Artikel

Neue Allergiestudie: Ozon in der Luft verstärkt Lungen-Symptome

Neue Allergiestudie: Ozon in der Luft verstärkt Lungen-Symptome

Vorschau auf die Pollensaison 2019: Hoffnung auf weniger intensive Birkenblüte

Erste Ergebnisse einer neuen Studie lassen aufhorchen: Je höher die Ozonbelastung, desto stärker scheinen für PollenallergikerInnen Beschwerden vor allem an der Lunge zu sein. Damit kann zum ersten Mal weltweit ein direkter Zusammenhang zwischen Pollenflug, Luftqualität und allergischen Beschwerden hergestellt werden. Das gaben Allergie-ExpertInnen bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien gemeinsam mit der Informationsplattform IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung) bekannt. Weiters wurde ein Ausblick auf die heurige Pollensaison gegeben.

 

Die Birke macht’s heuer spannend, wird aber voraussichtlich in den meisten Regionen Österreichs weniger intensiv blühen.

 

Der kalte und schneereiche Jänner sorgte heuer für einen späteren Beginn des Pollenflugs der Frühblüher Erle und Hasel. Nach wie vor muss noch mit bis zu hohen Pollenkonzentrationen bei günstigen Bedingungen in den mittleren Lagen gerechnet werden.

 

Die gute Nachricht:

Der Belastungsschwerpunkt ist in den thermisch begünstigten Regionen und den Tal-, Tief- und Beckenlagen überstanden,

so Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien. Die Prognose der Birkenblüte ist heuer etwas widersprüchlich. Biologin Bastl: „Die Phänologie spricht für ein weniger starkes Jahr, die Modelldaten bringen ganz unterschiedliche Ergebnisse. Daher gibt es zwar berechtigte Hoffnung auf eine weniger starke Birkenblüte, jedoch nicht unbedingt in allen Regionen Österreichs.“

Verschmutzte Luft belastet zusätzlich

Doch nicht nur Pollen machen AllergikerInnen das Leben schwer. Luftschadstoffe, die mit jedem Atemzug in unseren Körper gelangen, verstärken allergische Erkrankungen. 

Belastungen durch Feinstaub, Stickstoffdioxid oder Ozon beeinträchtigen nachweislich die Gesundheit der Bevölkerung und können sogar die Lebenserwartung verringern,

weiß Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health, MedUni Wien. Laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) sterben jedes Jahr rund 7.500 Menschen in Österreich vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung (1).

Ozonalarm bei Asthma

Insbesondere erhöhte Ozonwerte belasten die ohnehin schon überreizten Atemwege.

Im Vergleich mit anderen Luftschadstoffen wird dem Reizgas die schädlichste Wirkung zugeschrieben,

sagt Daniel Doberer, Leiter der Asthma-Ambulanz an der Klinischen Abteilung für Pulmologie, MedUni Wien.

 

Er erklärt:

Ozon kann aufgrund seiner geringen Wasserlöslichkeit tief in die Lungen eindringen und führt zur Bildung von aggressiven Sauerstoffradikalen, die das Atemwegsepithel zerstören. Damit wird diese schützende Schicht für Allergene oder andere Luftschadstoffe durchlässiger.

Die Folgen für AsthmapatientInnen: verstärkte Symptome, mehr Bedarf an Medikamenten, Verschlechterung der Lungenfunktion, mehr Exazerbationen (plötzliche Verschlechterung der Erkrankung) und verstärkte Reaktion auf Allergene. Doberer: „Das geht so weit, dass bei erhöhter Ozonkonzentration deutlich mehr PatientInnen in den Notfall-Ambulanzen landen.“

 

Schätzungsweise werden weltweit
bis zu 23 Mio. Notfallbehandlungen

pro Jahr durch Ozon verursacht (2).

AllergikerInnen sollten daher im Sommer gewarnt sein, denn „intensive Sonneneinstrahlung bringt erhöhte Ozonkonzentrationen“, warnt Umweltmediziner Hutter vor dem sogenannten Sommersmog. „Von Mai bis September werden meist die höchsten Ozonwerte gemessen – genau dann, wenn Pollen in der Luft ist. Zusätzlich wirken sie gemeinsam mit Ozon noch stärker allergen.“

 

 

 

| Das könnte Sie auch interessieren: Feinstaub und COPD |

Studie weist Zusammenhang zwischen Pollenflug, Luftgüte & Symptomen nach

Im Rahmen einer Studienkooperation der Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation an der MedUni Wien und der Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg wurde die Auswirkung von Luftverschmutzung in Wien durch Ozon, Stickstoff- und Schwefeldioxid sowie Feinstaub auf PollenallergikerInnen untersucht.

Vor allem Ozon scheint einen Einfluss zu haben, wie sich besonders bei Gräser- und BirkenpollenallergikerInnen zeigt – je höher die Ozonbelastung, desto stärker sind vor allem die Lungenbeschwerden,

stellt Uwe E. Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien, erste Ergebnisse vor: „Damit kann künftig erklärt werden, warum auch dann starke Beschwerden vorhanden sind, obwohl sich nur relativ wenig Pollen in der Luft befindet.“

 

Die neuen Daten werden für künftige Prognosen eine wesentliche Rolle spielen. Denn um möglichst genau vorherzusagen, wie es AllergikerInnen während der Pollensaison gehen wird, braucht es zum reinen Pollenflug auch Informationen zum Wetter, zum Blühverhalten der Pflanzen sowie zur Luftqualität.

 

Berger:

Wir können erstmals zeigen, welche Parameter in welchem Ausmaß zusammenspielen, wenn PatientInnen Beschwerden haben.

Die Services des Pollenwarndienstes entwickeln sich so immer mehr von der reinen Pollen- hin zur individuellen Belastungsprognose.

Pollen-Tagebuch & Pollen-App

Unerlässlich für die Forschung sowie die Betroffenen ist hierbei das Pollen-Tagebuch, erreichbar über die „Pollen“-App oder auf www.pollentagebuch.at. Hier tragen AllergikerInnen ihre Beschwerden möglichst täglich ein und können damit auf einen Blick erkennen, welche Belastungen tatsächlich in welchem Ausmaß für die Beschwerden verantwortlich sind, welchen Einfluss ein Ortswechsel hat und ob die Therapie den erwünschten Erfolg bringt.

 

Um die Services auf die jeweilige Lebenssituation noch besser zugeschnitten anbieten zu können, wurden neue Fragen integriert:

 

1.  Wann im Tagesverlauf war die Belastung am größten?

2.  Zu welcher Tages- und Nachtzeit hat man sich draußen aufgehalten?

3.  Wie sehr hat die Belastung die Arbeits-/Leistungsfähigkeit beeinträchtigt?

 

Mit dem jährlichen Update wurde auch das Design der Pollen-„App“ überarbeitet und entspricht allen optischen und funktionellen Anforderungen einer mobilen Applikation. Außerdem wurde erstmals auch das „Allergierisiko“ personalisiert. User, die ihre Symptomdaten regelmäßig in das Pollen-Tagebuch eintragen, erhalten damit einen Überblick, wie hoch ihre persönliche Belastung zu jeder Stunde des Tages ist. Bisher wurde nur der Durchschnittswert der allgemein empfundenen Belastung angezeigt. Nun steht diese Orientierung individuell zugeschnitten zur Verfügung. Die Pollen-App steht für Smartphones und Tablets mit iOS und Android zum kostenlosen Download auf www.pollenwarndienst.at sowie in den App-Stores zur Verfügung.

 

Studien:

(1) Air quality in Europe, European Environment Agency (EEA) Report 2018;

(2) Anenberg SC et al., Environmental Health Perspectives 126(10), October 2018.

Quelle: Presseaussendung der Medizinischen Universität Wien / Pressegespräch „Start in die Pollensaison 2019“

Kommentare