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Menstruation: Was wir über unsere Periode wissen sollten

Menstruation: Was wir über unsere Periode wissen sollten

CredoWeb im Interview mit Expertin & Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. med. Katrin Steger-Kollar


CredoWeb: Warum haben so viele Frauen Beschwerden vor dem Einsetzen ihrer Periode und welche Beschwerden sind am häufigsten?

 

 

Dr. med. Katrin Steger-Kollar: Als Menstruationsbeschwerden werden Beschwerden bezeichnet, die während der Regelblutung auftreten, also vor allem krampfhafte Unterbauchschmerzen.

Viele Frauen leiden aber bereits 2 Wochen bis wenige Tage vor Einsetzen der Menstruation an Beschwerden, die als Prämenstruelles Syndrom (PMS) zusammengefasst werden. 

Diese Beschwerden verschwinden mit Einsetzen der Regelblutung oder spätestens innerhalb von 3 Tagen danach.

 

 

Die Ursachen dafür sind noch nicht ausreichend und vollständig geklärt. Ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren gilt aber als sicher.

 

Ein Hauptgrund liegt in den zyklusbedingten Hormonumstellungen der Frau:

 

·         abfallender Östrogenspiegel und

·         gleichzeitig der Anstieg von Progesteron (Gelbkörperhormon) in der 2. Zyklushälfte

 

Die so vermehrt entstehenden Progesteron-Abbauprodukte lösen wahrscheinlich PMS Beschwerden aus. Diese Schwankungen beeinflussen außerdem auch die Produktion des „Glückshormons“ Serotonin. Veranlagung und aktuelle Lebenssituation der Frau spielen ebenfalls eine Rolle.

 

Das häufigste Zeichen ist eine Neigung zu Wassereinlagerung im Gewebe und dadurch Anstieg des Körpergewichtes. Die Brüste werden praller, spannen und sind schmerzhaft.


Häufig sind auch Kopfschmerzen und Übelkeit oder Heißhunger auf Süßes.


Doch es kommt auch zu psychischen Beschwerden:

 

·         innere Unruhe

·         Reizbarkeit

·         depressive Verstimmung

·         Schlaflosigkeit

·         Antriebslosigkeit

 

Die Ausprägung und Art der Beschwerden sind individuell sehr unterschiedlich.

 

Sinnvoll kann es sein, ein Tagebuch über die Beschwerden zu führen, um diese zu objektivieren und eine geeignete Strategie und Therapie dagegen zu finden.

 

 

CredoWeb: Welche Medikamente bzw. Nahrungsergänzungsmittel können hierbei helfen?

 

 

Dr. med. Katrin Steger-Kollar: Bei leicht ausgeprägten Symptomen helfen oft schon Änderungen der Lebensgewohnheiten wie Bewegung (v.a. Ausdauertraining) oder Entspannungsmethoden.

Yoga eignet sich hier zum Beispiel oft sehr gut.

 

Auch eine salzarme Ernährung in den Tagen vor der Menstruation kann sich positiv auswirken. Meidung von Koffein, Alkohol und Schokolade wird ebenfalls empfohlen.

Die regelmäßige Anwendung von Akupunktur zur Vermeidung von PMS zeigt ebenfalls immer wieder gute Erfolge.

Empfohlen werden beim PMS auch Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine (hier besonders Vitamin B6 und Vitamin D) und Mineralstoffe. Calcium und Magnesium können hier gute Wirkungen erzielen.

Eine Zuführung von Omega-3-Fettsäuren kann zu einer Linderung der Symptome beim PMS führen.

Heilkräuter werden erfolgreich bei der Therapie des PMS eingesetzt. Die Wirksamkeit von Mönchspfeffer beim PMS wurde in klinischen Studien nachgewiesen. Bei psychischen Beschwerden hat sich Johanniskraut bewährt.

 

Sind die Beschwerden stark ausgeprägt, ist die Therapie mit einer Östrogen-Gelbkörper Kombination wie mit der Pille im Langzyklus durchaus sinnvoll.

 

 

Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen) können bei starken Kopf- oder Rückenschmerzen notwendig sein.

In einzelnen Fällen kommen bei entsprechend starken Beschwerden stimmungsaufhellende Medikamente (wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) nach genauer Abwägung über Risiko und Nutzen in Frage. Sie sollten erst dann eingesetzt werden, wenn andere Therapien wirkungslos bleiben.

 

 

CredoWeb: Welche Bedeutung hat die Pille für die Regulierung einer unregelmäßigen Periode?

 

 

Dr. med. Katrin Steger-Kollar:


Ein Menstruationszyklus mit einer Länge zwischen 24 und 35 Tagen gilt als regelmäßig.


Wenn eine Zyklusstörung vorliegt, muss immer eine genaue Abklärung bei der Gynäkologin/beim Gynäkologen erfolgen. Sobald eine therapierbare Ursache gefunden wird, soll diese auch entsprechend behandelt werden (z.B. Schilddrüsenunterfunktion durch Verordnung von Schilddrüsenhormonen oder ein zu hoher Prolaktinspiegel durch Gabe eines Prolaktinhemmers).

Wenn eine ursächliche Therapie jedoch nicht möglich ist, ist eine kombinierte Pille (KOK -kombiniertes orales Kontrazeptivum) die einfachste Therapie, um einen regelmäßigen Zyklus zu erzielen, soweit keine Risiken dagegensprechen und aktuell auch kein Kinderwunsch besteht.

 

Zuvor sollte aber immer abgeklärt sein, ob eine Zyklusregulierung überhaupt notwendig ist.

 

 

CredoWeb: Ist es besser die Pille durchgehend zu nehmen, oder sollte man jeden Monat mit der Einnahme bewusst aussetzen, damit die Menstruation einsetzen kann?

 

 

Dr. med. Katrin Steger-Kollar: Bei den Pillen unterscheidet man die Minipille, welche nur Gelbkörperhormon enthält und durchgehend also täglich ohne Pause eingenommen wird von den kombinierten Pillen (KOK, kombiniertes orales Kontrazeptivum). Diese enthalten Östrogen und ein Gelbkörperhormon in Kombination. Das übliche Einnahmeschema ist bei den kombinierten Pillen täglich 1 Tablette für 3 Wochen gefolgt von 1 Woche Einnahmepause, in welcher die Blutung eintritt (21+7 Schema).

Es besteht jedoch auch die Möglichkeit das einnahmefreie Intervall wegzulassen und das kombinierte orale Kontrazeptivum (Pille) im Langzyklus (darunter versteht man die Einnahme von 3-4 Blistern, also 3-4x21 Tabletten, ohne Pause), oder noch länger (bis zu 12 Blister als Langzeiteinnahme) durchgehend einzunehmen.

Nicht alle kombinierten Pillen sind hierfür gleich gut geeignet.

 

So kann es zu Zwischenblutungen abhängig vom Östrogengehalt der Pille kommen. Auch sollte eine Pille mit geeignetem Gelbkörperhormon gewählt werden. Deshalb ist es empfehlenswert vorher immer Rücksprache mit der Frauenärztin/dem Frauenarzt zu halten.

 

Einen Vorteil kann die Langzeiteinnahme bei Beschwerden bieten, die durch den Hormonentzug in der Einnahmepause der Pille bedingt sind, wie z.B. Migräne oder Stimmungsschwankungen.

 

Auch die Symptome beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) lassen sich durch die Langzeiteinnahme vermeiden oder vermindern.

Ein weiterer guter Grund für die Pilleneinnahme im Langzyklus ist die Therapie von Regelschmerzen. Bei Verdacht oder gesicherter Endometriose ist die durchgehende Einnahme einer geeigneten kombinierten Pille empfohlen und wird hier oft als Therapie eingesetzt.

 

Der noch weit verbreiteten Meinung, dass es alle vier Wochen zu einer reinigenden Blutung kommen muss, kann somit widersprochen werden.

Voraussetzung ist die Auswahl eines geeigneten Pillenpräparates nach ausführlicher Erhebung bestehender Beschwerden und genauer Untersuchung, sowie der Ausschluss von Risikofaktoren und eine eingehende Aufklärung und Beratung durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt.

Wichtig ist natürlich vor allem, dass sich die Frau oder das Mädchen unter dem gewählten Einnahmeschema wohlfühlt.

 

Ob eine Frau eine monatliche Blutung unter Pilleneinnahme hat oder nicht, sollte sie mitentscheiden können. Manche Frauen finden es praktisch so lange keine Blutung zu haben, andere möchten gerne eine regelmäßige monatliche Blutung.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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