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Warum Pränataldiagnostik?

Warum Pränataldiagnostik?

Dr. med. Andra Michlmayr ist nicht nur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, sondern auch Ärztin für Allgemeinmedizin. Die Pränataldiagnostik gehört mit unter anderem zu ihren Spezialgebieten. Neben ihrer Ordination in Langkampfen ist Dr. Michlmayr am Bezirkskrankenhaus Kufstein als Oberärztin tätig, wo sie auch operative Tätigkeiten durchführt.

 

 

 

CredoWeb: Wann sollten zu den Basisuntersuchungen im Mutterkind-Pass zusätzlich pränataldiagnostische Untersuchungen gemacht werden?

 

 

Dr. med. Andrea Michlmayr:

 

Die Pränataldiagnostik ist stets freiwillig, wird jedoch je älter die Patientin ist oder wenn in der Familie schon genetische Erkrankungen aufgetreten sind, empfohlen.

 

CredoWeb: Welche Untersuchungen umfasst die Pränataldiagnostik?

 

 

Dr. med. Andrea Michlmayr:

 

 

Pränataldiagnostik umfasst folgende nichtinvasive (= dringen nicht in den Körper ein) Untersuchungen:

 

Ersttrimesterscreening: Bei dieser Untersuchung handelt es sich um einen ausführlichen Ultraschall am Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels, bei dem Fehlbildungen erkannt werden können und außerdem eine Risikoberechnung zu den häufigsten Trisomien durchgeführt werden kann. Darunter auch das Down-Syndrom (ein Down-Syndrom oder auch andere Fehlbildungen können auch bei einer unauffälligen Untersuchung nicht ausgeschlossen werden!)

 

Präeklampsie-Screening: Präeklampsie (= Schwangerschaftsvergiftung) ist eine Erkrankung, die bei 3-5% aller Mütter im Verlauf der Schwangerschaft auftritt und für das Kind und die Mutter lebensbedrohlich sein kann. Durch das Screening kann abgeschätzt werden, wie wahrscheinlich diese Problematik auftreten wird. Bei einem erhöhtem Risiko wird vorbeugend Aspirin verabreicht, um die Erkrankung zu verhindern oder hinauszuzögern.

 

NIPT-Test (= NichtInvasiverPränatalTest): Aus dem mütterlichen Blut können bestimmte genetische Erkrankungen festgestellt werden.

 

Organscreening: Diese Ultraschalluntersuchung wird zwischen der 20. Und 24. Schwangerschaftswoche durchgeführt und beinhaltet einen genauen Ultraschall der einzelnen Organe.

 

 

Pränataldiagnostik umfasst folgende invasive (= dringen in den Körper ein) Untersuchungen:

 

CVS (Chorionzottenbiopsie): Hier wird unter Ultraschall mit einer dünnen Nadel eine kleine Gewebeprobe aus dem Mutterkuchen durch die Bauchdecke der Mutter entnommen. Die entnommenen Zellen werden im Labor auf ihren Chromosomensatz hin untersucht.

 

Amniozentese (=Fruchtwasseruntersuchung): hierbei werden 10-20 ml Fruchtwasser durch die Bauchdecke der Mutter entnommen; aus den im Fruchtwasser schwimmende Zellen des ungeborenen Kindes kann eine Chromosomenanalyse durchgeführt werden; diese Untersuchung wird fast ausschließlich dann gemacht, wenn der tatsächliche Verdacht auf eine Erkrankung besteht – um diese dann auszuschließen oder zu sichern;

 

 

 

CredoWeb: Welche Erkrankungen/Behinderungen lassen sich vorab mit Pränataldiagnostik feststellen?

 

 

 

Dr. med. Andrea Michlmayr:

 

Zu den Erkrankungen, die durch Pränataldiagnostik erkannt werden können, zählen Organfehlbildungen oder auch genetische Erkrankungen wie etwa Chromosomenstörungen. Dennoch gibt es Syndrome bzw. Stoffwechselerkrankungen und auch andere Dinge die vorgeburtlich nicht erkannt werden können.

 

 

 

CredoWeb: Kann man bei jeder Frauenärztin/jedem Frauenarzt Pränataldiagnostik in Anspruch nehmen?

 

 

 

Dr. med. Andrea Michlmayr: Nein, nicht jede Gynäkologin/jeder Gynäkologe bietet pränataldiagnostische Untersuchungen/Verfahren an.

 

 

 

Interview: Christina Neumayer
Bildmaterial: pixabay.com & shutterstock.com

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