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Mythos Tuberkulose

Mythos Tuberkulose

Tuberkulose ist eine Infektionserkrankung, die durch Bakterien verursacht wird. Die Übertragung der TBC geht ausschließlich über Tröpfcheninfektion (niesen, husten, sprechen). Dr. OA Schreiber im Gespräch mit CredoMedia.


Was ist Tuberkulose?

Tuberkulose ist eine Infektionserkrankung, die durch Bakterien verursacht wird. Diese Bakterien heißen Mykobakterien. Hierbei handelt es sich um eine sehr große Familie (bestehend aus ca. 100 Arten. Der Klassiker ist das Mycobacterium tuberculosis. Das ist ansteckend, allerdings nicht hochinfektiös! Ein immunkompetenter Mensch bekommt im Regelfall sehr selten TBC. Es gibt immer wieder Tuberkulose-Fälle, die vergesellschaftet sind mit dem Zustand nach einer Chemotherapie, einer Bestrahlung oder einem Tumor. Diese Patienten sind immunschwach – die Chemotherapie schwächt die Immunität. Oft ist TBC auch mit HIV, Autoimmunerkrankungen oder mit der Multi-Morbidität im hohen Alter vergesellschaftet.

Zu den Mykobakterien zählt auch das Mycobacterium leprae, welches die Krankheit Lepra verursacht. Es gibt auch atypische Mykobakterien (=nichttuberkulöse Mykobakterien), diese führen zu einem eigenen Krankheitsbild. Darunter fällt auch eine Unzahl von Bakterien, die in der Regel weder ansteckend noch hoch pathogen sind. Bei Immunschwäche kann man zwar radiologische Veränderungen oder Probleme bekommen, aber sie sind sehr selten und nicht ansteckend.

Wann genau bzw. warum war es früher so häufig?

Das war hauptsächlich rund um die Kriegszeiten. Die Leute hatten nichts zu essen und einen wahnsinnigen Stress. Außerdem gab es auch keine Medikamente gegen TBC. Daher ist die TBC immer noch eine Erkrankung, die vom Mythos von früher lebt. Die Leute haben immer noch die 30er-50er Jahre im Kopf. Da hat es sehr viele Fälle gegeben hat, in denen man keine Medikamente hatte und man auch an der Tuberkulose durchaus noch gestorben ist. Aber das war bedingt durch die Gesamtsituation der damaligen Zeit. Trotzdem verbinden heutzutage die Menschen immer noch Tuberkulose mit dem Tod.

Wie häufig tritt diese Erkrankung in Österreich auf?

In Österreich gibt es ca. 600 Fälle pro Jahr und das bleibt konstant. Das ist verhältnismäßig wenig. Es kam auch in den letzten Jahren zu keinen Todesfällen mehr bedingt durch TBC. Natürlich kann es unbehandelt immer noch zum Tod führen. Aber wir haben heute die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten, sowohl bei normaler, als auch bei multiresistenter TBC. Es gibt mind. 20 verschiedene Antibiotika am Markt. Die Tuberkulose wird durch diese Medikamente nicht nur besser, sondern meist völlig ausgeheilt. Betont werden muss auch, dass durch die große Flüchtlingswelle im letzten Jahr, die Gesamtzahl an Tuberkulosefällen in Österreich nicht nennenswert angestiegen ist.

Wie ist die Situation in anderen Ländern? In welchem Land ist die Häufigkeit am Höchsten und warum?

Das hängt vom jeweiligen Gesundheitswesen ab. In Österreich gibt es ein eigenes Tuberkulosegesetz, das jetzt novelliert worden ist. Jeder Patient, der TBC hat bzw. bei dem eine Therapie eingeleitet wird, muss behördlich gemeldet werden. Das betrifft nicht nur den Patienten selbst, sondern auch seine Umgebung, die wird konstant untersucht. Jeder, der eine gewisse Zeit mit einem TBC-Patienten Kontakt hatte, muss zu einer behördlichen Untersuchung.

Österreich, Deutschland und Luxemburg verzeichnen sechs bis sieben Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner im Jahr. Das liegt völlig im europäischem Spitzenfeld. Allerdings gibt es im europäischem Raum immer noch Länder, wie beispielsweise Rumänien mit 156 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner, die deutlich höher liegen. Moldawien liegt bei 250-260 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Und das dürfte nicht sein, da eine Therapie für die einfache TBC mit einer Dauer von sechs Monaten insgesamt nur ca. 700€ kostet.

Wie kann man sich mit Mykobakterien infizieren, die Tuberkulose verursachen?

Die Übertragung der TBC geht ausschließlich über Tröpfcheninfektion (niesen, husten, sprechen). Ähnlich wie bei der Übertragung von Schnupfen. Allerdings ist die Pathogenität der TBC-Keime verhältnismäßig minimal im Gegensatz zu Schnupfen. TBC kann prinzipiell in jedem Organ auftreten: Augen, Schilddrüse, Lymphknoten, Haut, Pleura, Herzbeutel, abdominelle Knochen. Die Therapie ist immer die gleiche, weil die Erreger auch die gleichen sind. Nur die Therapiezeit muss entsprechend dem Organ angepasst werden, da beispielsweise der Knochen schlechter durchblutet ist, verlängert sich auch die Therapiezeit. Die Lunge bleibt mit ca. 80% jedoch das am häufigsten betroffene Organ, nur ca. 20% sind extrapulmonal.

Ansteckung, Krankheitsverlauf und Symptome

Wir nehmen als Beispiel die Lunge. Wenn eine Person noch niemals Kontakt mit einem Tuberkulose-Erreger hatte, liegt ein negativer Mendel-Mantoux-Test (Hauttest) sowie ein negativer Bluttest (=IGRA: Interferon-Gamma-Release Assay) vor. Hat diese Person dann allerdings Kontakt mit TBC, dann passiert in 50 bis 75% der Fälle gar nichts, d.h. die Erreger nisten sich nicht ein. Wenn sie sich einnisten, dann entsteht ein Primärkomplex, d.h. in der Lunge bildet sich ein radiologischer Fleck von 1-2 cm. Der ist symptomatisch stumm. Nach sechs bis acht Wochen beginnt dann die körpereigene Immunität diesen Fleck abzukapseln und hält den Erreger in Schach. Diese Personen haben dann einen positiven Haut- bzw. Bluttest, d.h. es werden zwar Antikörper dagegen gebildet, aber die Veränderungen im Röntgen verschwinden in der Regel völlig. 90% aller Fälle verlaufen auf diese Art und Weise. Im Prinzip entwickeln nur 10% der Fälle eine Tuberkulose. Die Ansteckungsgefahr liegt also im Promille-Bereich.

Wenn eine Tuberkulose ausbricht, dann entwickeln 50% innerhalb von zwei Jahren nach Kontakt eine Tuberkulose. Die anderen 50% erst nach zwei Jahren. Also sehr langsam. Es kann also passieren, dass Patienten sich in der Kriegszeit mit TBC angesteckt haben, aber erst jetzt, bedingt durch die Multimorbidität im Alter die Krankheit ausbricht.

Die Symptome sind anfangs relativ gering. Früher hieß die Tuberkulose auch Schwindsucht. Der Grund dafür liegt im Krankheitsverlauf. Frühsymptome sind etwa leichter Husten, gelegentliches Schwitzen, Schwächegefühl, wenig Appetit und geringer Gewichtsverlust. Der Patient fühlt sich nicht wirklich fit, aber auch nicht unbedingt krank. Unbehandelt werden die Symptome dann innerhalb von Wochen bis Monaten immer stärker. Dazu kommen Fieber, Appetitlosigkeit, massiver Husten mit Blut und die Kräfte schwinden allmählich dahin, was schlussendlich zum Tod führt.  

Die Tuberkulose-Bakterien zerstören die Lunge, indem sie Löcher machen, was irgendwann zu Luftnot führt. Ähnlich wie ein bösartiger Krebs, halten sie sich nicht an Grenzen. Die Bakterien wachsen in Lymphgefäße oder in Blutgefäße ein und werden dort durch den Körper vertragen. Sie können überall im Körper streuen. Das ist allerdings eher selten.

Tuberkulose ist in jedem Stadion heilbar!

 

Bildquelle: greenapple78 / 123RF

Dieser Artikel wurde mit Untersützung von Key Account Mangerin Birgit Lopez, BSc erstellt.
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