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Neustrukturierung der Primärversorgung – „Zurück an den Start!“

Neustrukturierung der Primärversorgung – „Zurück an den Start!“

ÖÄK-Wechselberger: „Erfolgreiche Umsetzung nur unter Einbindung der Ärzteschaft möglich“


Der Gesundheitsausschuss des Nationalrates hat in seiner letzten Sitzung festgestellt, dass der Beschlussfassung der Artikel 15a-Vereinbarungen und des Vereinbarungsumsetzungsgesetzes 2017 eine Neustrukturierung der Primärversorgung folgen sollte. Die Abgeordneten gehen in ihrer Feststellung davon aus, dass eine Regierungsvorlage dazu in der ersten Jahreshälfte 2017 vorgelegt wird.

„Als einmalige Chance, den verfahrenen Karren noch einmal flott zu bekommen“, bezeichnete Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), am Montag in einer Aussendung den Auftrag der Parlamentarier. „Jeder in Österreich weiß, dass es dringend geboten ist, die Primärversorgung zu stärken“, so der Kammerpräsident. Er verweist dabei auf das Konzept „Das Team rund um den Hausarzt“, das die Bundes-Zielsteuerungskommission 2014 beschlossen hat. Es bilde eine gute und konsensuelle Grundlage zum Ausbau der Primärversorgung, wie es dem internationalen Standard entspricht: multiprofessionell und interdisziplinär unter der Federführung einer gestärkten Allgemeinmedizin.

Ganzheitliche und kontinuierliche Betreuung gewährleisten

Damit garantiere sie die umfassende Grundversorgung durch einen allgemeinen und direkt zugänglichen ersten Kontakt für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Sie soll den Versorgungsprozess koordinieren und die ganzheitliche und kontinuierliche Betreuung gewährleisten. Im Zentrum der Neuausrichtung und Stärkung der Primärversorgung steht das Prinzip des Arbeitens in Netzwerken, in denen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte mit spezifischen Berufsgruppen des Gesundheits- und Sozialwesens strukturiert zusammenwirken. Je nach regionalen Anforderungen können Versorgungsnetzwerke auch durch Primärversorgungs-Einrichtungen, die an einem Standort konzentriert sind, ergänzt werden.

Als „viel zu technokratisch und strukturverliebt“ bezeichnete Präsident Wechselberger die gescheiterten Versuche der vergangenen Monate. Statt theorielastiger Konstrukte, die der österreichischen Versorgungsrealität nicht gerecht werden, fordert Wechselberger den Neustart der Diskussion „unter Einbindung praxis- und systemerfahrener Partner“, wie sie in den Ärztekammern zu finden seien.

„Es ist an der Zeit, dass sich die politischen Entscheidungsträger zu einem konstruktiven und nachhaltigen Dialog mit der Ärztekammer bereit erklären. Dieser ist auf oberster politischer Ebene zu starten. Wir suchen das Gespräch und sind offen dafür, einen Konsens zu finden, der für alle tragfähig und umsetzbar ist.“

Gerade in einem so fundamental wichtigen Bereich wie der Primärversorgung sei es unumgänglich, einen in der Demokratie üblichen Diskurs aufzusetzen. „Worin wir uns wohl alle einig sind: Wir möchten verhindern, dass Gesetze von Technokraten aufgestellt werden und dann in der Realität nicht umsetzbar sind“, ergänzt Wechselberger.

Die ÖÄK unterstütze den Grundgedanken der Primärversorgung, schließlich werde diese – trotz fehlender öffentlicher Unterstützung – von tausenden, engagierten Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern seit Jahren gelebt. Die Interessensvertretung der Ärzteschaft wolle jedoch in der Gestaltung und Umsetzung mitbestimmen, „wohin die Reise geht“, so der ÖÄK-Präsident. „Denn schließlich sind es wir Ärzte, die im täglichen Kontakt mit den Patientinnen und Patienten stehen und genau wissen, wo der Schuh drückt“, so Wechselberger abschließend.

Quelle: ÖÄK

Bildquelle: shutterstock

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