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Diagnostik & Therapie mittels Gebärmutterspiegelung

Diagnostik & Therapie mittels Gebärmutterspiegelung

Ein Experteninterview mit Prim. Dr. Hubert Bösch, dem Vorstand der Abteilung für Gynäkologie & Geburtshilfe, am Landeskrankenhaus Bludenz in Vorarlberg


CredoWeb:
Was versteht man unter einer Hysteroskopie bzw. einer Gebärmutterspiegelung?

 

Prim. Dr. Hubert Bösch:

 

Die Gebärmutterspiegelung ist eine Abklärungs- und Therapiemethode. Sie wird zur Diagnostik und für die Therapie von Veränderungen innerhalb der Gebärmutterhöhle eingesetzt.

 

Dazu wird eine kleine Kamera in die Gebärmutterhöhle eingeführt. Man muss immer zwischen der diagnostischen und therapeutischen Variante unterscheiden.

 

Die Hysteroskopie kann rein zur Diagnose genutzt werden, es kann aber auch per Gebärmittelspiegelung operiert werden.

 

Das bedeutet, man kann die Spiegelung dazu nutzen, um Veränderungen, die man unter Umständen während der Untersuchung in der Gebärmutterhöhle feststellt, auch zu therapieren bzw. zu operieren, allerdings in einem gesonderten Eingriff.

 

 

CredoWeb: Bei welchen Indikationen kommt eine OP mittels Gebärmutterspiegelung zum Einsatz?

 

 

Prim. Dr. Hubert Bösch: Eine OP per Gebärmutterspiegelung kommt nur dann zum Einsatz, wenn absolut gutartige Veränderungen in der Gebärmutter festgestellt worden sind.

 

 

Gutartige Veränderungen in der Gebärmutterhöhle wie zB Polypen oder Myome können per Hysteroskopie operiert werden, solange sie nicht größer als 3 cm sind.

Das ist der häufigste Einsatz  neben der Behandlung von hartnäckigen Blutungsstörungen, welche häufig bei Frauen um den Wechsel herum auftreten.

Hier gibt es unter Umständen stark lebensqualitätsbeeinträchtigende Blutungsstörungen, die man mit einem kleinen hysteroskopischen Eingriff für immer abstellen kann und damit auch mit Sicherheit eine Gebärmutterentfernung vermeiden kann.

 

Diagnostik im Rahmen von Sterilitätsabklärung in der Gebärmutterhöhle sind weitere Indikationen, wo eine Hysteroskopie angewendet wird.

 

Hinter unklaren Blutungsstörungen kann sich auch eine bösartige Veränderung verbergen. Auch dafür eignet sich die Gebärmutterspiegelung - allerdings nur zur Diagnostik.

 

 

CredoWeb: Muss bei diesen Operationen eine Vollnarkose erfolgen oder können diese auch mittels "Kreuzstich" durchgeführt werden?

 

 

Prim. Dr. Hubert Bösch:

Prinzipiell muss man hier immer zwischen dem diagnostischen und dem therapeutischen Einsatz unterscheiden.

 

Für die diagnostische Variante braucht man keine Anästhesie.

Dies wird in den Krankenhäusern aber unterschiedlich gehandhabt.

 

Bei einer sogenannten Kürettage (= Ausschabung der Gebärmutter) wird heute als Golden Standard die Hysteroskopie immer dazu gemacht. Diese wird dann meist unter Vollnarkose durchgeführt.

 

Schon seit 1993 mache die ambulante Gebärmutterspiegelung ohne jegliche Art der Anästhesie, wenn es rein um die Diagnostik geht und dies funktioniert hervorragend.

 

Wenn etwas operiert werden muss, gibt es die Möglichkeit der Vollnarkose oder der Spinalanästhesie (=Kreuzstich), die Entscheidung über die Art der Anästhesie wird im Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten festgelegt.

 

 

CredoWeb: Welche Vorteile bringt diese Operationsmöglichkeit mit sich?

 

Prim. Dr. Hubert Bösch:

 

 

Diagnose:

 

Die Hysteroskopie bietet ohne viel Aufwand eine sichere Diagnose, indem ich die Gebärmutterhöhle mittels einer Kamera einsehen kann.

Die Patientin kann die Untersuchung auch selbst am Bildschirm mitverfolgen.

Die Untersuchung kann in den meisten Fällen ohne jegliche Betäubung der Patientin durchgeführt werden.

 

 

Operation:

 

Es handelt sich um einen minimal invasiven Eingriff, der eigentlich zu 100% tageschirurgisch durchgeführt werden kann. Das bedeutet, die Patientin geht immer gleich am selben Tag nach Hause. Es werden somit mehrtägige Spitalsaufenthalte vermieden.

 

Bei der Behandlung von Blutungsstörungen per Hysteroskopie kann man Gebärmutterentfernungen weitgehend vermeiden.

 

Das bedeutet auch die Vermeidung eines 1-wöchigen stationären Aufenthaltes bzw. einer längeren Arbeitsunfähigkeit.

 

Bei einer operativen Hysteroskopie ist die Patientin maximal ein paar Tage arbeitsunfähig, prinzipiell jedoch schon am nächsten Tag wieder einsatzfähig.

 

CredoWeb: Gibt es Kontraindikationen oder besondere Risiken?

 

Prim. Dr. Hubert Bösch:

Für die diagnostische Variante der Gebärmutterspiegelung gibt es praktisch keine Kontraindikationen oder besondere Risiken. Sie ist im Alter von „15 bis 85“ meist problemlos durchführbar.

 

Wenn ein Gebärmutterhöhlenproblem erwartet wird, kann diese Untersuchung immer durchgeführt werden , denn der Vorteil ist, dass man immer sieht, was man tut. Man bewegt die Kamera vor sich her, es kann jederzeit beurteilt werden, wo man sich gerade befindet. Dies ist zB bei einer Kürettage nicht möglich, denn da arbeitet man blind.

 

Für die operative Variante gibt es eigentlich auch kaum Kontraindikationen, weil unter Sicht gearbeitet wird  - allerdings müssen gewisse Sicherheitsvorkehrungen strikt eingehalten werden.

 

Bei der OP wird Flüssigkeit (Kochsalzlösung oder andere sterile Flüssigkeit) in die Gebärmutter gespült. Der laufende Flüssigkeitsverbrauch muss allerdings ständig sehr genau beobachtet werden. Nur so kann ein solcher Eingriff sicher und komplikationsfrei durchgeführt werden.

 

Besondere Vorerkrankungen, die solche Operationen verbieten würden, gibt es eigentlich nur sehr wenige.

 

CredoWeb: Warum wird Flüssigkeit in die Gebärmutterhöhle gespült?

 

Prim. Dr. Hubert Bösch: Durch den geringen Flüssigkeitsdruck kommt es zu einer Entfaltung der Gebärmutterhöhle, die notwendig ist, um eine Beurteilung durchführen zu können.

 

Die sogenannte Gebärmutterhöhle ist im Normalzustand keine eigentliche Höhle, sondern viel mehr ein Spalt, wo Vorder- und Hinterwand aneinander liegen.

Erst wenn Flüssigkeit eingebracht wird, erweitert sich die Gebärmutterhöhle und es kann beurteilt werden, wie es im Inneren aussieht.

 

CredoWeb: Was passiert nach so einem Eingriff & was ist zu beachten?

 

Prim. Dr. Hubert Bösch:

 

 

Wie schon gesagt, finden die Eingriffe eigentlich ausnahmslos tageschirurgisch statt, was bedeutet, dass die Patientin am selben Tag nach Hause darf.

Bei der diagnostischen Variante wird die Untersuchung wie eine normale gynäkologische Untersuchung ambulant abgewickelt. Hierbei ist innerhalb von 10 min. alles erledigt.

 

Auch Arbeitsunfähigkeiten sind nur notwendig, wenn zB eine Gebärmutterschleimhautverödung gemacht wird.

Bei lebensqualitätsbeeinträchtigenden Blutungsstörungen wird bei diesem Eingriff mittels Verödung die Blutung dauerhaft abgestellt. Hierbei hat die Patientin 10 Tage lang ein wenig Ausfluss und bekommt auch 1 Woche Krankenstand. Dann ist sie allerdings wieder voll einsatzfähig.

 

 

Wenn nur kleinere Polypen oder Myome entfernt werden müssen, dann ist nur eine sehr kurze Arbeitsunfähigkeit notwendig.

 

Mit dieser Methode ist es gelungen, viele Gebärmutterentfernungen zu vermeiden und vor allem ist es eine OP-Methode, die für die Patientin selbst einen hohen Komfort bringt.

 

Spitalsaufenthalte werden vermieden, da diese Eingriffe tageschirurgisch abgewickelt werden können & die Patientin kann nach dieser OP in vielen Fällen wieder ganz eine andere Lebensqualität genießen wie davor.

 

In der Hand des Geübten ist dies eine sehr ungefährliche Methode.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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