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Life Science-Strategie soll Österreich unter den Top-Drei-Standorten im Bereich positionieren

Life Science-Strategie soll Österreich unter den Top-Drei-Standorten im Bereich positionieren

27 Maßnahmen definiert - Neues Stammzellforschungszentrum und Translational Research Center


Eine "Zukunftsstrategie Life Sciences und Pharmastandort Österreich" hat Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) am Mittwoch in Wien präsentiert. Mit den in der Strategie definierten 27 Maßnahmen "wollen wir auf dem Weg zum Innovation Leader eine unserer Kronjuwelen in der Forschung, die Life Sciences, weiter stärken und unter die Top-Drei-Standorte weltweit vorstoßen", sagte Mahrer.
Im Bereich Life Science sind 823 Unternehmen mit 52.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 19,1 Mrd. Euro tätig (Daten 2014). In der Forschung arbeiteten 20.000 Personen in 31 Unis und Fachhochschulen mit einem Jahresbudget von 1,4 Mrd. Euro. Zum jährlichen Forschungsoutput werden 8.000 Studienabschlüsse, 8.700 Publikationen und 215 Patentanmeldungen gezählt. Einer Analyse des Ökonomen Gottfried Haber zufolge bringt alleine die "Pharmabranche im weiteren Sinne" mit 63.000 Beschäftigten eine Wertschöpfung von 9,6 Mrd. Euro, was 2,8 Prozent des heimischen BIP entspricht.
Als Stärken der Branche werden in der - partizipativ erstellten - Strategie u.a. eine exzellente Grundlagenforschung, die wachsende Biotech-Start-Up-Szene, ein gutes Fördersystem für Wissenschafts-Wirtschafts-Kooperationen und Gründungen, hohe steuerliche Forschungsincentives und der international bekannte Life Science Cluster Österreich mit Zentrum Wien genannt. Zu den Schwächen zählt die Strategie die niedrigen Ausgaben für Grundlagenforschung, insbesondere die Ausstattung des Wissenschaftsfonds FWF, keine kapazitätsorientierte Uni-Finanzierung, erschwerte Bedingungen für die klinische Forschung aufgrund des starken Versorgungsfokus des klinischen Personals und des Arbeitszeitgesetzes und zu schwach ausgeprägtes Entrepreneurship.

Gründungen und Aufbau einer digitalen Infrastruktur
In der Strategie werden von der Grundlagenforschung über die klinische Forschung bis zu Unternehmen 27 Maßnahmen definiert. Bereits bekannt ist die Gründung eines Stammzellforschungszentrums am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Das Budget dafür beträgt 27 Mio. Euro bis 2020, vom Bund kommen 15 Mio. Euro, der Rest von der Stadt Wien und dem IMBA. Die Investitionen wurden im Vorjahr IMBA-Chef Josef Penninger zugesagt, damit dieser nicht nach Deutschland wechselt.
Weiters soll ein "Translational Research Center" gegründet werden, um Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zu verwerten. In den nächsten zehn Jahren sind dafür 40 Mio. Euro vorgesehen, davon trägt der Bund 8,3 Mio. Euro, der Rest soll von der Industrie und dem Zentrum selbst aufgebracht werden. Die Mittel für die beiden Maßnahmen sollen aus der kürzlich von der Regierung beschlossenen, noch nicht budgetierten "Forschungsmilliarde" kommen.
In den Bereichen "Personalisierte Medizin" und "Big Data" nannte Mahrer den Aufbau einer eigenen digitalen Infrastruktur für den Life Science-Bereich. Zudem wolle man die Vernetzung zwischen den Forschungsteams und den Infrastrukturen fördern. Allgemein soll eine Datenbank einen besseren Überblick über mögliche Zugänge zu Forschungsinfrastrukturen geben.

Effizienzsteigerung in der Grundlagenforschung
In der Grundlagenforschung soll es in Lehre und Forschung zu "Synergie- und Effizienzsteigerung" kommen. Konkrete strukturelle Maßnahmen werden dafür in der Strategie nicht genannt. Man wolle dem laufenden Projekt "Zukunft Hochschule" nicht vorgreifen, sagte Mahrer. Dabei gehe es nicht nur um die Abstimmung des Studienangebots, sondern auch der Forschungsschwerpunkte im Tertiärbereich sowie zwischen universitären und außeruniversitären Bereich. Ergebnisse sollen Mitte 2017 vorliegen.
Bei der Präsentation der Strategie zeigten sich Wirtschafts- und Wissenschaftsvertreter zufrieden mit dem Papier, sparten aber nicht mit Wünschen an die Politik. George Zarkalis, Country President von Austria Novartis Pharma, verwies auf die in der Strategie genannte Schwäche "geringer Anreize für Innovation durch ein restriktives/konservatives Erstattungssystem bei Arzneimitteln". Für ihn stelle sich die Frage, ob Österreich ein führendes Innovationsland sein kann, "wenn Patienten nur einen restriktiven Zugang zu innovativen Medikamenten haben oder sie nicht voll vom medizinischen Fortschritt profitieren können". Er sei sehr froh, dass als eine der Maßnahmen eine gemischte Arbeitsgruppe geplant sei. Begrüßt wird von Zarkalis zudem die in Aussicht gestellte Erhöhung der Forschungsprämie.
Giulio Superti-Furga, wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW forderte u.a. eine "dezidierte Förderung der Exzellenz in der Grundlagenforschung". Wert legt er dabei auf einen "fairen Wettbewerb", den er angesichts von Boni für die Einwerbung von Drittmittel für einzelne Institute derzeit nicht gegeben sieht.

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Quelle: APA

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