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Studie bestätigt: Ärztliche Hausapotheken sind Gewinn für alle

Studie bestätigt: Ärztliche Hausapotheken sind Gewinn für alle

Ausbau der ärztlichen Hausapotheken würde 400 zusätzliche Kassenärzte bringen. „Die größten Probleme könnten mit einem Schlag gelindert werden“, kommentiert ÖÄK-Vizepräsident Edgar Wutscher.

„Bester Service für die Patienten, gut für das Klima, ökonomisch verkraftbar für Apotheken und auch ein Gewinn für unser Gesundheitssystem – das sind die ärztlichen Hausapotheken. Das wird nun erneut durch eine Studie bestätigt“, sagt Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. 400 neue Kassenärzte könnte ein Ausbau von ärztlichen Hausapotheken bringen, lautet das Ergebnis einer Untersuchung des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer und Partner, die heute in einer Pressekonferenz präsentiert wurde. „Das würde drängendsten Probleme mit einem Schlag lindern“, sagt Wutscher. 300 Kassenstellen seien ja aktuell unbesetzt, Bundeskanzler Karl Nehammer hatte kürzlich 100 zusätzliche Kassenstellen noch in diesem Jahr gefordert.

 

„Der Weg dazu wäre ganz einfach – mit einem Wegfall der Sechs-Kilometer-Grenze, die den Abstand zwischen öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken reglementiert, werden Kassenarztstellen vor allem im ländlichen Raum, schlagartig attraktiver und wir können die größten Lücken schließen.“ Wenn die Gesundheitspolitik einer leicht verfügbaren Arzneimittelversorgung und der Patienten-Convenience den Vorrang vor einer wettbewerbsrechtlich fraglichen Bestandssicherung öffentlicher Apotheken gibt, führt kein Weg an einer Liberalisierung des Apothekenmarktes vorbei, so Studienautor Andreas Kreutzer, der einen Ausbau der ärztlichen Hausapotheken um 570 Standorte für öffentliche Apotheken als ökonomisch verkraftbar einstuft.

 

Irritiert zeigte sich Wutscher von der Reaktion der Apothekerkammer: „Es ist höchst bedauerlich, dass man dort in den üblichen Abwehrmechanismen verharrt und lieber versucht, eine Studie zu diskreditieren, anstatt konstruktiv an der optimalen Versorgung der Patientinnen und Patienten mitzuarbeiten.“ Offenbar setze selbst bei einer minimalen Forderung, einen Beitrag für die Interessen der Patientinnen und Patienten zu leisten, sofort ein Beißreflex ein, bedauert Wutscher: „Ausbaden müssen diese Absicherung von antiquierten Pfründen die Patientinnen und Patienten, die am Land teilweise bis zu 50 Kilometer Wegstrecke zur nächsten geöffneten Apotheke zurücklegen müssen.“ Die Reaktion von Gesundheitsminister Johannes Rauch, wonach ihm die Forderung nach einem Ausbau der Hausapotheken ein Lächeln ins Gesicht zaubere, werte Wutscher positiv: „Schließlich hat sich der Minister vor nicht allzu langer Zeit diesen Ansätzen gegenüber noch sehr aufgeschlossen gezeigt.“

 

„Nach der Bundeswettbewerbsbehörde haben wir nun eine weitere Stimme, die sich ganz klar für eine Liberalisierung des Apothekenmarktes ausspricht“, unterstreicht Silvester Hutgrabner, Leiter des Referates für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten in der Österreichischen Ärztekammer: „Außer einzelnen Befindlichkeiten wegen finanzieller Interessen gibt es einfach keine Argumente mehr dafür, den antiquierten Gebietsschutz der öffentlichen Apotheken weiterbestehen zu lassen.“ Im 21. Jahrhundert könne man Patientinnen und Patienten nicht mehr zumuten, sinnlose Kilometer verfahren zu müssen, um zu ihrem Medikament zu kommen. „Bevölkerung, Klima, die Gesundheitsversorgung – alle würden es der Politik danken, wenn sie endlich eine faire und moderne Koexistenz zwischen öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken zulässt“, appelliert Hutgrabner: „Es darf nicht mehr länger zugeschaut werden, wie die aktuelle Regelung von den Apothekern immer mehr und mehr ausgereizt wird und Hausapotheke um Hausapotheke zusperren muss“, appelliert Hutgrabner. Das setze eine fatale Negativspirale für die Gemeinde in Gang. Die Suche nach einem Arzt werde ohne Hausapotheke deutlich schwerer, teilweise drohe dann eine Absiedelung aus dem Ort, was schwerwiegende Folgen mit sich bringt, letztlich auch für die Apotheken selbst, „denn wenn niemand da ist, der Medikamente verschreibt, dann kann sie auch niemand verkaufen – das Ergebnis ist eine Null-Arzt-Gemeinde mit sinkender Bevölkerungszahl und defizitärer Apotheke“, sagt Hutgrabner.

 

„Diagnose und Therapie aus einer Hand“, das müsse das Ziel sein, sprach sich Wutscher generell für ein Dispensierrecht für alle Ärztinnen und Ärzte aus. Aufgrund der aktuellen Lücken im kassenärztlichen Bereich sei es dringend nötig, neue Impulse zu setzen, um die Situation wieder zu verbessern. „Wir wissen aus internen Umfragen, dass ein erheblicher Anteil der Wahlärztinnen und Wahlärzte einen Kassenvertrag übernehmen würde, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, unterstreicht Wutscher.

 

 

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