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Darmkrebs trifft immer mehr jüngere Männer in Österreich

Darmkrebs trifft immer mehr jüngere Männer in Österreich

Seit 30 Jahren nimmt die Häufigkeit von Darmkrebs in den meisten europäischen Ländern, darunter Österreich, in der Generation 55 plus kontinuierlich ab. Als Grund dafür gilt die steigende Inanspruchnahme von regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Eine großangelegte Studie unter der Leitung von Monika Ferlitsch von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien beweist nun erstmals, dass in Österreich im selben Zeitraum ein Anstieg von Darmkrebs bei Männern, nicht aber bei Frauen unter 50 zu verzeichnen ist. Die Forschungsergebnisse wurden aktuell in „JAMA Network Open“ publiziert.


Der Anstieg von Darmkrebs bei Unter-50-Jährigen war bisher mit stetig verbesserten Screening-Methoden in Zusammenhang gebracht worden. „Somit ging man davon aus, dass Darmkrebs bei Jüngeren nicht öfter auftritt, sondern lediglich häufiger diagnostiziert wird“, berichtet Monika Ferlitsch von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien aus der Forschung. Die von ihr geleitete groß angelegte Studie legt nun erstmals den Beweis für den tatsächlichen Anstieg von Darmkrebs bzw. dessen Vorstufen bei Männern unter 50 vor. Frauen sind von dieser Entwicklung nicht betroffen. Vielmehr erwies sich das Auftreten von Darmkrebs und seinen Vorstufen bei Männern zwischen 45 und 49 vergleichbar mit dem von um zehn Jahre älteren Frauen.


11.103 Daten von Jüngeren inkludiert

Im Rahmen der Forschung wurden die Ergebnisse von 296.170 Koloskopien im Rahmen des Qualitätszertifikats Darmkrebsvorsorge in Österreich analysiert, welche zwischen 2008 und 2018 bei symptomlosen Frauen (150.813) und Männern (145.357) durchgeführt wurden. Das Durchschnittsalter der Patient:innen betrug dabei 60 Jahre, 11.103 (also 3,8 Prozent) der Daten stammten von Unter-50-Jährigen.


Als besonders auffällig bei der Analyse erwies sich die steigende Prävalenz bestimmter, mit einem besonders hohen Krebsrisiko verbundener Darmpolypen bei jüngeren Männern. In Zahlen ausgedrückt, stieg die Prävalenz dieser Vorwölbungen der Darmschleimhaut (AAs = Advanced Adenomas) von 4,0 Prozent im Jahr 2008 auf 5,2 Prozent im Jahr 2018 bei den jüngeren Patienten. Gleichzeitig wurde diese Art von Polypen bei Über-50-Järigen 2008 bei 7,3 Prozent und 2018 nur noch bei 6,8 Prozent festgestellt.


Vorsorgeuntersuchung ab 45 empfohlen

„Die von uns erhobenen Fakten sind nicht auf die zunehmende Genauigkeit der Diagnostik zurückzuführen“, sagt Ferlitsch. „Das sind eindeutige Zahlen, mit denen wir uns in der Prävention beschäftigen müssen.“ Auf Basis der Evidenz rät das „Nationale Screening Komitee auf Krebserkrankungen“ in Österreich zur Darmkrebsvorsorge mittels Darmspiegelung (Koloskopie) oder Blutstuhltest ab 45 und nicht wie bisher ab 50. Als mögliche Ursachen für den Anstieg von Darmkrebs bei jüngeren Männern nennt Monika Ferlitsch insbesondere Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Diabetes.


Publikation: JAMA Network Open
Colectoral Cancer and Precursor Lesion Prevalence in Adults Younger Than 50 Years Without Symptoms
Daniela Penz, Elisabeth Waldmann, Monika Hackl, Lena Jiricka, Lisa-Maria Rockenbauer, Irina Gessl, Jasmin Zessner-Spitzenberg, Arnulf Ferlitsch, Michael Trauner, Monika Ferlitsch
DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.34757

 


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