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24. Innsbrucker Kardiologie Kongress: Update für das Herz

24. Innsbrucker Kardiologie Kongress: Update für das Herz

Kranke Psyche, krankes Herz? Warum steigen die Herzinfarktzahlen deutlich an? Wie revolutionieren digitale Innovationen die Medizin? Wie begegnet die Kardiologie den Herausforderungen im Gesundheitssystem? Diese und weitere Fragen werden auf dem 24. Innsbrucker Kardiologie Kongress vom 3. bis 5. März 2022 in Innsbruck beantwortet.

 

Psychische Belastungen belasten die körperliche Gesundheit. Eindrückliche Belege dafür liefert unter anderem die Kardiologie. Wissenschaftlich unumstritten ist etwa der Zusammenhang zwischen Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankung. Eine besondere Freude für die Organisatoren des 24. Innsbrucker Kardiologie Kongresses um Axel Bauer, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin III, ist daher, dass der bekannte Psychiater und Buchautor Reinhard Haller in der Keynote Lecture über die krankmachende Wirkung der Kränkung sprechen wird.

 

Digitalisierung als Chance

 

Die Gesundheitssysteme weltweit stehen seit Beginn der Coronakrise vor den größten Herausforderungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Bei einem stetig ansteigenden Pflegekräftemangel gilt es, die klinische Infrastruktur weiter aufrechtzuerhalten, zu verbessern und die Forschung voranzutreiben. Diese Herausforderungen, aber auch die Chancen für das Gesundheitssystem in Tirol adressiert der Eröffnungsvortrag von Gesundheitslandesrätin Annette Leja.

 

Eine der Antworten der Kardiologie, um diesen wachsenden Anforderungen zu begegnen, ist Digitalisierung. „Es geht darum, mit komplexen, computerbasierten Technologien intelligente Entscheidungen zu treffen. Damit können wir schwere Verläufe verhindern, indem wir präventiv gezielte Maßnahmen einleiten“, erklärt Bauer. Erst kürzlich konnte er dazu mit seinem Team eine großangelegte Studie in dem hochrangigen Fachjournal The Lancet Digital Health publizieren. Die ForscherInnen wiesen darin die Effizienz eines implantierbaren Chips (SMART-MI) nach, der dank kontinuierlicher Risikoüberwachung frühzeitig schwerwiegende Komplikationen nach einem Herzinfarkt anzeigt. Nun gelte es, die Risikomodelle mit modernen Verfahren wie der künstlichen Intelligenz zu optimieren, um in weiteren Studien auch günstige Effekte auf die Prognose der PatientInnen nachzuweisen.  

 

Optimale Herzinfarktversorgung

 

Seit Jahren steigt die Zahl der PatientInnen, die aufgrund eines Herzinfarktes behandelt werden müssen in Tirol wie in vielen anderen westlichen Ländern stark an. So hat sich die Zahl der im Herzkatheterlabor an der Innsbrucker Klinik akut behandelten HerzinfarktpatientInnen über die vergangenen zehn Jahre mehr als verdoppelt. Diese Beobachtung wird an vielen westeuropäischen Herzzentren gemacht und begründet sich auf eine zunehmend älter werdende Bevölkerung und dem gehäuften Auftreten von Herzinfarkten auch bei jüngeren PatientInnen. „Je älter die Menschen werden, desto mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten auf. Zudem können wir heutzutage auch hochbetagte PatientInnen schonend und minimalinvasiv mit einem exzellenten Nutzen-Risiko-Verhältnis behandeln“, schildert Christoph Brenner, stv. Klinikdirektor und Mitorganisator des Kongresses. So können inzwischen fast alle Eingriffe über die Handgelenksarterie durchgeführt werden.

 

Als Tourismusland hat Tirol neben der Aufgabe, die heimische Bevölkerung bestmöglich gesundheitlich zu versorgen, auch den Gästen mit seiner hochprofessionellen Klinikstruktur größtmögliche Sicherheit zu bieten. Denn sowohl die ungewohnte Höhenlage, als auch sportliche Anstrengungen sind Faktoren, warum Touristinnen und Touristen in Tirol – typischerweise am zweiten Tag nach ihrer Ankunft – einen Herzinfarkt erleiden können, wie Bernhard Metzler, geschäftsführender Oberarzt an der Univ.-Klinik für Innere Medizin III bereits vor einigen Jahren in einer Studie festgestellt hat. Bei einem solchen Ereignis spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. „Das Ziel muss sein, dass ein Gefäßverschluss in weniger als einer Stunde wiedereröffnet wird. Der Eingriff selbst dauert nur circa eine halbe Stunde, setzt jedoch eine hohe Expertise voraus. Zudem ist eine aufwändige Logistik notwendig, die 24 Stunden lang, sieben Tage pro Woche vorhanden sein muss. Dementsprechend kann die Akutversorgung des Herzinfarktes in entsprechender Qualität nur an einem Zentrum durchgeführt werden“, erläutert Metzler.  Dank dieser hochqualifizierten Infarktversorgung, zu welcher auch die Innsbrucker WissenschafterInnen durch vielbeachtete Forschungsergebnisse beigetragen haben, konnte die Infarktsterblichkeit halbiert werden.

 

Der Kardiologie Kongress

 

Der Kardiologie Kongress in Innsbruck zählt seit vielen Jahren zu den größten und wichtigsten medizinischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum. Das Organisationsteam um Axel Bauer, Christoph Brenner und Bernhard Metzler, konnte für den heurigen Kongress vom 3. bis 5. März wieder führende österreichische und internationale ExpertInnen des Fachs gewinnen, deren Vorträge für die rund 700 TeilnehmerInnen live aus dem Innsbrucker Congress gestreamt werden. Dabei setzen die Veranstalter auch bei der pandemiebedingten virtuellen Kongressausrichtung auf den bewährten Praxisbezug. „Der Fokus liegt kontinuierlich darauf, wie neues Wissen aus der Forschung konkret bei Patientinnen und Patienten in der Praxis umgesetzt werden kann“, sagt Bauer. Ein weiteres großes Anliegen der Veranstalter ist die Nachwuchsförderung. In diesem Sinne sind auch beim diesjährigen Kongress wieder die „Cardiologists of Tomorrow“ mit eigenen Sitzungen vertreten, in denen sie von interessanten Fällen aus ihrem noch jungen Klinikalltag berichten.

 

 

Medienkontakt:

Medizinische Universität Innsbruck

Public Relations und Medien

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