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Kardiologie im Zentrum - Kardiale Rehabilitation

Kardiologie im Zentrum - Kardiale Rehabilitation

Der Kongress "Kardiologie im Zentrum" liefert uns weitere spannende Themen und Vortragsreihen.


Der Beginn des zweiten Tages steht ganz im Zeichen der Rehabilitation. Frau Dr. Andrea Podolsky machte mit einem sehr interessanten Vortrag über Leistungsdiagnostik als Basis der individualisierten Trainingstherapie den Anfang. Sie stellte die verschiedenen Stadien der kardialen Rehabilitation vor:

1.       Frühmobilisation im Krankenhaus

2.       Rehabilitation stationär oder ambulant – Aufklärung, Korrektur und die erste Trainingstherapie-Einheit

3.       Rehabilitation im Ambulatorium für die Stabilisierung des Patienten

4.       Teilnahme an Herzgruppen oder Selbsthilfeorganisationen (z.B. Herzverband)

Obwohl es keine klaren Beweise für eine niedrigere Mortalitätsrate bei Patienten, die eine solche Trainingstherapie durchgeführt haben, gibt, betonte Dr. Podolsky, dass die Trainingstherapie sehr wohl die Spitalsätze reduziert und die Lebensqualität der Patienten erhöht hat. Sport diene hier nicht als Spaß, sondern ganz klar als Therapiemethode. Das wichtigste hierbei sei, dass das Therapietraining nicht nur regelmäßig und systematisch durchgeführt werden soll, sondern auch, dass es ein fixes Ziel gibt: nämlich die Leistungsfähigkeit der Patienten zu verbessern. Das bedeutet aber auch, dass der Arzt - ähnlich wie bei Medikamentenverschreibungen - den Patienten im Detail durch z.B. Belastungstests untersuchen muss, um eine genaue Dosierung der Trainingstherapie empfehlen zu können. Mit Dosierung ist in diesem Fall die Häufigkeit, Intensität und Dauer des Trainings gemeint. 

 

Dr. Sebastian Globits und Dr. Josef Neubauer führten eine Problematik an, die nachher für regen Diskussionsbedarf sorgte. Nämlich, die Trainingstherapie bei sehr alten Patienten. Während Dr. Globits die allgemeinen positiven Aspekte und Vorteile der Trainingstherapie erläuterte, zeigte Dr. Niederbauer mit vielen selbst durchgeführten Studien die Effektivität der ambulanten Rehabilitation nach einer Revaskularisierung.

Einerseits ist die Verletzungsgefahr mit 20% bei normalen Alltagsaktivitäten und mit gar 60% beim Joggen sehr hoch. Auf der anderen Seite kann man den positiven Einfluss körperlicher Aktivität, im Besonderen die Trainingstherapie, nicht außer Acht lassen. Dr. Globits geht sogar so weit, eine effizient eingesetzte und andauernd regulierte Trainingstherapie als das beste „Medikament“ gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bezeichnen.

Eine sitzende Lebensweise (durchschnittlich 7,7h bei 20-29Jährigen und 9,6h bei 70-79Jährigen) ist nicht nur ungesund, sondern steigert sogar die Mortalität – Untrainierte Patienten haben eine um bis zu 52% höhere Mortalität. Auch wenn es in den letzten Jahren bereits einen Paradigmenwechsel gegeben hat, muss man dieser Tatsache unbedingt entgegensteuern.

Auch wenn es bis dato keine befriedigenden Studien zur Trainingstherapie für Patienten über 64 Jahren gibt, ist Dr. Globits davon überzeugt, dass eine angepasste Trainingstherapie – sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining - bei älteren Patienten nicht nur möglich, sondern auch steigerungsfähig ist. Um die Motivation zu steigern ist hier das Gruppentraining zu befürworten. Anzumerken sei hier auch, dass körperliche Ertüchtigung jegliche Art von Demenz-Erkrankungen nicht verhindern kann.

 

Einen sehr interessanten Beitrag lieferte anschließend Dr. Robert Berent über die klinische und diagnostische Statinunverträglichkeit und möglichen therapeutischen Alternativen. Besonders hervorzuheben unter den vielen Statinpräparaten sind Rosuvastatin und Atorvastatin, die den LDL-Wert um bis zu 50% senken. Eine der vielen Nebenwirkungen, wie erhöhte Leberwerte und das Neuauftreten von Diabetes, sind Muskelbeschwerde. Diese werden in verschiedensten Begriffen eingeteilt bzw. zusammengefasst, wie Myopathie, Myalgie, Myositis oder Rhabdomyolysis. Diese Muskelbeschwerden treten nach verschiedensten Studien mit einer Häufigkeit von 15-20% auf. Bei Sportlern treten diese Nebenwirkungen sogar bei nahezu 100% aller Patienten auf. Die Ursachen dafür sind allerdings noch weitest gehend unerforscht. Als eine mögliche Konsequenz erwähnt Dr. Berent die Methode „Rechallenge“. Dabei wird das Statin-haltige Medikament komplett abgesetzt, ein Wash-out am Patienten durchgeführt und anschließend das Medikament erneut mit niedrigerer Dosis eingenommen oder ein anderes Statin-Präparat verwendet.

Besonders betonte Dr. Berent, wie wichtig es sei, sich in dieser Situation viel Zeit für den Patienten zu nehmen. Denn eine richtige Diagnose und Einstellung sei hier das Um-und-Auf.

 

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