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Primärversorgung Neu: was kann sie für Patienten und Ärzte leisten?

Primärversorgung Neu: was kann sie für Patienten und Ärzte leisten?

Bei der Bundesgesundheitskonferenz wurde Ende März 2014 die Neugestaltung der österreichischen Primärversorgung gestartet. Was kann und soll diese für Patienten und Ärzte, Vetreter anderer Gesundheitsberufe sowie für das Gesundheitssystem in Österreich eigentlich tun?


Was ist eigentlich Primärversorgung?

Primärversorgung ist ein Teil der Gesundheitsversorgung im Gesundheitssystem, die als erste Versorgungsinstanz gilt. Im österreichischen Gesundheitswesen erfüllen vor allem HausärztInnen diese Aufgabe.

Laut § 3 Z 7 Gesundheits-Zielsteuerungsgesetz wird Primärversorgung („Primary Health Care“) als die „allgemeine und direkt zugängliche erste Kontaktstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen im Sinne einer umfassenden Grundversorgung“ definiert. Nach dieser Begriffsbestimmung sollte sie auch den Versorgungsprozess koordinieren sowie ganzheitliche und kontinuierliche Betreuung gewährleisten.

Somit ist die Primärversorgung in ihrer Funktion von der zweiten (ambulante Versorgung durch niedergelassene FachärztInnen, Ambulatorien und Spitalsambulanzen) und der dritten Versorgungsebene (spezialisierte Versorgung durch Spitäler) zu unterscheiden.

Warum Primärversorgung neu gestalten?

Die bestehenden gesellschaftlichen Veränderungen wie etwa die älter werdende Bevölkerung, die Zunahme an chronischen und Langzeiterkrankungen, die technischen Innovationen etc., die mit der Globalisierung einhergehen, verlangen nach einer Neugestaltung des Gesundheitssystems. Im Zuge des demographischen Wandels, der Steigerung der Gesundheitsausgaben und zunehmender Mängel in der hausärztlichen Versorgung, wurde in der Bundes-Zielsteuerungskommission am 30. Juni 2014 das Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich beschlossen.

Im Kern des Konzepts ist die umfassende Versorgung der Bevölkerung verankert, die durch bessere Kommunikation und Kooperation zwischen den Versorgungsbereichen realisiert werden soll. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Vernetzung der vorhandenen Strukturen im Gesundheitssektor, um in Zukunft eine optimale Versorgung zu gewährleisten.

Primärversorgung als Kern eines gemeinschaftsorientierten Netzwerkes

Die Primärversorgung Neu ist als eine weiterentwickelte, vernetzte, räumlich und zeitlich einfach zugängliche Form der bestehenden Primärversorgung konzipiiert. Zentrale Rolle hier spielt das Arbeiten in Netzwerken, also die enge Zusammenarbeit verschiedener Gesundheitsberufe aus allen Versorgungsebenen, wobei die Kooperation zwischen Fachärzten, Ambulanzen und Krankenhäusern als strukturiert arbeitendes Team unterstützt und erleichtert werden soll, um somit schließlich die Effizienz der ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Versorgung zu fördern.

So sollte das Primärversorgungsteam in Zukunft funktionieren (Quelle: Multiprofessionelles und interdisziplinäres Primärversorgungskonzept, S.16)

Dabei sollen vor allem die Rollen der HausärztInnen und AllgemeinmedizinerInnen, die nämlich den Kern der Primärversorgungsteams bilden sollen, gestärkt und weiterentwickelt werden, indem PatientInnen umfassende Gesundheitsleistungen angeboten werden und gleichzeitig eine, der gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen entsprechenden, Arbeitsform für ÄrztInnen und andere Gesundheitsberufe geschaffen wird.

Was bringt die Primärversorgung Neu PatientInnen?

Für PatientInnen bringt die Neugestaltung der Primärversorgung vor allem längere Öffnungszeiten, ein optimiertes Angebot an medizinischer Grundversorgung sowie eine multiprofessionelle und vernetzte Betreuung.

Die Vorteile für PatientInnen im Überblick:

  • Besserer Zugang zur Primärversorgung – vor allem an Tagesrandzeiten und am Wochenende;
  • Erweitertes Leistungsangebot in der Primärversorgung: ein medizinisches Team aus verschiedenen Gesundheitsberufen steht zur Verfügung;
  • Verbesserte Koordination zur Reduktion unnötiger Patientenwege zwischen unterschiedlichen diagnostisch und therapeutisch tätigen Einrichtungen;
  • Kontinuität der Betreuung – besonders für chronisch Erkrankte, Kinder und Jugendliche sowie für ältere Personen;

Was bringt die Primärversorgung Neu ÄrztInnen?

Für ÄrztInnen und weitere Gesundheitsberufe bedeutet die Neugestaltung der Primärversorgung in erster Linie erleichterte kooperative Teamarbeit, die einzelne Teammitglieder von Bürokratie entlastet, Flexibilität im Arbeitsalltag und dadurch Verbesserung der Arbeitszeitmodelle, um Arbeits- und Privatleben in Einklang zu bringen (sog. Work-Life-Balance).

Die Vorteile für ÄrztInnen im Überblick:

  • Förderung der Kommunikation, Koordination und des fachlichen Austauschs durch Teamarbeit zwischen den verschiedenen Versorgungsbereichen;
  • Flexibleres Arbeitszeitmodell, welches die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt;
  • Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben durch familienorientierte Arbeitszeitmodelle fördern (ausgewogene Work-Life-Balance);
  • Weiterentwicklung praxisbezogener Ausbildung;

Zusammenfassend soll die Primärversorgung Neu österreichweit die immanente Rolle der Allgemeinmedizin im gesamten Gesundheitssystem stärken und somit die Qualität der Primärversorgung optimieren und sichern. Darüber hinaus sollen Arbeitsplätze für HausärztInnen attraktiver gestaltet werden, um Leerstellen in Zukunft zu kompensieren.

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit und Frauen

„Das Team rund um den Hausarzt“: das Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich; 

Bundesgesetz zur partnerschaftlichen Zielsteuerung-Gesundheit;

 

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