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Wie lässt sich eine FETTLEBER vermeiden?

Wie lässt sich eine FETTLEBER vermeiden?

Universitätsprofessor Dr. med. Peter Fickert beantwortet als Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie in einem exklusiven Interview unsere Fragen rund um das Thema „Fettleber“. Professor Fickert leitet seit 2014 die Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie am LKH-Universitätsklinikum Graz an der er seit 1993 arbeitet.

 

CredoWeb: Was versteht man unter einer Fettleber und wer ist hierfür gefährdet?

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Unter dem Sammelbegriff Fettleber wird ein Spektrum von Lebererkrankungen zusammengefasst.

Die einfachste und früheste Form einer Fettlebererkrankung besteht in einer alleinigen Verfettung der Zellen.

 

Dies kann in weiterer Folge zu einer chronischen Entzündung der Leber in Form einer Fettleber-Hepatitis, also einer chronisch entzündlichen Lebererkrankung, führen.
Letztendlich kann diese chronische Fettleberentzündung zu einem bindegewebigen Umbau der Leber in Form einer Leberfibrose und im fortgeschrittenen Stadium einer Leberzirrhose führen.

 

Zudem besteht insbesondere bei der chronischen Fettleberentzündung und Leberzirrhose ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Leberkrebs.

 

Weltweit und auch regional (also hier in Österreich) muss heute leider die Fettlebererkrankung mit einer Prävalenz von im Mittel 25% als die häufigste moderne Lebererkrankung angesprochen werden.

 

Insbesondere

 

  • übergewichtige Menschen,
  • PatientInnen mit Pre-Diabetes oder Diabetes,
  • Menschen mit ungesundem Bewegungsmuster, also einer unzureichenden körperlichen Aktivität entsprechend, sowie einer überschießenden Energiezufuhr – d.h. es wird mehr Energie zugeführt als bei körperlicher Aktivität verbraucht wird –

 

neigen zur Entwicklung einer Fettlebererkrankung.

 

 

CredoWeb: Welcher Lebensstil und welche Ernährungsgewohnheiten spielen hier eine wichtige Rolle?

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Viele Menschen haben aufgrund unzureichender körperlicher Aktivität, bei gleichzeitig gesteigerter Zufuhr von hochenergetischen Nahrungsmitteln (zB Süßspeisen und Fertigprodukten) eine positive Energiebilanz.

Das bedeutet, sie führen ihrem Körper mehr Nährstoffe und damit Kalorien zu, als dieser tatsächlich verbraucht.

 

Nun ist unser Körper über Jahrtausende evolutionär bedingt auf ein Nahrungsunterangebot bzw. einen Nahrungsmangel eingestellt und speichert diese, im Überangebot zu energiereicher Ernährung bedingten Kalorien auch in Form von Fett-Tröpfchen in den Leberzellen.

Daher stellt ein ungesunder Lebensstil mit exzessiver Energiezufuhr bei gleichzeitig bestehendem Bewegungsmangel den größten Risikofaktor für die Entstehung einer Fettleber dar.

 

Zur Entwicklung von einer Fettleber hin zur Fettleber-Hepatitis und Fettleberzirrhose ist zu sagen, dass das gleichzeitige Bestehen eines Bluthochdrucks die Rate des Fortschreitens der Fettlebererkrankung verdoppelt.

 

 

Bei PatientInnen mit

 

  • Fettleibigkeit,
  • diabetischer Stoffwechsellage und
  • Bluthochdruck

 

ist daher im Besonderen auf das Vorliegen einer Fettlebererkrankung und deren Fortschreiten zu achten.

 

 

CredoWeb: Viele Menschen essen Ihre Hauptmahlzeit abends, wenn sie von Arbeit nach Hause kommen. Hat das Einfluss auf Blutfettwerte und den Blutzucker?

 

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Die Verteilung und Gewichtung der Nahrungszufuhr und die daraus resultierende Größe der Mahlzeiten ist bezüglich der Frage des Einflusses auf Stoffwechselparameter und Körpergewicht ein „Dauerbrenner“ in der medizinisch-wissenschaftlichen Diskussion.

Neben der tageszeitlichen Verteilung der Nahrungsportionen spielt wohl die Gesamtmenge und die Zusammensetzung der eingenommenen Nahrung eine sehr wesentliche Rolle.


Diese sollte insbesondere bei Vorliegen einer Fettleibigkeit reduziert werden.

 

Eine Reduktion des Körpergewichtes ist die bisher beste und wirksamste Therapieform bei Fettlebererkrankungen.


So führte eine Gewichtsreduktion von 10% durch Verbesserung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Aktivität bei gleichzeitiger ausgewogener kalorienreduzierter Diät, zu einer 100%igen Verbesserung der Fettleber, bei 80% der PatientInnen zu einer Rückbildung der Leberfibrose und bei 90% der PatientInnen zur Verbesserung der Fettleber-Hepatitis, was in einer großen Studie von Vilar-Gomez, bereits 2015 im renommierten Fachjournal „Gastroenterology“ gezeigt werden konnte.

 

Therapieempfehlungen bei Fettlebererkrankungen:

 

  1. Einhaltung einer mediterranen Diät

  2. Regelmäßige, körperlicher Aktivität, am besten in Form einer Kombination aus Ausdauersport und Krafttraining
  3. ausreichend Schlaf von zumindest 7 Stunden

  4. bei Übergewicht eine Reduktion des Körpergewichtes von 7 – 10%
  5. Alkohol sollte unbedingt vermieden werden!

  6. anstatt gesüßter Limonaden à Wasser oder ungezuckerter Tee trinken

 

CredoWeb: Warum ist eine Fettleber gefährlich?



Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert:


Wir wissen heute, dass in etwa 10 – 20% aller PatientInnen, bei denen wir eine Leberzirrhose diagnostizieren, als Entstehungsgrund für diese Erkrankung eine Fettleber haben.

 

Es ist aber weiterhin nicht klar, wie hoch der Prozentsatz der PatientInnen ist, die aus einer Fettleber eine Leberzirrhose entwickeln werden. Solange wir hier keine genaueren individuellen Aussagen für unsere PatientInnen treffen können, sollten die o.a. Empfehlungen für alle diese PatientInnen mit Fettlebererkrankung gelten.

 

Zudem haben PatientInnen mit Fettlebererkrankungen ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entstehung von Herzkranzgefäß-Erkrankungen und zu Arteriosklerose im Allgemeinen, sowie ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung eines Bluthochdrucks und eines Diabetes Mellitus.

 

Auch das Risiko für ein frühzeitiges Entstehen von Darmpolypen ist bei PatientInnen mit Fettlebererkrankung gegeben.

 


Daher sind regelmäßige Blutdruckkontrollen, Tests zur frühzeitigen Erkennung eines Diabetes Mellitus, sowie die frühzeitige Durchführung einer Darmspiegelung bei PatientInnen mit Fettlebererkrankung anzuraten.

Zum Alkoholkonsum ist anzumerken, dass dieser bei Bestehen einer Fettlebererkrankung unbedingt reduziert werden muss, da sich die negative Wirkung von Alkohol auf die Leber bei gleichzeitig bestehender Fettleber deutlich erhöht.

 

CredoWeb: Welche Untersuchungen sind sinnvoll, um eine Fettleber rechtzeitig zu erkennen?

 

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert: Die Bestimmung der Lebertransaminasen (AST, ALT) sind wohl die am besten geeigneten Laborparameter, um eine Schädigung von Leberzellen zu erkennen.

Um eine Fettleber rechtzeitig zu erkennen ist es am besten, Laboruntersuchungen mit der Durchführung einer Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Leber zu kombinieren.

 

Zur Risikoeinschätzung bei Bestehen einer Fettlebererkrankung eigenen sich zudem moderne Kalkulationssysteme, wie die Bestimmung eines Fibrose-Scores, in dem das Alter des/der PatientIn, das Körpergewicht in Form des Bodymass-Index, die angesprochenen Werte des AST und ALT, sowie die Blutplättchenzahl und der Serum-Albumin-Spiegel des/der PatientIn einfließen.

 

Mit einer Kombination dieser einzelnen Laborparameter, klinischen Angaben, Untersuchungen und Tests können erfahrene AllgemeinmedizinerInnen und InternistInnen  recht genau und – wenn rechtzeitig durchgeführt – auch frühzeitig eine Risikoeinschätzung durchführe und eine entsprechend professionelle Beratung der PatientInnen erfolgen.

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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