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Neuer minimalinvasiver Ansatz: Zweite Chance für Kniegelenke junger Menschen

Neuer minimalinvasiver Ansatz: Zweite Chance für Kniegelenke junger Menschen

Mittels autologer „Minced Cartilage Implantation“ können auch große, vollschichtige Knorpelschäden im Knie oder Sprunggelenk in nur einer einzigen Operation behandelt werden. An der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm konnte diese bereits etablierte OP-Methode nun auch am Kepler Universitätsklinikum eingeführt werden.

 

Der Teamleiter der orthopädischen Ambulanz für Robotik und Sportorthopädie, OA Dr. Philipp Proier, und DDr. Philipp Winkler führten kürzlich die erste autologe „Minced Cartilage Implantation“ bei einem Patienten der Universitätsklinik erfolgreich durch. Der Eingriff wurde trotz ausgedehnten Knorpelschadens und Abriss der Meniskuswurzel minimalinvasiv und voll arthroskopisch (Schlüsselloch-Chirurgie) durchgeführt. Der 23-jährige Patient, ein ambitionierter Hobbysportler, konnte trotz der ausgedehnten Verletzung mittlerweile zu sämtlichen Alltagsaktivitäten zurückkehren.

 


© KUK

 

Das menschliche Knorpelgewebe wirkt wie ein Stoßdämpfer, es federt bei jeder Bewegung die einwirkenden Kräfte ab und schützt die Knochen in unseren Gelenken. Ansonsten würden die Knochenenden in Knie, Sprunggelenk oder Hüfte aneinander reiben. Durch Verletzungen kann es zu einer Beschädigung des Knorpelgewebes kommen, wodurch diese Stoßdämpferfunktion nicht mehr erfüllt werden kann. Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und eine fortschreitende Schädigung des Gelenks sind die Folge. Die Behandlung von Knorpelschäden, insbesondere traumatischen Knorpelschäden, stellt eine chirurgische Herausforderung dar, da der Knorpel selbst keine Blutgefäße aufweist und damit Regeneration und Reparaturprozesse nur sehr eingeschränkt vorhanden sind. Zur Wiederherstellung der natürlichen Gelenkfunktion ist eine Behandlung in vielen Fällen erforderlich.

 

Autologe Knorpelzelltransplantation

Bei einer autologen Knorpelzelltransplantation wird mittels Arthroskopie (Kniegelenksspiegelung) ein kleines Knorpelstück entnommen. Mithilfe einer Zellkultivierung werden die Knorpelzellen vermehrt, welche in einem letzten Schritt in den beschädigten Knorpel eingebracht werden. Die logistischen und technischen Herausforderungen für diese Methode sind sehr hoch. Denn einerseits sind zwei Operationen erforderlich und andererseits bedarf es eines Speziallabors zur Zellkultivierung. Am Kepler Universitätsklinikum kann dieser Eingriff in den meisten Fällen mittels Schlüsselloch-Chirurgie durchgeführt werden. Somit werden große Vernarbungen vermieden, das Trauma durch die Operation kleingehalten und die Patientinnen und Patienten können sich auf ihre Rehabilitation konzentrieren.

 

Autologe „Minced Cartilage Implantation“: Innovative OP-Methode

Auf der Suche nach Alternativen zur biologischen Regeneration von Knorpelgewebe stellte sich die Knorpeltransplantation mittels „Minced Cartilage“ als erfolgreich heraus. „Mittels Arthroskopie werden Knorpelteile gewonnen und in einem Filter gesammelt. Diese Knorpelteile stammen einerseits vom Knorpeldefekt und andererseits aus Arealen des Kniegelenkes, die mechanisch minder oder gar nicht belastet sind. Direkt am Operationstisch werden die Knorpelstücke zerkleinert und mit autologem – also körpereigenem – Fibrin und Blutserum vermischt. So entsteht eine Knorpelpaste, die ganz frisch in den Defekt transplantiert wird, am darunterliegenden Knochen festhaftet und unmittelbar nach der Transplantation mit der Produktion von extrazellulären Bestandteilen beginnt. Dies ist durch eine präzise minimalinvasive Arthroskopie und der Entwicklung eigens dafür konstruierter Instrumente möglich,“ erklärt das Team der Sportorthopädischen Ambulanz OA Dr. Philipp Proier und DDr. Philipp Winkler, Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie.

 

Vorteil für die Patientinnen und Patienten

„Der große Vorteil dieser operativen Technik liegt darin, dass nur mehr eine Operation erforderlich ist und sämtliche Schritte zur Knorpelpräparation direkt am OP-Tisch durchgeführt werden können. Das bedeutet, dass die Entnahme, Aufbereitung und Transplantation des Knorpelgewebes in nur einem einzigen Eingriff erfolgt. Dadurch werden nicht nur Zeit und Ressourcen gespart, der Eingriff ist auch schonender für unsere Patientinnen und Patienten und ermöglicht eine raschere Rehabilitation,“ sagt der Leiter der sportorthopädischen Ambulanz OA Dr. Philipp Proier.

 

Kepler Universitätsklinikum spezialisiert auf Behandlung von Knorpelschäden

Das Team, OA Dr. Philipp Proier und DDr. Philipp Winkler, hat sich auf kniegelenkserhaltende sowie -ersetzende Operationsverfahren spezialisiert. Diese Verfahren benötigen einen hochindividualisierten patientenspezifischen Ansatz. Knorpelschäden haben häufig eine lokale Überbelastung durch eine angeborene Fehlstellung oder eine erworbene Instabilität als Ursache. Diese auslösenden Faktoren müssen im ersten Schritt durch ein ausführliches Patientengespräch, Untersuchungen und erweiterte Bildgebung identifiziert werden, um gemeinsam mit der Patientin/dem Patienten einen realistischen Therapieplan erstellen zu können. Kombinationseingriffe wie die Stabilisierung und der Ersatz von Kreuz- und Seitenbändern, die Stabilisierung der Kniescheibe sowie die operative Korrektur von O- oder X-Beinfehlstellungen sind die dringende Grundvoraussetzung für den Erfolg der operativen Knorpelsanierung. Während das knorpelregenerative Operationsverfahren häufig mittels Schlüsselloch-Chirurgie durchgeführt werden können, sind für ergänzende Eingriff wie z.B. die Korrektur der Beinachsen offene Verfahren notwendig.

 

Angesichts des großen Repertoires an unterschiedlichen knorpelregenerativen Verfahren kann die Behandlung von Knorpelschäden individuell an die Patientinnen und Patienten angepasst werden. Dies ermöglicht eine möglichst rasche Rehabilitation und auch die Rückkehr zu beruflichen und sportlichen Aktivitäten. Der Vorteil dieser umfangreichen Expertise ist, dass klar definiert werden kann, wie lange der Erhalt eines natürlichen Gelenks möglich ist und wann der Ersatz des Gelenkes durch eine roboterassistierte Implantation einer Kniegelenksendoprothese notwendig wird. Durch die Spezialisierung auf beide Themengebiete kann je nach Anspruch, Alter und Schaden im Gelenk das richtige Verfahren gewählt werden.

 

 

Kontakt für Rückfragen:
Mag.a Brigitte Buberl

Leitung Stabsstelle PR & Kommunikation

T +43 (0)5 7680 83 - 1400

E-Mail Brigitte.Buberl@kepleruniklinikum.at

https://www.kepleruniklinikum.at/presse/

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