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Testosteron – der Stoff aus dem Männer gemacht sind

Testosteron – der Stoff aus dem Männer gemacht sind

Testosteron – der Stoff aus dem Männer gemacht sind

CredoWeb im Interview mit Experten & Facharzt für Kinder- und Jugendchirurgie Dr. med. Mario Pones

 

CredoWeb: Was genau ist Testosteron & für was braucht „Mann“ es?

 

Dr. med. Mario Pones: Testosteron und sein potenterer Metabolit Dihydrotestosteron (DHT) sind Steroidhormone aus der Gruppe der Androgene.

Die Biosynthese erfolgt wie bei anderen Steroidhormonen aus Cholesterin.
Testosteron wird zu über 95% in den Leydig-Zwischenzellen des Hodens produziert, aber auch zu geringem Teil in der Nebennierenrinde und bei der Frau auch im Ovar (=Eierstock).

Die Produktion wird über die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse gesteuert.


Durch die Freisetzung von Gonadotropin-Releasing-Hormon (=GRH) aus dem Hypothalamus kommt es zur pulsatilen Ausschüttung von luteinisierendem Hormon (=LH) aus dem Hypophysenvorderlappen. Dieses stimuliert in weiterer Folge die Testosteronsekretion aus den Leydig-Zellen im Hoden.

 

Testosteron



Durch negative Rückkoppelung hemmt Testosteron bei steigender Konzentration im Plasma die LH-Freisetzung in der Hypophyse. Die Sekretion von Testosteron folgt dem zirkadianen Rhythmus der LH-Freisetzung und erreicht in den frühen Morgenstunden ihr Maximum.

 

Testosteron wird in peripheren Geweben durch das Enzym 5a-Reduktase in das potentere 5a-Dihydrotestosteron umgewandelt.

Beide spielen eine zentrale Rolle in der männlichen sexuellen und reproduktiven Funktion.


Außerdem sind beide essentiell für die Entwicklung der männlichen Sexualorgane:

 

  • Nebenhoden,
  • Samenleiter,
  • Samenblasen,
  • Prostata und
  • Penis.


Zudem werden Androgene für Pubertät, männliche Fertilität, männliche Sexualfunktion, Muskelbildung, Knochenmineralisierung, Fettmetabolismus (= Fettstoffwechsel) und kognitive Funktion benötigt.


CredoWeb: Wie kann es zu einem Mangel kommen & was passiert in diesem Fall im Körper?

 

Dr. med. Mario Pones: Bei Testosteronmangel muss zwischen primären und sekundärem Hypogonadismus (= Keimdrüsenunterfunktion) unterschieden werden.


Beim primären Hypogonadismus liegt ein Versagen auf testikulärer Ebene vor; die Leydig-Zellen können kein Testosteron produzieren.

Ursachen hierfür sind mannigfaltig wie z.B.:

 

  • Hodenfehllagen,
  • Hodenverlust im Rahmen eines Traumas,
  • postentzündlich/infektiös nach Mumps oder
  • genetische Erkrankungen wie das Klinefelter-Syndrom (=Folgen einer Fehlverteilung der Chromosomen).



Beim sekundären Hypogonadismus liegt eine Störung des Hypothalamus oder der Hypophyse, also der Bildung der Hormone für die zentrale Steuerung der Testosteronproduktion, vor.

Beispiele hierfür sind:

  • Prolaktin-produzierende Tumore der Hypophyse,
  • isolierte Bildungsstörungen oder
  • genetische Erkrankungen wie das Kallmann-Syndrom (= Entwicklungsstörung des Gehirns).

 

Als spezielle Form ist der Late-onset-Hypogonadismus zu sehen.

Dieser ist laut der International Society for the Study of the Aging Male definiert als ein mit zunehmendem Alter assoziiertes biochemisches Syndrom, charakterisiert durch einen Mangel an Serumandrogenen mit oder ohne reduzierter Sensitivität des Genoms gegenüber Androgenen.

Er kann zu einer signifikanten Reduktion der Lebensqualität führen und einen negativen Einfluss auf multiple Organsysteme zeigen.

Eine exakte und einheitliche Definition liegt aber in der Literatur ebenso wie für Serumspiegel von Testosteron nicht vor.

 

Ein Testosteronmangel ist auch bei einer Reihe von systemischen Erkrankungen beschrieben.

 

Beispiele hierfür sind:

 

  • Patienten mit Verbrennungen,
  • Intensivpatienten,
  • HIV,
  • chronischer Opioid-Missbrauch,
  • Krebserkrankungen,
  • Nieren- und Leberinsuffizienz oder
  • Malnutrition (= Mangelernährung).
     

Symptome eines Mangels an Testosteron können sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern:

 

  • reduziertes Hodenvolumen,
  • Infertilität (= Unfruchtbarkeit),
  • reduzierte männliche Körperbehaarung,
  • Gynäkomastie (=Vergrößerung der männlichen Brustdrüse),
  • Reduktion von Muskelmasse und –kraft,
  • Zunahme des viszeralen Fettgewebes,
  • metabolisches Syndrom,
  • Insulinresistenz,
  • Osteoporose,
  • leichte Anämie,
  • reduzierte Libido,
  • erektile Dysfunktion,
  • Abnahme nächtlicher Erektionen,
  • Hitzewallungen,
  • Stimmungsschwankungen,
  • Schlafstörungen,
  • depressive Verstimmungen und
  • reduzierte kognitive Funktion.
     

 

CredoWeb: Kann man seinen Testosteronspiegel auf natürliche Weise erhöhen?

 

Dr. med. Mario Pones:

Allgemein ist eine ausgeglichene Lebensweise und Ernährung, körperliche Betätigung und ausreichender Schlaf zu empfehlen.


CredoWeb: Wann sollte man zum Facharzt?

 

Dr. med. Mario Pones: Ein Screening auf Testosteronmangel sollte nur bei dauerhaft bestehenden Beschwerden und vorzugsweise multipel vorhanden Symptomen durchgeführt werden.

 

Der Testosteronmangel ist mit einer zweiten Kontrollmessung zu bestätigen. Regelmäßige fachärztliche Kontrollen sind unter Therapie durchzuführen.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

 

 

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