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Grauer-Star-Operation verbessert Fahrsicherheit im Alter

Grauer-Star-Operation verbessert Fahrsicherheit im Alter

Die Sicht wird trüber, das Unfallrisiko höher. Mit zunehmendem Alter entwickelt nahezu jeder Mensch einen grauen Star (Katarakt). Ein Team um Claus Zehetner, stv. interimistischer Direktor der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der Medizin Universität Innsbruck, fand heraus, dass durch eine beidseitige Kataraktoperation die Fahrsicherheit älterer VerkehrsteilnehmerInnen deutlich erhöht wird.

 

Mobilität bedeutet Freiheit. Die Fähigkeit, ein Fahrzeug zu lenken, ist für viele ältere Menschen wichtig, um ein unabhängiges Leben führen zu können. Doch letztlich führt grauer Star dazu, dass die ältere Generation im Straßenverkehr häufig das Nachsehen hat. ExpertInnen gehen davon aus, dass betroffene AutolenkerInnen doppelt so oft in Kollisionen verwickelt sind, wie PatientInnen, die sich einer Kataraktoperation unterzogen haben. MedizinerInnen an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie unter der Leitung von Claus Zehetner haben nun in einer Studie, die im Fachjournal Acta Ophtalmologica publiziert wurde, gezeigt, dass ein beidseitiger Linsenersatz, sowohl die Sehschärfe, als auch das Kontrastsehen wesentlich verbessert. Anhand eines experimentellen Fahrsimulators stellten sie fest, dass sich Reaktions- und Bremszeit der behandelten ProbandInnen wesentlich verbessert haben. „Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung der Kataraktoperation für die Straßenverkehrssicherheit älterer Verkehrsteilnehmer“, sagt Zehetner.

 

Bremsweg verkürzt sich um Zebrastreifenbreite

 

Insgesamt nahmen 107 FührerscheinbesitzerInnen an der Studie teil. Alle absolvierten eine Sehprüfung und eine Fahrsimulation an einem von der Innsbrucker Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie entwickelten und geeichten Autositz samt Pedalen. Hierbei wurde neben der Sehkraft und dem Kontrastsehen auch die neurologische und die Gesamtreaktionszeit getestet. Bei 53 StudienteilnehmerInnen wurde eine beidseitige Kataraktoperation durchgeführt und einen Monat danach erneut getestet. Es zeigte sich, dass sich der Bremsweg bei den operierten FührerscheinbesitzerInnen im Vergleich zu den nicht operierten bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde um eine Zebrastreifenbreite (2,3 Meter) verkürzte. Außerdem wiesen die PatientInnen nach der Operation ein verbessertes Kontrastsehen gegenüber den eilnehmerInnen in der Vergleichsgruppe auf.

 

„Aus wissenschaftlicher Sicht ist für uns neu, dass das Kontrastsehen einen derart großen Einfluss auf die Reaktionszeit hat. Die erhöhte Blendempfindlichkeit bei einem Katarakt fließt eklatant in die Bremszeit mit ein“, sagt Zehetner. Ihm zufolge streichen die Studienergebnisse die Notwendigkeit hervor, bei älteren VerkehrsteilnehmerInnen das Kontrastsehen in die Behandlungsentscheidung vor einer Kataraktoperation miteinzubeziehen.

 

Neue Linse in 15 Minuten

 

Etwa ab dem 40. Lebensjahr wird die Augenlinse jedes Menschen schleichend zunächst steifer, dann trüber. Ein grauer Star entwickelt sich. In der Folge stellen Kataraktoperationen die häufigsten chirurgischen Eingriffe am menschlichen Auge dar. Unter örtlicher Betäubung wird dabei mittels Ultraschall und kleinsten Schnitten die trübe Linse zerkleinert und gegen eine klare Kunststofflinse ausgetauscht. Der Vorgang dauert pro Auge etwa 15 Minuten und wird üblicherweise mit wenigen Tagen Abstand nacheinander tagesklinisch durchgeführt. An der Universitätsaugenklinik in Innsbruck werden jährlich mehr als 3.000 Kataraktoperationen durchgeführt.

 

Steckbrief

Claus Zehetner (geb. 1981) hat in Innsbruck Humanmedizin studiert und ist seit 2007 an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie tätig und habilitierte sich 2016.  Der gebürtige Oberösterreicher hat mehrere Wissenschaftspreise erhalten und ist seit 2020 stellvertretender interimistischer Direktor der Augenklinik.

 

Forschungsarbeit:


Bilateral cataract surgery improves neurologic brake reaction time and stopping distance in elderly drivers https://doi.org/10.1111/aos.14748

 

 

Medienkontakt:

Medizinische Universität Innsbruck

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