Artikel

16. World Congress on Cancers of the Skin: der aktuelle Forschungsstand zum Thema Hautkrebs

Vom 31. August bis zum 3. September wird Wien zur internationalen Hauptstadt der DermatoOnkologie


Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger, Kongresspräsident, Past Präsident der EADO (European Association of Dermato-Oncology), langjähriger Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie an der MedUni Wien / dem AKH Wien, Ärztlicher Direktor der Privatklinik Rudolfinerhaus

Vom 31. August bis zum 3. September wird Wien zur internationalen Hauptstadt der DermatoOnkologie. Auf dem 16. World Congress on Cancers of the Skin und dem 12. Kongress der European Association of Dermato-Oncology tauschen sich hier in den kommenden Tagen mehr als tausend Spitzen-Wissenschaftler aus aller Welt aus, die Creme de la Creme der Hautkrebs-Forschung.  Bereits mehrmals ist es gelungen, internationale Top-Kongresse der Dermatologie nach Wien zu bringen. Zum Beispiel 2009 den 7. World Congress on Melanoma, 2005 den 10. World Congress on Cancers of the Skin, 2001 das Meeting der European Association of Dermato-Oncology (EADO).

Das ist nicht nur ein schönes Kompliment für Wien als Kongressstadt, sondern auch eine Anerkennung für das Niveau der österreichischen dermatologischen Krebsforschung. Auch in den kommenden Tagen geht es wieder um alle Formen von Hautkrebs, einer Krankheit, die sich in den vergangenen Jahrzehnten geradezu explosionsartig ausgebreitet hat. Lag das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, im Jahr 1935 bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.500, betrug es 2010 bereits 1:50. Professor Garbe wird Ihnen anschließend einige Zahlen zur internationalen Epidemiologie nennen. 

In Österreich erkranken pro Jahr etwa 1.500 Menschen an einem malignen Melanom, dem gefährlichen Schwarzen Hautkrebs, bei sicherlich höheren Dunkelziffern. Stark im Ansteigen begriffen ist auch die Zahl der Neuerkrankungen beim „Weißen Hautkrebs“, dazu gibt es für Österreich bloß Schätzungen von pro Jahr bis zu 30.000 neuen Fällen. Rund 400 Menschen versterben in Österreich jedes Jahr an Hautkrebs, vor allem am Melanom. UV-Licht der Sonne ist einer der auslösenden Faktoren bei allen Hautkrebsformen  Allen Hautkrebsformen ist gemeinsam, dass das UV-Licht der Sonne einer der auslösenden Faktoren ist: Alle Hautkrebsarten können prinzipiell bei entsprechender Kontrolle durch den Arzt frühzeitig entdeckt und durch eine frühe Therapie auch in den allermeisten Fällen geheilt werden. 

Wer also direkte Sonnenbestrahlung weitestgehend meidet, setzt eine maßgebliche vorbeugende Maßnahme. Das gilt auch für Bräunungsgeräte zu Hause oder den Besuch eines Sonnenstudios. Auf dem Kongress wird dazu

eine Untersuchung zur Präventionskampagne „Euromelanoma“ präsentiert.

Rund neun Prozent aller Befragten gaben dabei an, von der Indoor-Bräunung Gebrauch zu machen. Die typischen Solarium-Nutzer waren junge erwachsene Frauen mit mittlerem Hauttyp. Diese Untersuchung bestätigt einmal mehr, dass auch Indoor-Bräunung ein signifikanter Risikofaktor für Melanom ist und deshalb unbedingt vermieden werden sollte. Personen, die über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren häufiger als zwanzig Mal pro Jahr ins Solarium oder andere Bräunungs-Systeme benützen, hatten ein besonders erhöhtes Hautkrebs-Risiko.

Konsequenter Sonnenschutz verbessert Prognose auch nach einer Melanom-Diagnose  Eine neue, auf dem Kongress vorgestellte Studie der MedUni Wien / des AKH Wien zeigt, dass ein konsequenter Sonnenschutz auch nach einer Melanom-Diagnose (Stadien 1 und 2) die Prognose verbessert. 75 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, ihren Sonnenschutz optimiert zu haben. 45,4 Prozent vermieden direkte Sonnenbestrahlung, 20,6 Prozent verwendeten eine Sonnencreme, insbesondere mit hohem Lichtschutzfaktor. Weitere Informationen boten die Beobachtung des Krankheitsverlaufs und die Krebsstatistik der Statistik Austria. Diese Patientengruppe wurde verglichen mit Probanden, die ihren Lebensstil nicht verändert hatten. 

Die Auswertungen zeigten einen signifikanten Zusammenhang zwischen den verbesserten Schutzmaßnahmen und der Überlebens-Prognose. Im Hinblick auf ein Rückfall-freies Überleben verbesserten sich die Chancen in der Gruppe, die ihren Lebensstil bezüglich Sonnenstrahlung verbessert hatte, um etwa 40 Prozent, im Hinblick auf Melanom-spezifisches Überleben um rund 60 Prozent.  

Früherkennung ist entscheidend – Methoden werden laufend verbessert

und immer präziser Das Um und Auf bei Melanomen ist die Früherkennung. Melanome entstehen auf der Oberfläche der Haut und sind gut erkennbar.  Eine niederländische Studie analysierte 182 Publikationen zum Thema Melanom-Risikofaktoren. 37 Risikofaktoren hatten einen signifikanten Einfluss auf das Melanom-Risiko. Endogene Faktoren wie Muttermale, der Phänotyp (Hautfarbe, Haarfarbe, Sommersprossen), Fälle von Hautkrebs in der Familie oder die persönliche Krankengeschichte erhielten eine hohe Risikoeinschätzung. Exogene Risikofaktoren wie Sonneneinwirkung wurden als moderate Risiken eingeschätzt. Die Studienautoren kommen zum Ergebnis, dass mehr Wert auf die Sekundärprävention gelegt werden sollte, also auf eine bestmögliche Früherkennung besonders bei Menschen mit Faktoren mit hoher Risikoeinschätzung.

Zur Früherkennung steht eine Reihe bewährter Techniken zur Verfügung, zum Beispiel die Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie, Epilumineszenzmikroskopie), eine nicht-invasive und einfaches Diagnosemethode. Ihr Einsatz verbessert die Sicherheit klinischer Diagnosen signifikant um etwa 25 Prozent gegenüber dem bloßen Auge und macht ein Melanom bereits in früheren Anfangsstadien erkennbar. Zur Verfügung steht auch die Möglichkeit der Konfokalen Laserscan-Mikroskopie. Bei diesem Hightech-Verfahren erfolgt eine lasergestützte Computertomographie („optische Biopsie“) der Haut in Echtzeit. Die ebenfalls eingesetzte Optische Kohärenztomographie ist ein nichtinvasives Bildgebungsverfahren, das man typischerweise nutzt um dreidimensionale Tomogramme mit hoher Auflösung von stark streuendem Gewebe zu erstellen. Mit ihr lassen sich in vivo Schnittbilder von einigen Millimetern Breite und einer Tiefe bis in die mittlere Dermis in Echtzeit aufnehmen. All diese Systeme zur Krebsfrüherkennung werden laufend verbessert und immer präziser. Wunschziel ist es, die herkömmliche Biopsie zu ersetzen, was in der Augenheilkunde bereits etablierte Methode ist.

Der Trend geht insgesamt dahin, die Untersuchungsmethoden zunehmend zu computerisieren, indem Algorithmen abgefragt werden, die der Computer anschließend analysiert.

Kommentare