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Haben CED-PatientInnen ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf bei einer Coronavirus SARS-CoV-2 Erkrankung?

Haben CED-PatientInnen ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf bei einer Coronavirus SARS-CoV-2 Erkrankung?

Stellungnahme der Arbeitsgruppe chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
anlässlich der Pandemie mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2


Wie breitet sich der Virus aus?
Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 nahm seinen Ausgang in China, in der Region Wuhan, wo dieses wohl von einem tierischen Reservoir auf den Menschen übertragen wurde und seither von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Eine Übertragung erfolgt außerdem über infizierte Oberflächen und Gegenstände und es gibt Hinweise, dass der Virus auch den Gastrointestinaltrakt infiziert und über den Stuhl ausgeschieden wird. All dies bedingt, dass sich der Virus derzeit sehr rasch verbreitet.


Wenn man sich ansteckt, womit und mit welchen Symptomen muss man rechnen?
Die Erkrankung kann unterschiedlich schwer verlaufen. Bei einem Großteil der Betroffenen, nämlich in über 80%, nimmt die Erkrankung einen milden Verlauf, mit Grippe-ähnlichen Symptomen und Beschwerden der oberen Atemwege mit Fieber, Husten und gegebenenfalls Kurzatmigkeit. Diese Fälle können zuhause auskuriert werden. In ca. 14% der Fälle verläuft die Erkrankung aber schwerer, sodass eine Betreuung im Krankenhaus notwendig wird. Bei bis zu 5% der Erkrankten wird eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich, vorderhand bedingt durch eine schwere Lungenentzündung.


Haben PatientInnen mit einer CED ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf?
Derzeit gibt es keine Hinweise aus der Literatur, dass PatientInnen mit einer CED ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf hätten. Die Datenlage ist allerdings nach wie vor sehr dürftig. Rezente Daten aus China weisen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für einen schwereren Verlauf vor allem mit dem Alter zunimmt. Co-Morbiditäten wie chronische Herzerkrankungen oder Diabetes scheinen sich ebenfalls negativ auszuwirken.


Was ist über Infektionsraten und Verläufe unter immunsuppressiver Medikation, insbesondere Corticosteroide, Azathioprin und Methotrexat, Biologika und Januskinase Inhibitoren bekannt?
Derzeit sind keine spezifischen Daten bezüglich des Einflusses einer für die Behandlung von CED verwendeten Medikation auf SARS-CoV-2 verfügbar. Obwohl diese Medikamente in
unterschiedlichem Ausmaß das Immunsystem modulieren, wissen wir aus Registerdaten, dass es bei CED PatientInnen mit moderat-bis-schwerer Aktivität nicht nur die Medikation, sondern auch die Krankheitsaktivität selbst ist, die das Risiko für schwere Infektionen erhöht.

Aus dieser Sicht raten wir von einem selbständigen Absetzen der Medikation ab. Eine solche
Entscheidung sollte stets gemeinsam mit dem behandelnden Spezialisten erfolgen. Sollte ein CED Patient unter Therapie tatsächlich an COVID-19 erkranken, wird empfohlen das weitere Vorgehen der üblichen Praxis hinsichtlich der Entscheidung „Unterbrechung der Immunsuppression im Zuge einer schweren Infektion“ anzupassen.


Gibt es eine Therapie gegen das Coronavirus SARS-CoV-2?
Obwohl auf Hochtouren gearbeitet wird, stehen derzeit noch keine spezifischen prophylaktischen oder antiviralen Therapieoptionen zur Verfügung. Im Falle einer Erkrankung stehen somit supportive Maßnahmen im Vordergrund.


Was können PatientInnen tun um sich zu schützen?
Es empfiehlt sich die allgemeinen Empfehlungen der einschlägigen Behörden zu beachten. Diese beinhalten persönliche, auf die Umwelt bezogene, und soziale Maßnahmen:
 

  • Auf eine gründliche Handhygiene achten
  • In den Ellenbogen oder ein Taschentuch niesen
  • Berührungen von Gesicht und Schleimhäuten meiden
  • Masken für Symptom-freie Menschen werden NICHT empfohlen
  • Masken sind Personen, die im Gesundheitswesen und/oder in der häuslichen Pflege tätig sind, sowie symptomatischen PatientInnen vorbehalten
  • Häufiges Reinigen von Oberflächen und Wäsche
  • Gemeinsam genutzte Gegenstände meiden und auf ausreichende Belüftung achten
  • Sozialkontakte möglichst reduzieren, Menschenansammlungen meiden, Mindestabstand von 1 bis 2 Meter einhalten
  • Eine Selbstisolation im Falle des Auftretens von Symptomen und Kontaktaufnahme unter Nummer 1450 zur Organisation einer Testung

Welche weiteren Maßnahmen sind sinnvoll?
Es ist sinnvoll, dass CED PatientInnen alle empfohlenen Impfungen inklusive saisonale Influenza und Pneumokokken erhalten haben. Dies könnte das Risiko einer Superinfektion verringern und das Verwechslungspotential mit der saisonalen Grippe reduzieren.

 

Anmerkung der Arbeitsgruppe CED
Die Arbeitsgruppe CED behält die aktuellen Entwicklungen und Forschungsdaten laufend für Sie im Auge. Die Empfehlungen werden stets auf den neuesten Stand gebracht, um zu gewährleisten, dass wir Sie, unsere Patientinnen und Patienten, in diesen doch turbulenten Tagen, bestmöglich beraten und behandeln können.


Mit den besten Wünschen von der gesamten Arbeitsgruppe CED
Alexander R Moschen (Leiter der AG CED) und Herbert Tilg (Präsident der ÖGGH)

Die Arbeitsgruppe CED der ÖGGH (Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie) hat die wichtigsten Fragen für alle Betroffenen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa betreffend COVID-19 zusammengefasst.

ANHÄNGE

moschen_stellungnahme_ag-ced_zu_sars_cov-2_pandemie.pdf

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