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Qualitätssicherung durch internationale Standards, permanente Fort- und Weiterbildung, Vernetzung und Online-Programme

Qualitätssicherung durch internationale Standards, permanente Fort- und Weiterbildung, Vernetzung und Online-Programme

Pressegespräch der ÖGPath und der ÖGGH: „Neue Trends in der Vorsorge-Koloskopie“ (9.9.2016, Wien), Statement von Univ.-Doz. Dr. Cord Langner, Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz


Meine Co-Referenten haben bereits das vielschichtige Zusammenspiel von Gastroenterologie und Pathologie von der Vorsorge bis zur Behandlung von Darmkrebspatienten ausgeführt. Mir bleibt, dem einen weiteren wichtigen Aspekt hinzuzufügen: die Qualitätssicherung.

Immer öfter taucht – nicht zuletzt in der Hoffnung, Entlastungsmöglichkeiten für die angespannten Gesundheitsbudgets zu finden – die Frage auf, ob es denn unbedingt notwendig sei, dass die bei einer Koloskopie entnommenen Adenome anschließend einer pathologischen Untersuchung zugeführt werden. Man könne schließlich der Ansicht sein, dass es reicht, verdächtiges Gewebe zu entfernen und fachgerecht zu entsorgen. Als jemand, der im Vorstand der Österreichischen, Deutschen und Europäischen Gesellschaft für Pathologie nicht zuletzt für Qualitätsfragen zuständig ist, kann ich diese Frage mit einem ganz klaren JA beantworten: Die pathologische Untersuchung ist notwendig.

Zum einen haben Patientinnen und Patienten ein Recht darauf zu erfahren, ob es sich im konkreten Fall um eine harmlose Wucherung oder bereits um die Vorstufe eines Karzinoms handelt. Zum anderen dient die histologische Analyse ganz entscheidend der Qualitätssicherung für die endoskopische Diagnose. Erst mit dem pathologischen Befund in Händen, können Gastroenterologen sehen, ob sie mit ihrer Einschätzung richtig lagen und so ihre diagnostischen Fähigkeiten laufend verbessern. Zudem ermöglichen es diese Befunde abzuschätzen, ob beziehungsweise wann es sinnvoll ist, die Patienten zu einer Nachkontrolle einzuberufen.


Qualitätssicherung in den eigenen Reihen

Gleichzeitig muss die Pathologie aber auch die Qualität der eigenen Diagnosen sicherstellen. In einem Fachgebiet, das so dynamischen Veränderungen und Weiterentwicklungen unterworfen ist, bedeutet das nicht weniger als permanente Fort- und Weiterbildung. Die von Professor Klimpfinger und Professor Gschwantler bereits erwähnten Fortschritte bei der Identifizierung von Tumorvorstufen, sind dafür nur ein Beispiel. Als solche erkannt und damit korrekt klassifiziert werden diese serratierten Adenome erst seit 2005. Das bedeutet, dass sie in der Ausbildung eines Großteils der heute praktizierenden Pathologinnen und Pathologen noch gar nicht zum Stand des Wissens gezählt haben. Daneben gewinnen auch molekularpathologische Verfahren zunehmend an Bedeutung und erfordern eine ständige Weiterentwicklung des eigenen Wissenstandes und der eigenen Fähigkeiten.

So komplex, wie die moderne Pathologie geworden ist, haben wir uns zunehmend an internationalen Standards zu orientieren, die hochqualitative und reproduzierbare Ergebnisse garantieren. Die Österreichische Gesellschaft für Pathologie (ÖGPath) hat deshalb bereits eigene Qualitätsrichtlinien erarbeitet, die genau festlegen, wie mit den Materialien umzugehen ist. Dass wir ständig an der Weiterentwicklung dieser Standards arbeiten – und aktuell mit einer eigenen für Leitlinie für die Polypen-Entfernung auch auf europäischer Ebene einen Beitrag dazu leisten konnten, hat Professor Ferlitsch bereits erwähnt.


Qualitätssicherung durch Vernetzung

Es ist erfreulich, dass die Bemühungen um möglichst hohe Qualitätsstandards zunehmend auch durch internationale Netzwerke unterstützt werden. Als besonders erfolgreiches Beispiel möchte ich hier eine Initiative erwähnen, die 2012 von einer Arbeitsgruppe der European Society of Pathology ins Leben gerufen wurde. Das European Network of Gastrointestinal Pathology (ENGIP) arbeitet weniger wie eine klassische Fachgesellschaft, sondern bildet ein Netzwerk, in dem Guidelines, Konsensus-Papiere und andere relevante Informationen veröffentlicht, ausgetauscht und diskutiert werden können. Mittlerweile sind dort mehr als 420 Mitglieder aus 44 Nationen vertreten, darunter erfreulicherweise auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachgebieten, die ein spezielles Interesse an gastrointestinal-pathologischen Fragestellungen haben.

Zunehmend greift dieser Vernetzungsgedanke auch auf nationaler Ebene, was sich unter anderen daran zeigt, dass sich immer mehr Kolleginnen und Kollegen im Bedarfsfall um eine Zweitmeinung bei der Diagnose von komplexen Läsionen bemühen, die im Rahmen der Vorsorgekoloskopie gefunden und entfernt wurden; dazu zählen insbesondere die serratierten Adenome, aber auch frühe Karzinome. Das wird in internationalen Guidelines, zum Beispiel auch von der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE), zwar empfohlen, wurde bei uns aber lange Zeit nur bei der Diagnose von wenigen anderen Krankheiten praktiziert. Inzwischen bekomme ich – wie sicherlich auch Professor Klimpfinger – nahezu täglich konsiliarische Fälle für Darmkrebsdiagnosen zugesandt. Bei dieser wichtigen Schiene zur laufenden Qualitätsverbesserung hilft natürlich auch die zunehmende Digitalisierung, die es den Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, ihre Schnitte einzuscannen und ohne großen Aufwand weiter zu schicken.


Weiterbildung online

In naher Zukunft wird die Österreichische Gesellschaft für Pathologie ein weiteres Instrument zur Qualitätskontrolle und -verbesserung für ihre Mitglieder anbieten. Wir bereiten derzeit einen Ringversuch vor, für den wir 20 ausgesuchte Läsionen zusammengestellt haben. Diese werden demnächst auf einem Server verfügbar sein und können von allen Mitgliedern online in einem Multiple-Choice-Verfahren diagnostiziert werden. Für die erfolgreiche Bewältigung dieser durchaus diffizilen Aufgabenstellungen wird es eine Bestätigung geben, die für unsere Partner in der Gastroenterologie einen aussagekräftigen Qualitätsnachweis darstellen wird.


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