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Internationale Woche des Gehirns: Faszinierende Einblicke in die Schaltzentrale des Menschen

Internationale Woche des Gehirns: Faszinierende Einblicke in die Schaltzentrale des Menschen

Im Rahmen der weltweiten „Woche des Gehirns“ (Brain Awareness Week) geben ForscherInnen in Innsbruck Einblicke in die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften. Die öffentlichen Vorträge finden vom 11. bis 15. März 2019 von Montag bis Freitag jeweils um 19:00 Uhr im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB, Innrain 80-82) statt. Der Eintritt ist frei.

 

Hier geht´s zur Übersicht.

 

  • Welchen Einfluss hat Alkohol auf unser Gehirn?
  • Wie finden Nervenzellen ihr Ziel?
  • Welche Unterschiede gibt es bei weiblichen und männlichen Gehirnen?
  • Ist eine Heilung von Hörverlust in Sicht?
  • Was sieht ein Neuropathologe im Gehirn?

Diese und weitere interessante Fragen beantworten Tiroler ExpertInnen im Rahmen der internationalen „Woche des Gehirns 2019“ in Innsbruck. Ziel der weltweiten Veranstaltungsreihe Brain Awareness Week ist es, Einblicke in die neusten Erkenntnisse der Neurowissenschaften zu geben.

Faszination Gehirn: Erstmals referieren NachwuchsforscherInnen

80 Milliarden Nervenzellen befinden sich in der Schaltzentrale des Menschen, von dem aus alle lebenswichtigen Funktionen gesteuert werden.

Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel über das Gehirn gelernt, aber die Funktionsweise ist derart komplex, dass wir zur Entwicklung neuer Therapien auf weitergehende Forschungserkenntnisse angewiesen sind,

erklärt Neurobiologin Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales.

 

Die Nervenbahnen in einem erwachsenen Gehirn sind 5,8 Millionen Kilometer lang. 

 

Die Neurowissenschaften sind ein Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Universität Innsbruck und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein Kernanliegen. Erstmals wird daher ein Abend der „Woche des Gehirns“ von NachwuchswissenschafterInnen gestaltet, die insbesondere auf die „kleinen Unterschiede“ im Gehirn und damit auf Gender- und Diversity-Aspekte, eingehen werden.

Hintergrundinformationen zu den Vorträgen

Blick ins Gehirn: Was sieht der Neuropathologe? (11.03, 19:00 Uhr)

Bevor eine Erkrankung behandelt werden kann,
ist die richtige Diagnose entscheidend.

Bereits jeder vierte Mensch in der EU hat eine neurologische, neurodegenerative oder psychische Erkrankung. NeuropathologInnen blicken für die richtige Diagnosestellung sehr tief ins Gehirn: Mittels modernster molekulare Diagnostik werden Teile des Gehirns bis zur Ultrastruktur untersucht. Muskel- oder Nervenbiopsien ermöglichen es beispielsweise, neurodegenerative Erkrankungen zu diagnostizieren. Auch Tumoren können genau klassifiziert werden. Die richtige Diagnose ist entscheidend für die Therapieauswahl. Die genauen Analysemethoden tragen auch zum besseren Verständnis der Mechanismen, die für eine Erkrankung des Gehirns verantwortlich sind, bei. „In meinem Vortrag, werde ich erklären, was die Zukunft bringt“, erklärt Johannes Haybäck, Leiter des Instituts für Pathologie, Neuropathologie und Molekularpathologie der Medizin Uni Innsbruck.

Wie Alkohol das Gehirn beeinflusst (12.03, 19:00 Uhr)

Auf die Dosis kommt es an.

Der Konsum alkoholischer Getränke ist ein häufiger Bestandteil von gesellschaftlichen Events. Welche Auswirkung hat Alkohol auf die Gesundheit und das Gehirn? Kommt es speziell auf die Dosis an? Stefan Kiechl von der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: W. Poewe) wird über negative und positive Effekte von Alkohol auf das Gehirn und Erkrankungen des Gehirns, insbesondere Schlaganfall und Demenz, referieren und aktuelle Daten zum Alkoholkonsum in Österreich präsentieren. Kiechl wird erklären, wie ein „Kater“ entsteht, warum Frauen weniger Alkohol vertragen als Männer, ob die Qualität des alkoholischen Getränkes von Bedeutung ist und praktische Tipps geben, wie man Gesundheit fördern kann ohne ganz auf Alkohol zu verzichten.

Wie Nervenfasern ihre Ziele finden (13.03, 19:00 Uhr)

Nervenzellen sind darauf spezialisiert, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und weiterzuleiten. 100 Milliarden Nervenzellen bilden ein hochkomplexes Netzwerk, welches sich laufend verändert. Doch woher wissen eigentlich unsere Nervenzellen, mit welchen ihrer Nachbarn sie sich verknüpfen müssen? Wie entstehen diese Verknüpfungen und was erhält sie? Können falsche Verknüpfungen wieder korrigiert werden? „Von diesen Mechanismen hängt ab, wie wir denken, wie wir lernen und an was wir uns erinnern“, erklärt Christine Bandtlow, Direktorin der Sektion für Neurobiochemie und Vizerektorin für Forschung und Internationales. „Wenn wir beispielsweise an Alzheimer erkranken, funktioniert dieses System nicht mehr und wir werden vergesslich.“ Die Erforschung der Gehirnentwicklung sowie seiner Mechanismen in der Ausbildung von neuronalen Netzwerken spielt eine entscheidende Rolle im Verständnis sowie der Behandlung von neuronalen Krankheiten wie Autismus, Schizophrenie oder Epilepsie.

Der kleine Unterschied im Gehirn: Gender- und Diversity-Aspekte in den Neurowissenschaften (14.03, 19:00 Uhr)

Schlaganfallversorgung: Werden Männer und Frauen gleich gut behandelt? Haben nur Frauen Kopfschmerzen? Träumen Frauen anders als Männer? Diese und weitere Fragen werden NachwuchsforscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck beantworten.

Einzelne Untersuchungen haben ergeben, dass sich Frauen nach einem Schlaganfall schlechter erholen als Männer. Thomas Töll (Univ.-Klinik für Neurologie, Arbeitsgruppe Schlaganfall und Atherosklerose) untersucht im Rahmen des Stroke Card Projektes, ob Frauen und Männer in Tirol gleich schnell und gleich gut behandelt werden.

 

Es heißt, Frauen hätten häufiger Kopfschmerzen als Männer. Dies trifft allerdings nur für einzelne Kopfschmerzarten zu. Florian Frank (Univ.-Klinik für Neurologie, Arbeitsgruppe Kopf- und Gesichtsschmerz) berichtet über geschlechtsspezifische Unterschiede bei Migräne und anderen Kopfschmerzarten.

 

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist eine Erkrankung mit lebhaften und oft unangenehmen Träumen, die auch ausagiert werden. Diese Erkrankung ist häufig ein Frühzeichen einer Parkinsonerkrankung. Ambra Stefani (Univ.-Klinik für Neurologie, Arbeitsgruppe Neurologische Schlafmedizin) erforscht die Trauminhalte sowie die Ausprägung der Bewegungen im Traum-Schlaf von Frauen und Männern.

Diagnose Hörverlust! Eine der häufigsten Erkrankungen und (k)eine Heilung in Sicht? (15.03, 19:00 Uhr)

Lärmschäden, Genmutationen und Schadstoffe
zählen zu den häufigsten Ursachen für Hörverlust.

Hörverlust ist eine der häufigsten Erkrankungen und betrifft Neugeborene ebenso wie Menschen im hohen Alter. Die Folgen können dramatisch sein: Kinder mit einer angeborenen Hörbeeinträchtigung können eine verzögerte Sprachentwicklung aufweisen und Hörverlust im Alter geht häufig mit sozialem Rückzug einher. Dies steigert das Risiko für Demenz und Depressionen. Michael Leitner von der Sektion für Physiologie wird in seinem Vortrag die Funktionsweise des Gehörs und die häufigsten Ursachen für Hörverlust erläutern. Dazu zählen die sogenannte Altersschwerhörigkeit und Lärmschäden, aber auch Genmutationen und Schadstoffe. Außerdem wird er gegenwärtige und zukünftige Behandlungsoptionen darstellen. Anlass zur Hoffnung geben hier neueste Forschungserkenntnisse. „Weltweit arbeiten WissenschafterInnen daran, medikamentöse Strategien und gentherapeutische Maßnahmen gegen Hörverlust zu entwickeln. Bei Letzterem sollen Viren eingesetzt werden, um defekte Gene zu ersetzen. Auch eine Stammzellentherapie könnte eines Tages dazu führen, verlorengegangene Sinneszellen im Innenohr zurückzugewinnen.“

Quelle: Medieninformation der Medizinischen Universität Innsbruck

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