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Diskussion um medizinisches Cannabis: rund 50.000 PatientInnen in Österreich wollen mit Cannabis behandelt werden

Diskussion um medizinisches Cannabis: rund 50.000 PatientInnen in Österreich wollen mit Cannabis behandelt werden

JETZT-Gesundheitssprecherin Daniela Holzinger bot bei der Pressekonferenz in Wien zwei Ärzte als Verschreiber von Cannabinoiden etc. auf: die NÖ Gynäkologin Iris Pleyer und den Wiener Allgemeinmediziner Kurt Blaas. Das Verlagshaus der Ärzte stellte Pleyers Buch "Cannabidiol - Ein natürliches Heilmittel des Hanfs" zur Verfügung.


Iris Pleyer nannte eine ganze Palette von möglichen Anwendungsgebieten für Cannabidiol. Sie kam zu dem Thema über eine private Tragödie: "Mein Sohn hat 2012 im Internat seinen besten Freund nach der Einnahme synthetischer Drogen tot aufgefunden." Daraufhin habe sie, Pleyer, sich mit natürlichen Drogen beschäftigt und sei auf die Cannabinoide gestoßen.

Cannabidiol überzeugte mich, es wäre ein sehr gutes Mittel, das man in der Geburtshilfe benutzen könnte. CBD hat vielfältige Wirkungen.

Schlafstörungen, Regelschmerzen, Bauchschmerzen, Angstzustände, Nervosität von Marathonläuferinnen vor dem Starttermin, Mamma-, Lungen- und Prostatakarzinome, bösartige Hirntumore (Gliome) etc. seien als Indikationen zu nennen.

Es ist kein Allheilmittel, es ist in der Hand des Arztes ein wunderbares Mittel. Cannabis wurde in Kanada zugelassen. Es gibt Tausende Studien zu CBD und THC. Wir brauchen nur über die Grenze zu schauen,

sagte die Gynäkologin.

 

Das Problem sei, dass CBD-Kapseln in Österreich nicht mehr verfügbar seien, Öle nur mehr zum Teil.


In das sprichwörtlich gleiche Horn blies Allgemeinmediziner Kurt Blaas, allerdings in Sachen des medizinischen Einsatzes von Cannabisblüten. "Es gibt in Österreich rund 15.000 bis 20.000 Patienten (mit Cannabinoid-Therapie; Anm.) und rund 50.000 Patienten, die gerne mit Cannabis behandelt werden wollen." Darüber hinaus würden sich in Österreich derzeit schon 200.000 bis 300.000 Menschen mit Cannabis aus Eigenzucht, illegalen Quellen oder aus dem Ausland bezogenen Produkten versorgen. Die auf dem Arzneimittelmarkt zugelassenen pharmazeutischen Produkte bezeichnete er als "2CV", die Patienten wollten aber den "Mercedes 500" in Form von Produkten aus den natürlichen Substanzgemischen der Cannabisblüten oder in Form der Blüten selbst verwenden.

Es wird wohl allen im Raum klar sein, dass hundert Cannabinoide besser wirken als ein oder zwei (CBD und THC als Wirkstoffe in Arzneimitteln; Anm.).

Es gehe einfach darum, den Ärzten und Patienten eine legalisierte Möglichkeit zur Verwendung der Produkte über die Apotheken zu ermöglichen.


"Rauchen ist out. In ist Vaporisieren und Inhalieren", sagte Blaas. Viele Patienten würden aber auch Tees oder Öle verwenden. Zwar verschreibe er natürlich die pharmazeutischen THC-, CBD-Produkte bzw. Gemische, doch dann kämen die Patienten mit folgenden Worten: "Wir verwenden die Blüte. Sie wirkt allumfassender, sie wirkt stärker. Die Patienten müssen sich die Blüten auf dem Schwarzmarkt besorgen, über Stecklinge irgendwoher" oder über Auslandskontakte. "Wir brauchen für die Patienten eine legale Lösung", sagte Blaas.

Quelle: APA

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