Artikel
Risiko von Speiseröhrenkrebs könnte mittels Genanalyse bestimmt werden
Wissenschaftler der Med. Uni und des AKH in Wien haben in einer gemeinsamen Studie mit der Johns Hopkins University herausgefunden, dass eine genetische Veränderung der Speiseröhre, der Barrett-Ösophagus, zu Speiseröhrenkrebs führen kann.
Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ist in der westlichen Welt die achthäufigste Tumorerkrankung.
Eine Unterform, das Adenokarzenom, ist jene Krebsart, die in den vergangenen zehn Jahren den stärksten relativen Anstieg, nämlich um rund 600 Prozent bei Männern und bis zu 380 Prozent bei Frauen, verzeichnete. Stärkster Risikofaktor für den Speiseröhrenkrebs ist Sodbrennen (Reflux), also der Rückfluss von saurer und galliger Magenflüssigkeit in die Speiseröhre.
Barrett-Ösophagus
Eine genetische Veränderung in der Schleimhaut der Speiseröhre, der Barrett-Ösophagus, kann zu Speiseröhrenkrebs führen. Wenn in dieser Gewebsveränderung bestimmte Biomarker vorhanden sind, sogenannte miRNA (sehr kurze RNA Stränge), könnte das ein Hinweis dafür sein, dass sich aus der Vorstufe von Speiseröhrenkrebs tatsächlich Krebs entwickelt. Das fanden WissenschafterInnen der Gastroesophageal Tumor Unit (CCC-GET) des Comprehensive Cancer Center (CCC) Vienna der MedUni Wien und des AKH Wien in einer gemeinsamen Studie mit den National Institutes of Health, USA, und der Johns Hopkins University, USA, heraus.
Wenn der Reflux unbehandelt bleibt, kann er zu genetischen Veränderungen in der Schleimhaut und somit langfristig zum Ausbruch der Krankheit führen. Eine Vorstufe des Adenokarzinoms ist der sogenannte Barrett-Ösophagus, der ebenfalls schon Mutationen in der Schleimhaut aufweist. In 0,5 Prozent der Fälle entsteht aus dem Barrett-Ösophagus Speiseröhrenkrebs. Um einem bösartigen Verlauf vorzubeugen, empfehlen ÄrztInnen standardmäßig die Entfernung dieser Schleimhautveränderung.
Schaltmodule für die Tumorentstehung
Da
nicht alle Fälle von Barrett-Ösophagus bösartig werden, ist es für die
behandelnden ÄrztInnen wichtig, dass es verlässliche Indikatoren (sog.
Biomarker) gibt, die es ermöglichen abzuschätzen, ob sich aus der noch
harmlosen Veränderung ein Tumor entwickeln wird. Sebastian Schoppmann
von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH
Wien, Leiter der CCC-GET und einer der Leiter der Studie:
„In der vorliegenden Arbeit haben wir mit Hilfe eines Gentests die Rolle
von molekularbiologischen Schaltmodulen für dieses Tumorgeschehen, der
sogenannten miRNA, im betroffenen Gewebe untersucht. Unsere Ergebnisse
zeigen, dass sich die miRNA-Profile von Speiseröhrenkrebs tatsächlich
vom Barrett-Ösophagus unterscheiden.“
Risikoabschätzung und kostengünstigere Krankheitskontrolle
Die Studienergebnisse legen nahe, dass man aufgrund des Vorhandenseins bestimmter miRNA abschätzen kann, ob sich aus der vorliegenden Schleimhautveränderung eine bösartige Erkrankung entwickeln wird. Damit könnte man PatientInnen die belastende Entfernung des Barrett-Ösophagus ersparen und die Verlaufskontrollen der Erkrankung kostengünstiger gestalten.
Internationale Top-Kooperation
Alle 300 PatientInnen, die an der Studie teilgenommen haben, wurden von der CCC-GET Unit der MedUni Wien und des AKH Wien eingebracht. Schoppmann: „Die Kooperation mit den National Institutes of Health und der Johns Hopkins Universität, beide sehr renommierte Einrichtungen in den USA, ist ein großer Erfolg. Die Zusammenarbeit zeigt nicht nur, welche Expertise wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, sondern auch, dass diese auch in internationalen Fachkreisen anerkannt wird.“
Service: Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention
„MicroRNA
profiles of Barrett’s esophagus and esophageal adenocarcinoma:
Differences in glandular non-native epithelium“. Jennifer Drahos, Katrin
Schwameis, Linda D. Orzolek, Haiping Hao, Peter Birner, Phillip R.
Taylor, Ruth M. Pfeiffer, Sebastian F. Schoppmann, Michael B. Cook.
Link zur Publikation:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/m/pubmed/26604271/?i=1&from=schoppmann%20
Kommentare