Artikel

Neue Studie weist eklatante Unterschiede bei Krebs-Behandlung in Europa auf

ESMO: Chancen der Kranken ist stark abhängig von Erhältlichkeit und Bezahlbarkeit von neuen Therapien


Zwischen West- und Osteuropa zieht sich eine scharfe Trennlinie bei der Verfügbarkeit moderner Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs. Das hat eine Studie der europäischen Onkologengesellschaft ESMO ergeben, die in den "Annals of Oncology" veröffentlicht wurde.

"Die Studie zeigte, dass die Unterschiede zwischen der formellen Erhältlichkeit, den privaten Zuzahlungen und die aktuelle Verfügbarkeit von Krebsmedikamenten am meisten in den Ländern abweichen, die wirtschaftlich nachhinken, speziell in Osteuropa. Und diese Unterschiede sind zu einem Großteil durch die Kosten der neuen Medikamente bedingt, die in den vergangenen zehn Jahren entwickelt und zugelassen worden sind", erklärt Erstautor Nathan Cherny vom Shaare Zedek Medical Centre in Jerusalem (Israel).

Die Studienautoren haben die Situation für die wichtigsten Krebserkrankungen wie Lungen-, Dickdarm und Mammakarzinome sowie zum Beispiel beim Melanom für 46 europäische Länder analysiert. "Das aktuelle Management von Krebs wird bestimmt durch die Verfügbarkeit, die Leistbarkeit und besonders durch die Erhältlichkeit von Therapeutika durch den einzelnen Patienten (Erstattung durch Klinikträger, Krankenkassen, Staat etc.). (...) Das Repertoire an Onkologika ist in den vergangenen Jahren schnell und erheblich gewachsen", schrieben die Wissenschafter.

Das hat gute Erfolge gezeigt, wie die Autoren feststellten: "Die Entwicklung hat bei manchen Krebsarten die Langzeit-Überlebensraten deutlich gesteigert, öfter aber noch das Leben und die Lebensqualität verbessert." Auf der anderen Seite sei diese Verbesserung der Behandlungsergebnisse in den vergangenen zehn Jahren auch zu einem erheblichen Preis erfolgt. "Der durchschnittliche Preis für die Behandlung mit Krebsmedikamenten pro Monat hat sich von 4.500 US-Dollar (4.085,71 Euro) auf mehr als 10.000 US-Dollar (9.079,35 Euro) mehr als verdoppelt."


Die Wissenschafter listen in der wissenschaftlichen Arbeit die wichtigsten neuen Krebsmedikamente auf und klassifizieren je Land Erhältlichkeit, Kosten für den einzelnen Patienten bzw. den Erstattungsgrad im jeweiligen Gesundheitssystem. Die klarsten Trennlinien lassen sich zwischen West- und Osteuropa ziehen. Während beispielsweise in Finnland alle der modernsten beim Melanom eingesetzten Medikamente uneingeschränkt und kostenfrei erhältlich sind, gibt es sie in Serbien faktisch nicht.

Klar lässt sich auch erkennen, dass die Zulassung eines neuen Krebsmedikaments durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA noch nicht darüber Auskunft gibt, welche Mittel in welchem Land auch für die Patienten eingesetzt werden können: Herstellung/Import, Kauf durch das staatliche Gesundheitswesen, Krankenhäuser oder Krankenkassen, die Anwendung von Behandlungsleitlinien laut den wissenschaftlichen Erkenntnissen und die Beteiligung der Patienten an den Kosten sind das Entscheidende.

Quelle: Annals of Oncology (abstract)/APA

Bildquelle: APA/dpa/Matthias Hiekel

Kommentare