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Neue Bindungspartner von Helicobacter pylori gefunden

Erkenntnis könnte zu nebenwirkungsärmeren Therapien führen


Künftig könnte dem Magenbakterium Helicobacter pylori präventiv und therapeutisch neu begegnet werden. Einen Ansatz dafür haben Forscher der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Duisburg-Essen entwickelt, der in "Nature Microbiology" vorgestellt wurde.

Um im menschlichen Magen dauerhaft zu überleben, muss sich Helicobacter pylori an die Epithelzellen in der Magenschleimhaut anheften. Die Wissenschaftler konnten nun erstmals eine sehr spezifische und besonders starke Variante dieser Bindung nachweisen.

Das bakterielle Oberflächenmolekül HopQ verknüpft sich im Magen mit "Carcinoembryonic antigen related cell adhesion molecules" (CEACAM). "Diese Bindung ist im Gegensatz zu den bisher bereits bekannten Bindungspartnern des Bakteriums unabhängig von Zuckerstrukturen. Das scheint dafür zu sorgen, dass sie im sauren Milieu des Magens besonders stabil ist", erläutert Bernhard B. Singer, einer der Studienleiter. CEACAMs kommen nicht im gesunden Magengewebe, sondern vor allem bei einer Gastritis vor, die durch eine Infektion mit Helicobacter pylori hervorgerufen wird.

Helicobacter pylori übertragen weitere Proteine (Virulenzfaktoren) auf die Magenzellen

"Man könnte also sagen, dass sich die Keime zusätzliche und besonders starke Bindungsmöglichkeiten verschaffen, indem sie die Bildung von CEACAMs anregen", so Singer. Einmal an CEACAM gebunden, kann Helicobacter pylori weitere Proteine (Virulenzfaktoren) auf die Magenzellen übertragen. Dieses Sekretionssystem trägt maßgeblich dazu bei, dass Magengeschwüre und Magenkrebs entstehen können. "Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass HopQ diagnostisch und therapeutisch genutzt werden könnte", sagt Studienleiter Markus Gerhard.

Die Wissenschaftler erforschen derzeit verschiedene Ansätze, um die bisherigen nebenwirkungsbelasteten Therapieformen bei Helicobacter pylori-Infektionen zu ersetzen. Mit einer löslichen Variante von HopQ oder Teilen des Proteins könnten die Bindung des Bakteriums an die Magenzellen verhindert und somit möglicherweise schädliche Effekte des Keims unterbunden werden. Eine weitere Option ist die Entwicklung von Antikörpern gegen CEACAMs. Darüber hinaus wird erwogen, gegen HopQ zu immunisieren und damit den Körper gegen die Bakterieninfektion zu impfen.

Quelle: Nature Microbiology/APA

Bildquelle: APA/Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie/A9999 Db Volker Brinkmann

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