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Blutkrebs: Ordensklinikum Linz stellt neue CAR-T-Zell-Therapie vor

Blutkrebs: Ordensklinikum Linz stellt neue CAR-T-Zell-Therapie vor

Zeitgerecht zum Weltkrebstag am 4. Februar hat das Ordensklinikum Linz über 25 Jahre Stammzellentransplantation Resümee gezogen und neben Fortschritten bei dieser Behandlung auch eine demnächst startende Studie zur neuen CAR-T-Zell-Therapie bei Blutkrebs vorgestellt. Diese ermöglicht Patienten eine Behandlung, für die sonst keine Therapie mehr infrage kommt.

 

Das Ordensklinikum Linz führt seit 25 Jahren Stammzellentransplantationen durch und behandelte bisher 1.200 Patienten, berichtete Primar Andreas Petzer, Vorstand der Abteilungen Interne I für Hämatologie mit Stammzellentransplantation, Hämostaseologie und medizinische Onkologie am Ordensklinikum Linz in einer Pressekonferenz. Die CAR-T-Zellen ermöglichen eine neue Form zellulärer Immuntherapie. Dazu werden T-Zellen aus dem Körper des Patienten gentechnologisch verändert und können dann mittels chimärem Antigenrezeptor Krebszellen erkennen, attackieren und abtöten.

50 bis 80 Prozent der Patienten sprächen auf die in den USA entwickelte Therapie an

Zwei Pharmafirmen seien derzeit zur Verarbeitung im Labor fähig. Das Verfahren sei - noch - sehr teuer, 300.000 Euro pro Patient. In Linz soll in den kommenden zwei Monaten mit einer Studie bei einer speziellen Form von mit üblichen Methoden nicht mehr therapierbarem Lymphdrüsenkrebs gestartet werden, vereinbart seien vier Patienten.

Man braucht viel Erfahrung, weil schwerwiegende Nebenwirkungen möglich sind,

sagte Petzer.

Das Signal ist, das ist eine sehr potente Therapieoption und wir stehen am Anfang.

In Graz, Salzburg und Innsbruck wird ebenfalls dieses Jahr begonnen, am AKH Wien läuft bereits eine Studie

Im Ordensklinikum wurden 2017 insgesamt 121 Stammzellentransplantationen durchgeführt, 2018 waren es 130, davon rund die Hälfte autolog, also mit eigenen Zellen des Patienten, sowie allogen, sprich, mit fremden Zellen. Auch hier gab es wesentliche Fortschritte in den vergangenen Jahren, welche die Überlebenschance der Erkrankten deutlich erhöhten, stellte der Hämato-Onkologe Johannes Clausen, Leiter der Stammzelltransplantationseinheit, vor. Die haploidente Stammzellentransplantation ermöglicht, dass ein verwandter Spender auch für eine allogene Stammzellentransplantation infrage kommt, wenn die Übereinstimmung der Gewebemerkmale nur zu 50 Prozent passend ist. Damit gewinne man zeitliche Flexibilität, was vor allem bei Patienten mit Hochrisiko-Leukämie wertvoll sei.

 

Um Komplikationen bei der sogenannten Transplantat-gegen-Wirt-Reaktionen auf ein Minimum zu reduzieren, wird auch bei Transplantationen von Geschwistern jene Serumtherapie angewandt, die bei nicht verwandten Spendern zum Einsatz kommt. Dazu laufen aktuell vier Studien am Ordensklinikum. Bei der Früherkennung von Rückfällen setzt man auf molekulare Diagnostik. Erkennt man die Anzeichen früh genug, kann man gezielt mit einer ambulanten medikamentösen Therapie vorgehen und vielfach einen Rückfall verhindern.

 

Eine Patientin, die im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern - Elisabethinen behandelt wurde, gab Einblick in die Behandlung. Bei der heute sehr vital wirkenden 61-Jährigen wurde im Sommer 2014 die Diagnose Osteomyelozytose gestellt, wobei eine Verfaserung des Knochenmarks dazu führt, dass Leber und Milz sich vergrößern. Ihre Geschwister kamen für eine Transplantation nicht infrage, in der internationalen Spenderdatenbank wurden zwei passende Personen gefunden. Michaela Herzogs Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, sie ging in Krankenstand, suchte psychotherapeutische Hilfe. Im August 2015 wurden nach einer intensiven Chemotherapie die lebensrettenden Stammzellen in einer Infusion in ihren Körper gebracht. Nach sechs Wochen in der Isolierstation - "fürsorglich von meinem Mann begleitet und hervorragend medizinisch betreut" - durfte sie mit vielen Medikamenten und hygienischen Auflagen nach Hause.

 

"Die Genesungsphase dauerte fast zwei Jahre", sagte Michaela Herzog. Einmal musste sie noch für eine Woche in der Klinik bleiben, der Rest erfolgte ambulant. Sie lebte eineinhalb Jahre recht isoliert, "aber ich ging jeden Tag spazieren", begleitet von Freunden. Die Reha im Juni 2017 "war mein Einstieg ins Leben". Seither sei sie "leider in Pension, aber freiberuflich tätig". Heute nimmt die Frau keine Medikamente mehr, die Kontroll-Intervalle wurden mittlerweile auf ein halbes Jahr ausgedehnt.

Bei einer Blutzellentransplantation kann man irgendwann aufhören, Medikamente zu nehmen,

erklärte Clausen.

 

Das Immunsystem des Spenders werde mittransplantiert, unter Umständen seien neue Impfungen nötig. "Ich wurde alles neu geimpft, bin neu aufgesetzt", bestätigte Herzog. Bei einem allogenen Spender erkennt das Immunsystem die Krebszellen als fremd und tötet sie ab, bei einer autologen Therapie bleibt das gleiche Immunsystem, das ja schon einmal versagt hat, gab Petzer zu Bedenken.

 

Von der Fremdspendersuche bis zur Transplantation dauere es im Regelfall zwei bis drei Monate, gaben die Mediziner an. Die Vernetzung sei weltweit. Wer Stammzellen spenden möchte, kann sich bei der lokalen Blutzentrale melden. Im Fall einer Spende wird das Blut am Wohnort des Spenders entnommen und zum Empfänger transportiert. Das Ganze funktioniere wie eine Bluttransfusion, die Stammzellen finden automatisch ihren Weg ins Knochenmark, erklärte Petzer.

Quelle: APA

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