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Forscher suchen Marker für Reparaturprozesse nach Herzinfarkt

Forscher suchen Marker für Reparaturprozesse nach Herzinfarkt

Bei einem Infarkt sterben Herzmuskelzellen ab. Sie werden von Narbengewebe ersetzt, was jedoch die Pumpleistung einschränken kann. Trotz Behandlungsfortschritten ist noch immer relativ wenig über die regenerativen Prozesse nach einem Infarkt bekannt, sagt der Grazer Kardiologe Peter Rainer. Im europäischen Netzwerk will er die Heilungsprozesse erforschen, teilte die Med Uni mit.

 

Rund 34.000 Menschen jährlich erleiden in Österreich einen Herzinfarkt. Wer ihn überlebt, hat oftmals mit der Folgeerkrankung Herzinsuffizienz zu kämpfen. "Bei einem Herzinfarkt stirbt Herzmuskelgewebe ab, vernarbt und wird durch Bindegewebe ersetzt. Dieses Bindegewebe ist starr und trägt in der Folge nicht mehr zur Pumpfunktion des Herzens bei", sagte der Mediziner, der mit seiner Grazer Forschungsgruppe Umbauprozesse im Herzen auf molekularer Ebene erforscht. Damit es nicht zur chronischer Herzinsuffizienz kommt und das Organ nicht mehr in der Lage ist, die Gewebe mit genügend Blut und somit Sauerstoff zu versorgen, sei es besonders wichtig, dass das verbleibende noch funktionsfähige Herzgewebe sich möglichst vollständig erholt.

 

Bis heute gebe es jedoch keine etablierten Methoden, um ablaufende Heilungsprozesse im Herzen qualitativ zu bewerten und vorauszusagen.

Patienten mit unzureichenden Reparaturprozessen können oft nicht rechtzeitig erkannt werden, bevor eine Verschlechterung der Herzfunktion bis zu einem kritischen Stadium - dem Herzversagen - eintritt,

fasste Rainer den Bedarf nach neuen diagnostischen und künftig auch möglichen therapeutischen Möglichkeiten zusammen.

 

Sein Forschungsprojekt ist Teil des europäischen ERA-CVD - Netzwerkes zur Erforschung kardiovaskulärer Erkrankungen mit insgesamt 24 Partnern aus 19 Ländern im Rahmen des "Horizon 2020"-Programmes. In ihrem, u.a. vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt, hat das Team die Entzündungsreaktionen im Herzmuskelgewebe im Blick.

Nach einem Herzinfarkt muss das Immunsystem schnell reagieren, um den Heilungsprozess in Gang zu setzen,

erklärte Rainer.

 

Dabei wandern spezialisierte T-Zellen als Helferzellen des Immunsystems zu den geschädigten Stellen und regulieren einen Entzündungsprozess, bei dem das beschädigte Gewebe abgebaut wird. Dieser Prozess soll näher untersucht und beschrieben werden.

 

In dem gemeinsamen Projekt werde man in den kommenden drei Jahren modernste Techniken wie T-Zell-Rezeptor-Sequenzierung auf bestehendes umfangreiches Biomaterial anwenden, um T-Zell-Signaturen zu identifizieren, die Heilungsprozesse in Echtzeit überwachen und vorhersagen können. Ziel sei es letztendlich die entwickelten diagnostischen und therapeutischen Ansätze in die klinische Anwendung zu führen.

Quelle: APA

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