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Mund-Nasen-Schutz: Welche Maske schützt uns wie am besten?

Mund-Nasen-Schutz: Welche Maske schützt uns wie am besten?

Expertin Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr beantwortet uns in einem Interview alle Fragen, die wir zum Thema „Schutzmasken“ haben. Sie ist Mikrobiologin und außerdem stellvertretende Leiterin der Krankenhaushygiene und Technischen Hygiene am Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.

 

CredoWeb: Über welche Transportwege kann COVID-19 übertragen werden & wie weit können diese Viren „fliegen“?

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr:

Das Coronavirus wird nach dem derzeitigen Stand des Wissens durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen z.B. durch kontaminierte Hände oder Oberflächen übertragen.

 

Tröpfcheninfektion: wenn eine erkrankte Person hustet oder niest, können die Viren direkt auf die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen von Kontaktpersonen gelangen und aufgenommen werden.

 

Schmierinfektion/Kontaktübertragung: erregerhaltige Tröpfchen können auch Oberflächen kontaminieren. Nach Kontakt, sprich Berühren, dieser Oberflächen kann der Erreger über die Hände auf die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen gelangen. Oberflächen in der unmittelbaren Umgebung von infizierten Personen sind hiervon besonders betroffen.

COVID-19-Viren können in der Regel bis zu 2 m weit „fliegen“.

 

Jedoch ist die Entfernung, die von Tröpfchen zurückgelegt wird, abhängig von patienteneigenen Faktoren wie Tröpfchendurchmesser und Ausstoßgeschwindigkeit, aber auch von physikalischen Umgebungsvariablen (zB Strömungsgeschwindigkeit, Turbulenzen, Luftdruck und -feuchtigkeit, Temperatur).

Die Entfernung kann unter entsprechenden Bedingungen bis zu 3 m betragen.

 

CredoWeb: Welche Arten von Schutzmasken gibt es & wann kommt welche Maske zum Einsatz?

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr: Grundsätzlich muss unterschieden werden, welches Schutzziel verfolgt wird.

 

Zu unterscheiden sind: Masken, welche aufgrund Erfüllung gesetzlicher Vorgaben und Normen Schutzmasken mit ausgelobter Schutzwirkung darstellen.

 

 

Dazu gehören der sogenannte

 

  • Medizinische Mund-Nasenschutz (Gesichtsmasken, chirurgischer Mund-Nasenschutz) und
  • die filtrierende Halbmaske (FFP-Masken "filtering face piece").

 

 

Der Einsatz dieser Masken ist für medizinisches/pflegerisches Personal vorgesehen.

 

FFP-Masken sind Atemschutzmasken und schützen den Träger vor Tröpfchen, Aerosole und Partikel durch Filterung. Diese Masken sind Gegenstände der persönlichen Schutzausrüstung im Rahmen des Arbeitsschutzes. Die dafür gültige Prüfnorm ist die EN 149. Die Masken werden in FFP1, FFP2 und FFP3 unterteilt.

 

 

Medizinischer MNS ("medical mask") werden entsprechend der Norm 14683 in Typ I, Typ II und Typ IIR unterteilt, wobei die Bezeichnung „R“ spritzfeste Masken definiert, Typ I und II definiert die bakterielle Filterleistung. Sie stellen eine mechanische Barriere für Mikroorganismen dar und schützen die Umgebung vor Erregern, erfüllen aber auch eine Schutzfunktion für den Träger.

 

Sogenannte "Behelfs-Masken, "Community-Masken, Textilmasken, sind non-medical und unterliegen keinen speziellen gesetzlichen Anforderungen und Prüfkriterien und können daher dem privaten Gebrauch dienen.

 

CredoWeb: Welche Maske schützt uns am effektivsten gegen COVID-19?

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr:

FFP2 bzw. FFP3-Masken

 

Die Einteilung richtet sich nach der Gesamtleckage - diese ergibt sich aus Filterdurchlass und Undichtigkeit zwischen dem Gesicht und der Dichtlinie der Maske.

 

  1. FFP1 max. 22% Gesamtleckage,
  2. FFP2 max. 8% und
  3. FFP3 max. 2%

Das bedeutet, dass die Schutzwirkung von einer FFP1 über eine FFP2 bis zu einer FFP3 Maske zunimmt.

 

Zu beachten ist, dass die Werte bezüglich der Schutzwirkung nur für einen optimalen Sitz der Maske gelten.

 

Ein korrektes Aufsetzen und ein sorgfältiger Umgang sind ebenso wichtige Voraussetzungen.
Dies gilt selbstverständlich für alle Masken (auch MNS-Schutzmasken und Community-Masken)!

 

WICHTIG: die Art der Tätigkeit und der Exposition sind ausschlaggebend für die Wahl der Maske.

Auch Behelfsmasken können das Risiko einer Tröpfcheninfektion, aufgrund der mechanischen Barriere verringern! Das Tragen dieser Masken ist in jedem Fall besser als gar kein Schutz!

 

CredoWeb: Letzten Medienberichten zufolge schützen „Stoffmasken“ nicht gut und können sogar bakterielle Infektionen fördern! Stimmt das tatsächlich?

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr: Wie schon gesagt, können auch Behelfsmasken, aufgrund der mechanischen Barriere, das Risiko einer Tröpfcheninfektion verringern.

Hierzu gibt es Studien.

 

Weiters schützt das Tragen der Maske vor einem unbewusstem Berühren von Nase und Mund. 

 

Jede Maske, die kontaminiert ist und mit welcher nicht korrekt umgegangen wird kann zu einer Kontamination der Hände führen; nur das Tragen einer Maske führt zu keiner Infektion.

 

Aus diesen Gründen gibt es genaue Vorgaben bzw. Empfehlungen zum hygienischen Umgang mit Masken, wie z.B.

 

 

  • kein ständiges Berühren der Maske,
  • kein Rauf - und Runterklappen der Maske,
  • Wechsel bei Durchfeuchtung,
  • eine Kontamination der Innenseite vermeiden,
  • Entsorgung nach einmaligem Gebrauch, also nicht beliebig oft benutzen bzw.
  • Aufbereitung von Stoffmasken bei 90°C oder zumindest 60°C in der Waschmaschine
  • und selbstverständlich die Händehygiene beachten (vor/nach dem Aufsetzen).

 

CredoWeb: Wie gut schützen sogenannte „Schutzvisiere“ vor der Infektion?

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr: Schutzvisiere erfüllen ebenso die Funktion einer mechanischen Barriere. Auch hier kommt es zu einem Schutz vor Berührung von Nase, Mund und Augen.

Bei Verwendung sollte darauf geachtet werden, dass das Visier die Mund-Nase-Kinnpartie von vorne und seitlich abdeckt und es keinen Abstand zwischen Stirn und Visier gibt. Auf eine Aufbereitung mittels Wischdesinfektion muss geachtet werden.

 

 

CredoWeb: Welche Richtlinien in Bezug auf Schutzkleidung sollten vor allem MedizinerInnen und medizinisches zusätzlich Fachpersonal beachten?

 

Priv.-Doz. Mag. Dr. Astrid Mayr:

 

Grundsätzlich gilt, sich an die hauseigenen Hygienerichtlinien, Empfehlungen von Expertengremien und Vorgaben der Arbeitsinspektion/Arbeitsmedizin zu halten!

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Infektiologie und Tropenmedizin (ÖGIT) unter der Moderation von Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer.

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