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Sexroboter: sind wir bereit dafür?

Sexroboter: sind wir bereit dafür?

Der Mensch hat sie entwickelt und jetzt fragt man sich, ob man dafür bereit ist – für Sexroboter. Was Amerikaner und Europäer davon halten hat Prof. Matthias Scheutz im Rahmen der Tagung „Sexualmedizin Interdisziplinär“ (01.-03.12.2016) in Wien anhand der ersten Studie im Bereich beleuchtet.


Beim dritten Kongress der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Sexualmedizin und der sexuellen Gesundheit „Sexualmedizin Interdisziplinär“, der am Wiener AKH von 01.12. bis 03.12. stattfand, stellte Prof. Matthias Scheutz die erste wissenschaftliche Studie, die sich mit den Einstellungen von Menschen zum Thema Sexroboter auseinandersetzt, vor. Die Studie wurde von Prof. Scheutz und seinem Team im Rahmen eines Forschungsprojekts der Tufts University in Medford, Massachusetts durchgeführt.

Sexroboter: was Amerikaner und Europäer dazu meinen

Sexroboter gewinnen in der gegenwärtigen medialen Diskussion über Technologie und die Zukunft menschlicher Beziehungen eine durchaus wichtige Rolle. Um die Beziehung der Zukunft – diejenige zwischen Menschen und Sexrobotern – besser zu verstehen und weil noch keine soliden empirischen Daten im Bereich vorhanden sind, wurde die Studie ins Leben gerufen. Als eine Online-Befragung konzipiiert, die zuerst in den USA und dann in Europa durchgeführt wurde, wollten die Forscher an der Tufts University herausfinden, wie die Ansichten zu Sexrobotern sind, was sich Menschen darunter vorstellen, welche Anwendungsbereiche als legal gesehen werden sowie welche Formen sie annehmen dürfen, da sich Hersteller von sozialen Robotern sich nur auf menschliche Gestalten beschränken.

Kaum überraschend ist das Ergebnis der Analyse, dass ein stark ausgeprägter Geschlechterunterschied bei der Frage besteht, ob die Versuchspersonen einen Sexroboter verwenden würden – mehr als zwei Drittel der befragten Männer waren dafür, während fast zwei Drittel der Frauen dagegen waren. Allerdings assoziieren sowohl Männer, als auch Frauen einen Sexroboter eher mit Masturbation als mit Sex und stellen sich ihn eher als den Gebrauch eines Vibrators als den Sex mit einem Menschen vor. Insgesamt zeigen die unterschiedlichen Meinungen der Geschlechter bezüglich Sexroboterformen und –anwendungen, dass es notwendig ist, eine umfassende Diskussion über die geschlechtsspezifische Bedeutung von Sexualität und Intimität in Partnerschaften durchzuführen.

Die Studie konnte zeigen, dass minimale Unterschiede in den Ansichten zu den elektronischen Liebesdienern in Europa und in den USA bestehen. Übereinstimmung zeigten sich in fast allen untersuchten Kategorien. Eine der wenigen Ausnahmen ist, dass Europäer etwas konservativer in Sachen einen Roboter als Freund zu akzeptieren sind und es eigentlich ablehnen. Schlussendlich weisen die Forscher darauf hin, dass die ethische Problematik wie der Einfluss, den soziale Roboter auf menschliche Beziehungen und Sexualität haben werden, jedenfalls an längerfristigen Forschungsanalysen zum Thema und einen breiteren gesellschaftlichen Diskurs verlangen.

Kontroversen um die Liebe der Zukunft

Diverse Unternehmen, die vor allem in Japan und in den USA ansässig sind, modellierten mittlerweile verschiedene Versionen von Sexrobotern (Preise variieren stark) – manche davon sind mit Sensoren, die bei Berührung Körperwärme simulieren, ausgestattet. Der Gedanke hinter solchen Projekten, die die Interaktion zwischen Mensch und Maschine weitaus evolutioneren werden: eine emotionale Bindung nicht nur an den Roboter als Maschine, sondern an seiner „Seele“ herzustellen – mittels künstlicher Intelligenz sollen Sexroboter in Zukunft zu richtigen Partnern werden. Eine Art „künstliche“ Liebe quasi.

Dass das Thema in Zukunft ein breites Diskussionsfeld eröffnet, zeigt unter anderem der kommende Zweite Internationale Kongress „Love and Sex with Robots“ (19-20.12.2016, London). Neben der lauten rechtlichen und (medizin-)ethischen Debatte, die dieser Trend aufwirft und weiter auslösen wird, fragt man sich leise, ob Sexroboter in Zukunft eine Gefahr für menschliche Beziehungen darstellen werden. Und während Futuristen die Meinung vertreten, dass Liebe mit Robotern in Zukunft so üblich sein wird, wie Liebe mit Menschen, hoffen Romantiker wohl schon jetzt auf eine negative Antwort.

 

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