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Neue Strategie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Neue Strategie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Prostatakrebs macht in Europa die dritthäufigste Krebs-Todesursache aus. Ist die Erkrankung "kastrations-resistent", spricht sie also auf herkömmliche antihormonelle Therapie nicht mehr an, wird zumeist mit einer Chemotherapie behandelt. Ein Wechsel in der chemotherapeutischen Behandlung kann sich laut einer neuen Studie mit Beteiligung von Wiener Urologen auszahlen.

 

Im New England Journal of Medicine ist die sogenannte CARD-Untersuchung erschienen. 62 Kliniken in Europa waren beteiligt, in Österreich die urologische Universitätsklinik in Wien (MedUni/AKH) mit Gero Kramer als Co-Autor der wissenschaftlichen Untersuchung. In die Studie aufgenommen wurden 255 Patienten mit Prostatakrebs, der auf die verwendete antihormonelle medikamentöse Therapie zur Unterdrückung der Androgene (Testosteron) nicht mehr ansprach und auch unter gleichzeitiger Behandlung mit dem älteren Chemotherapeutikum Docetaxel fortschritt.

 

Die Kranken mit fortgeschrittenem metastasierten Prostatakrebs wurden per Zufall zwei Gruppen zugeteilt: Die Hälfte bekam das neuere Chemotherapeutikum Cabazitaxel oder wechselte von einem antihormell wirkenden Medikament auf ein anderes (von Abirateron zu Enzalutamid oder umgekehrt). Cabazitaxel ist eine Weiterentwicklung aus der Klasse der Taxan-Chemotherapeutika, zu denen auch das ältere Docetaxel gehört. Abirateron und Enzalutamid hemmen auf jeweils unterschiedlichem Weg die durch die männlichen Geschlechtshormone ausgelösten Wachstumssignale auf Prostatakrebszellen.

 

Die Ergebnisse sprachen statistisch signifikant durchwegs für die Verwendung des neueren Chemotherapeutikums: Der mittlere Zeitraum bis zum per bildgebender Untersuchung festgestellten Fortschreiten der Erkrankung verdoppelte sich in etwa - von 3,7 Monaten auf acht Monate. Die mittlere Überlebenszeit der Patienten stieg von elf Monaten bei antihormoneller Therapie auf 13,6 Monate unter Chemotherapie. Der Tumor-relevante PSA-Wert sank unter der geänderten antihormonellen Therapie bei 13,5 Prozent der Behandelten, hingegen bei 35,7 Prozent unter den Kranken, die Cabazitaxel bekommen hatten. Die Nebenwirkungsraten waren in etwa gleich. Der Beobachtungszeitraum hatte im Mittel (die Hälfte darunter, die Hälfte darüber) 9,2 Monate betragen.

 

"Cabazitaxel-Behandlung brachte ein um 36 Prozent niedrigeres Sterberisiko aus allen Ursachen im Vergleich zur Behandlung mit Abirateron oder Enzalutamid mit sich", schrieben die Autoren der wissenschaftlichen Untersuchung. Dies war sogar feststellbar, obwohl ein Drittel der Patienten unter antihormoneller Therapie während der Studie wegen Fortschreitens der Erkrankung zusätzlich noch in die Chemotherapie-Gruppe überwechselte.

Quelle: APA

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