiner Initiative grundsätzlich die Interessen von Schmerzpatienten, Ärzten, die sich mit dem Thema beschäftigen, und Apotheken zusammenführen. Auf individueller Ebene möchte der VSV Schmerzpatienten in Verfahren am Arbeits- und Sozialgericht juristisch unterstützen, die die Kostenübernahme für Dronabinol durchsetzen wollen. Die Mittel dafür will der VSV durch eine Crowdfunding-Kampagne aufbringen. Informationen dazu und auch zum sogenannten CBD-Erlass des Gesundheitsministeriums gibt es auf der Website der Allianz. Dieser Erlass behindere den Vertrieb von legal konsumierbarem Cannabidiol, kritisierte Kolba. Es handle sich um einen unnötigen Schnellschuss des Ministeriums.


Die Wirkung von Dronabinol gegen chronische neuropathische Schmerzen sei wissenschaftlich gut belegt, erklärte Hans Georg Kress von der MedUni Wien, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft in einer Aussendung. Für die Behandlung aller anderen chronischen Schmerzzustände seien die Experten-Empfehlungen aufgrund der Datenlage zurückhaltender. Der Einsatz von Reinsubstanzen und arzneimittelbehördlich zugelassenen Cannabis-basierten standardisierten Extrakten für medizinische Zwecke schon wegen der Dosis- und Anwendungssicherheit, wenn immer möglich, dem Konsum von Pflanzenteilen vorzuziehen, so Kress.


Die Initiative des VSV startet im Vorfeld des am 19. März tagenden parlamentarischen Gesundheitsausschusses. An diesem Termin steht das Thema einer Liberalisierung von Cannabis in der Medizin auf der Tagesordnung.

Quelle: APA

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