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Neue Hoffnung für Patienten: Innovatives Medikament gegen Arthrose-Schmerz in Sicht

Neue Hoffnung für Patienten: Innovatives Medikament gegen Arthrose-Schmerz in Sicht

Die Gelenkserkrankung Arthrose ist sehr weit verbreitet und schwer behandelbar. Mit der Entwicklung und weiteren Erforschung eines monoklonalen Antikörpers könnte es bald ein neues Medikament für die Schmerzbehandlung bei Arthrose geben. Die Forschung arbeitet derzeit daran herauszufinden, welche Patientengruppen davon am besten und ohne Nebenwirkungen profitieren.

 

1,4 Millionen Menschen sind in Österreich von der Gelenks-Erkrankung Arthrose betroffen, sie ist die häufigste, aber auch eine sehr schwer behandelbare rheumatische Krankheit. Arthrose-Schmerzen werden herkömmlicherweise mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Opioiden behandelt.

Doch ist zu erwarten, dass schon bald ein monoklonaler Antikörper verfügbar sein dürfte, der auf andere Weise wirkt: Er hemmt die Wirkung des Nervenwachstumsfaktors und verhindert so die Weiterleitung von Schmerzsignalen aus Muskeln, Haut und Organen an das zentrale Nervensystem,

berichtet ÖSG-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Michael Ausserwinkler, Facharzt für Innere Medizin mit Spezialgebiet Rheuma-Erkrankungen in Villach, anlässlich der 19. Österreichischen Schmerzwochen der ÖSG.

Der neue Wirkstoff könnte jenen Arthroseschmerz-Patienten helfen, bei denen herkömmlichen Analgetika nicht wirken, oder die diese nicht vertragen.

Arthrose entsteht durch ein Missverhältnis zwischen abbauenden und aufbauenden Prozessen im Gelenkknorpel und den darunterliegenden Knochen. Wird mehr Knorpelmasse ab- als aufgebaut, kommt es zu Abnützungen und Schädigungen des Knorpels und in der Folge zu Entzündungen und Schmerzen.

Studienergebnisse zeigen gute Wirksamkeit und Verträglichkeit

2019 wurden die Ergebnisse einer Phase-III-Studie (Berenbaum F et al) vorgestellt, in der 849 Patienten mit mittelstarken bis starken Arthrose-Schmerzen subkutan 2,5 mg bzw. 5 mg des monoklonalen Antikörpers Tanezumab oder Plazebo erhielten. „Die Patienten, die mit 5 mg Tanezumab behandelt wurden, hatten nach 24 Wochen im Vergleich zur Placebo-Gruppe deutlich weniger Schmerzen, eine bessere körperliche Funktion sowie eine bessere Gesamtbeurteilung hinsichtlich des allgemeinen Krankheitsverlaufs“, berichtet Prof. Ausserwinkler. Bei den Patienten, die mit 2,5 mg Tanezumab behandelt wurden, verbesserten sich Schmerz und körperliche Funktion auch deutlich, aber die Gesamtbewertung der Patienten hinsichtlich ihrer Arthrose-Schmerzen unterschied sich nicht von der jener Patienten, die nur Plazebo erhalten hatten. Bezüglich der Sicherheit des Medikaments zeigte die Studie, dass Tanezumab generell gut verträglich ist.

 

In einer weiteren neuen Studien (Tive L et al.) erhielten Patienten mit fortgeschrittener Arthrose Tanezumab intravenös oder Tanezumab mit oralem NSAR (Naproxen, Celecoxib oder Diclofenac), beziehungsweise Vergleichsgruppen diese NSAR alleine oder Plazebo. Es zeigte sich, dass Tanezumab alle Endpunkte bezüglich Schmerz und Funktionalität sowie des Allgemeinzustandes (Patient’s Global Assessment) der Arthrosepatienten verbesserte. Bei der Untergruppe der Risikopatienten – Menschen mit Diabetes, schweren Arthrosesymptomen oder mehr als 65 Jahren – waren die Ergebnisse ähnlich wie in der Gesamtgruppe. Auch wurde bei den Risikopatienten kein gesteigertes Risiko für Nebenwirkungen festgestellt.

 

„Es gibt ausreichend Studien zu Tanezumab, die zeigen, dass das Medikament Patienten mit Hüft- oder Kniearthrose helfen kann. Somit könnte der Wirkstoff in absehbarer Zeit auf den Markt kommen“, sagt Prof. Ausserwinkler. „Nun geht es noch um die Festlegung, welche Patientengruppen am meisten von diesem Medikament profitieren können und bei welchen die Gefahr ernsthafter Nebenwirkungen besteht.“

 

Die klinische Entwicklung von Tanezumab als Schmerzmittel bei Arthrose wurde 2010 und nochmals 2012 von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA gestoppt, da es in Phase-III-Studien zu schnell fortschreitender Arthrose beziehungsweise zu Knochennekrose als Nebenwirkung kam. In der Folge konzentrierte sich die Forschung zu Tanezumab auf diese Nebenwirkung und die richtige Dosierung.

 

Quellen:

Hefti F: Pharmacology of nerve growth factor and discovery of tanezumab, an anti-nerve growth factor antibody and pain therapeutic. Pharmacol Res 2019 Apr 23:104240;

 

Tive L et al. Pooled analysis of tanezumab efficacy and safety with subgroup analyses of phase III clinical trials in patients with osteoarthritis pain of the knee or hip. J Pain Res. 2019; 12: 975–995;

 

Berenbaum F et al. Subcutaneous Tanezumab for Osteoarthritis Pain: A 24-Week Phase 3 Study with a 24-Week Follow Up. Ann Rheum Dis. Jun 2019;78(Suppl 2):262-4. Abstract LB0007.

Quelle: Pressemitteilung zu den 19. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft

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