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Verbesserte Glukosewerte bei Typ-2-Diabetes durch morgendliche Nahrungsaufnahme

Das Weglassen von Mahlzeiten erschwert die glykämische Kontrolle bei insulinpflichtigen Diabetikern, das ist seit langem bekannt. Eine neue Studie legt nun aber den Schluss nahe, dass das Auslassen eines Frühstücks auch für diejenigen Diabetiker nachteilig ist, die nicht insulinpflichtig sind.


Bei Diabetes mellitus Typ 2 hat die postprandiale Hyperglykämie (PPHG) einen großen Einfluss auf die HbA1c Werte. Es zeigt sich eine besonders starke Assoziation mit der Entwicklung späterer vaskulärer Komplikationen. Daher ist es oberstes Ziel, glykämische Spitzen zu vermeiden, um den fortschreitenden Verfall der Beta-Zell-Funktion zu verlangsamen – besonders in frühen Phasen der Erkrankung. Da der Zeitpunkt, zu dem Mahlzeiten eingenommen werden, eine Rolle in der zirkadianen Ausschüttung von Insulin spielt, wurde die Auswirkung eines nicht eingenommen Frühstücks auf die Verwertung weiterer Mahlzeiten an diesem Tag von einer in Diabetes Care erschienenen Studie untersucht.

Metabolische Effekte des Frühstücks

Die Forscher schlossen 22 Patienten, die ein durchschnittliches Alter von 57 Jahren und einen HbA1c-Level von 7,7 % aufwiesen, in die Arbeit mit ein. Die Patienten waren nicht insulinpflichtig, die Diabetes mellitus Typ 2 Erkrankung wurde nur durch diätetische Maßnahmen oder Metformin unter Kontrolle gehalten. Verglichen wurden Tage, an denen die Patienten drei Mahlzeiten zu sich nahmen, mit Tagen, an denen sie das Frühstück ausließen. Die Mahlzeiten waren standardisiert, der einzige Unterschied lag also darin, ob ein Frühstück eingenommen wurde oder nicht.

An den Tagen ohne Frühstück traten signifikant höhere Blutzuckerspitzen als mit Frühstück auf. Nach dem Mittagessen um 40 % höhere und nach dem Abendessen um 25 % höhere. Zugleich waren die Insulinspiegel nach dem Mittag- und Abendessen niedriger als an den Tagen mit Frühstück. Es wurden auch noch andere metabolische Effekte beobachtet. An Tagen ohne Frühstück stiegen die Spiegel von freien Fettsäuren an. Zugleich sanken die Spiegel von Glucagon-like-Peptide-1 (GLP-1). Beides hat potenziell erhöhte Plasma-Glukosewerte zur Folge. 

Diabetiker sollten frühstücken

Die Studie zeigt somit, dass die Einnahme eines Frühstücks von wichtiger Bedeutung für die Glukosehomöostase, die Inselzellfunktion und für die Inkretinsekretion während des gesamtes Tages ist. Eine der möglichen Ursachen für die Ergebnisse wird von den Autoren als „Phänomen des zweiten Mahles“ bezeichnet. Das erste Mahl, in diesem Fall das Frühstück, veranlasst die Beta-Zellen zu einem besseren Ansprechen auf eine Glukosestimulation und zu erhöhter Ausscheidung von Insulin nach dem zweiten Mahl, dem Mittagessen. Der Effekt der besseren Inselzellfunktion hält darüber hinaus bis nach dem Abendessen an.

„Für Menschen mit Diabetes Typ 2 könnte regelmäßiges Frühstücken eine erfolgreiche Strategie zur Reduktion von postprandialen Hyperglykämien sein“, so die Forscher. Zumal andere Studien ebenfalls nachteilige Effekte von Nicht-Frühstücken gezeigt haben, wie etwa Gewichtszunahme.

Quelle: Jakubowicz D et al. Fasting until noon triggers increased postprandial hyperglycemia and impaired insulin response after lunch and dinner in individuals with type 2 diabetes: a randomized clinical trial. Diabetes Care. 2015 Oct;38(10):1820-6. doi: 10.2337/dc15-0761. Epub 2015 Jul 28.

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