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Rheuma als Auslöser chronischer Augenentzündungen

Rheuma kann in Kombination mit Erkrankungen der Augen auftreten. Univ.-Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer über die Wichtigkeit regelmäßiger augenärztlicher Untersuchungen von Betroffenen – besonders bei kindlichem Rheuma.
Rheuma hat viele Erscheinungsbilder und kann von diversen Krankheiten begleitet sein –unter anderem auch von Augenerkrankungen. Bei der Pressekonferenz der Österreichischen Rheumaliga anlässlich des Weltrheumatages (12. Oktober) äußerte sich Univ.-Prof. Dr. Talin Barisani-Asenbauer, Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie, zum Thema:
Rheuma und Auge
Augenerkrankungen können bereits vor, während, aber auch erst nach einer Gelenkserkrankung beginnen, je nach Rheuma-Typ unterschiedliche Formen annehmen und in ihrer Ausprägung von relativ harmlos bis hin zur Erblindung reichen. Sie können auch als Nebenwirkungen einer Rheumatherapie entstehen und anfangs ohne Symptome sein. Daher sind für Betroffene regelmäßige augenärztliche Untersuchungen wichtig – insbesondere bei kindlichem Rheuma (Juvenile idiopathische Arthritis, JIA) – sowie eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit von Rheumatologen und Augenärzten.
Vorsorgeuntersuchungen als Präventionsmaßnahme
Das
Spektrum möglicher Augenerkrankungen im Zusammenhang mit
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist breit. Beispielsweise treten bei
rheumatoider Arthritis besonders häufig Erkrankungen der Augenoberfläche wie
etwa das Trockene-Auge- oder Leder- bzw. Hornhautentzündung auf. Hingegen sind
bei Rheuma-Erkrankungen wie Morbus Bechterew, Reiter-Syndrom, Vaskulitiden etc.
neben oberflächlichen auch mehr im Augeninneren befindliche Erkrankungen
verbreitet, wie etwa Entzündungen der mittleren Augenhaut (Uveitiden). Während beispielsweise
das trockene Auge relativ harmlos ist, jedoch die Lebensqualität maßgeblich
beeinträchtigen kann, können manche der Augenentzündungen sogar bis zur
Erblindung führen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist daher
ausschlaggebend für den Erhalt des Sehvermögens. Eine zentrale Rolle dabei
spielen regelmäßige
Vorsorgeuntersuchungen – sowohl eine jährliche Gesundenuntersuchung als auch
ein jährlicher Besuch beim Augenarzt ab dem 40. Lebensjahr. Einmal pro Jahr sollten jedenfalls Menschen mit einer Autoimmunerkrankung zum
Augenarzt gehen.
Problematik der Diagnose
Die Diagnose von rheumatisch bedingten Augenerkrankungen ist meist problematisch, da sie einerseits zu jedem Zeitpunkt – oft lange Zeit vor der Manifestation der Gelenkserkrankung – auftreten können; andererseits können sie häufig auf weite Sicht beschwerdelos bestehen und dadurch erst spät entdeckt werden. Dies ist besonders bei Kindern mit Juveniler Idiopathischen Arthritis der Fall: Sie entwickeln sehr häufig eine innere Augenentzündung, die aber von außen nicht erkennbar ist. Das heißt, diese Kinder müssen bei Erstmanifestation der Arthritis alle sechs Wochen augenärztlich untersucht werden, damit eine Entzündung rechtzeitig erkannt und behandelt werden kann.
Aufgrund dieser Vielgestaltigkeit ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und das gemeinsame Verständnis für die Problematik zwischen spezialisierten Augenärzten und Rheumatologen erforderlich.
Verschiedene Therapiemöglichkeiten
Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass nicht jede Augenerkrankung bei einem Rheumapatienten auch tatsächlich rheumatisch bedingt sein muss. Daher muss die Ursache sorgfältig abgeklärt werden. Handelt es sich um eine Infektion, muss diese gezielt behandelt werden. Als primäre Behandlung wird in der Regel Kortisol verabreicht, außerdem wirken auch Biologika bei nicht-infektiösen sehbedrohlichen Entzündungen gut.
Rheumapatienten ist generell zu empfehlen, sich bei Auftreten von Augenbeschwerden wie Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit, Schlieren-Sehen, Sehverminderung oder Organgefühl (Spüren des Auges) sobald als möglich an einen Augenarzt zu wenden.
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