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Toxische Kernsphären tragen zur Entstehung von Alzheimer bei

Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben die vermutlich toxischen Protein-Aggregate erstmals im menschlichen Gehirn nachgewiesen


Kernsphären (Kugelige Strukturen im Kern von Hirnzellen) stehen im Verdacht, an der Entstehung von Alzheimer beteiligt zu sein. Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben die vermutlich toxischen Protein-Aggregate erstmals im menschlichen Gehirn nachgewiesen und in "Neurobiology of Aging" vorgestellt.

Das Team verglich Hirnproben von Alzheimer-Patienten mit denen von gleichaltrigen gesunden Personen. In den Proben der Alzheimer-Patienten fanden sich schließlich sehr viel mehr Kernsphären als bei den Gesunden. In Versuchen mit Zellkulturen zeigte sich dann, dass das amyloide Vorläuferprotein (APP) dabei eine zentrale Rolle spielt. Die Wissenschaftler beobachteten, dass Kernsphären bevorzugt dann entstehen, wenn das amyloide Vorläuferprotein an einer spezifischen Aminosäure keine Phosphatgruppe trägt. Ein Spaltprodukt des APP ist außerdem in den Kernsphären enthalten.

Toxische Kernsphären tragen zum Absterben der Nervenzellen bei

Die Forscher fanden laut einem Artikel in "Cellular Signalling" außerdem heraus, dass die fehlende Phosphorylierung insbesondere in den Bereichen des Gehirns vorkommt, in denen viele alzheimertypische Plaques vorkommen. "Wir vermuten, dass die Kernsphären toxisch sind und dazu beitragen, dass die Nervenzellen absterben", erklären die beiden Erstautorinnen Katharina Kolbe und Hassan Bukhari. Die Entstehung der Kernsphären könnte somit ein für die Alzheimer-Erkrankung zentraler Mechanismus sein.

"Mittelfristig weisen die gewonnenen Ergebnisse den Weg für neuartige Alzheimer-Hypothesen abseits der seit über 25 Jahren untersuchten Amyloid-Hypothese", meint Studienleiter Thorsten Müller. Langfristig könnten sie möglicherweise sogar für therapeutische Interventionen von zentraler Bedeutung sein.

Quelle: Neurobiology of Aging, Cellular Signalling (abstracts)

Bildquelle: Chris Meisinger/BIOSS

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