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Nur 60% aller Schlaganfall-Patienten erreichen rechtzeitig eine Klinik

Das geht aus einer Studie unter Leitung der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg hervor, die in "Neurology" erschienen ist.


Die Akut-Behandlung von Schlaganfallpatienten ist in Deutschland - konkret in Baden-Württemberg - bei weitem noch nicht optimal. Das geht aus einer Studie unter Leitung der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg hervor, die in "Neurology" erschienen ist.

Die Forscher werteten Daten der Geschäftsstelle Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) zur stationären Behandlung von Schlaganfallpatienten aller Krankenhäuser in Baden-Württemberg der Jahre 2008 bis 2012 aus. Demnach erreichten 60 Prozent aller Schlaganfall-Patienten eine Klinik erst dann, wenn das Zeitfenster für eine sinnvolle Thrombolyse bereits geschlossen war. 17 Prozent der Patienten, die rechtzeitig zur Thrombolyse in der Klinik waren, wurden in Krankenhäusern ohne Stroke Unit behandelt, wo die Lysetherapie deutlich seltener eingesetzt wird als in spezialisierten Kliniken. "Es wäre wünschenswert, dass Rettungsdienste im Verdachtsfall noch konsequenter als bisher schon Krankenhäuser mit Stroke Unit ansteuern", sagt Studienleiter Peter Ringleb.

40 Prozent der Patienten kamen also innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptome und damit rechtzeitig für eine Lysetherapie in die Klinik. In Schlaganfallzentren wurde laut den Studienautoren bei 44 Prozent dieser Patienten umgehend die Thrombolyse eingeleitet. "Das klinische Ergebnis dieser Patienten deckt sich ungefähr mit den Ergebnissen der Patienten die in klinischen Studien zur Thrombolyse behandelt wurden, so dass die Behandlung nicht in einem zu hohen Maß eingesetzt wurde", erklärt Erstautor Christoph Gumbinger. "In Krankenhäusern ohne Stroke Unit erhielten nur 13 Prozent der rechtzeitig ankommenden Patienten eine Thrombolyse. Besonders ältere Patienten mit bereits vorhandenen körperlichen Beeinträchtigungen blieben häufig unterversorgt. Gerade bei diesen Patienten benötigt es viel Erfahrung und Kompetenz, um beurteilen zu können, ob die Lysetherapie durchgeführt werden kann", betont Ringleb.

"Würden alle Schlaganfall-Patienten auf Stroke Units behandelt und hätten damit auch Zugang zu fachgerechter Lysetherapie, blieben deutschlandweit mehreren hundert Patienten pro Jahr Folgeschäden erspart", fassen die Autoren zusammen.

Quelle: Neurology (abstract)/APA

Bildquelle: APA/dpa/Holger Hollemann

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