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Antidepressiva wirken auch als Entzündungshemmer

Forscher finden neuen Wirkmechanismus von Antidepressiva


Antidepressiva könnten künftig auch bei der Behandlung von Entzündungen und Autoimmunkrankheiten eingesetzt werden. Darauf weist eine Studie des Instituts für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg hin, die im "Journal of Immunology" vorgestellt wurde.

Sphingolipide sind die häufigsten Lipidbausteine von Zellmembranen. Frühere Arbeiten haben bereits belegt, dass Veränderungen im Sphingolipid-Metabolismus auch Infektionen und das Immunsystem beeinflussen können. Deshalb untersuchten die Forscher an einem Infektionsmodell des zentralen Nervensystems mit Masernviren in der Maus, ob das Fehlen der sauren Sphingomyelinase
(ASM) den Infektionsverlauf ändert.

Tatsächlich fanden sie sehr viel mehr infizierte Nervenzellen im Gehirn der ASM-defizienten Tiere. Weiterhin wurde die Rolle der Sphingolipide und Auswirkungen der Hemmung verschiedener Enzyme des Sphingolipidmetabolismus auf die zelluläre Immunantwort untersucht.

"Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl eine genetische Defizienz, wie auch eine pharmakologische Hemmung der ASM mit einem Antidepressivum wie Amitriptylin die Frequenz und Aktivität regulatorischer T-Zellen erhöht, beziehungsweise die Zahl konventioneller T-Zellen erniedrigt und dadurch das Verhältnis regulatorischer zu konventionellen T-Zellen erhöht", erklärt Jürgen Schneider-Schaulies, einer der Studienleiter.

Generell ist die Balance zwischen den verschiedenen T-Zell-Populationen ein wichtiger Faktor für ein funktionierendes Immunsystem. Abwesenheit regulatorischer T-Zellen führt zu Autoimmunerkrankungen, wogegen zu viele regulatorische T-Zellen eine effiziente Immunreaktion gegen Infektionen verhindern. "Die Hemmung der ASM hat also eine moderate Hemmung der Immunsuppression zur Folge", so Schneider-Schaulies: "Diese eindeutigen Ergebnisse wurden bislang in Mäusen und mit Immunzellen der Maus erzielt. Ob die Immunreaktion in Menschen ähnlich auf solche Inhibitoren reagiert, muss erst noch untersucht werden."

Die Befunde legten laut den Medizinern aber nahe, dass ASM-hemmende Substanzen wie Amitriptylin als potenzielle immunmodulatorische Therapeutika für die Behandlung entzündlicher und autoimmuner Erkrankungen in Betracht gezogen werden könnten.

Quelle: Journal of Immunology (abstract)/APA

Bildquelle: APA/BARBARA GINDL

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